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chen wollen. Interessant, immerhin auch für Sie als Staatsanwalt, dürfte nun<br />

sein, zu erfahren, ob sich die Neue Freie Presse nicht unter <strong>de</strong>n Gläubigern<br />

<strong>de</strong>s Bankhauses Wasserberger befin<strong>de</strong>t, das ihr vielleicht doch die <strong>An</strong>noncengel<strong>de</strong>r<br />

schuldig geblieben ist, wie <strong>de</strong>m Garagenbesitzer das Benzin, und ob<br />

sich nicht ihr Vertreter in großer Aufregung vor <strong>de</strong>m gesperrten Büro auf<br />

<strong>de</strong>m Kohlmarkt eingefun<strong>de</strong>n hat. Dies könnte gewiß auch <strong>de</strong>n vehementen<br />

Umschwung <strong>de</strong>r Meinung über <strong>de</strong>n Kommittenten <strong>de</strong>r Neuen Freien Presse<br />

erklären. Ein ähnliches <strong>An</strong>imo wie das von ihr gegen <strong>de</strong>n ehemaligen Geschäftsfreund<br />

betätigte erwarte ich gewiß nicht von <strong>de</strong>r Staatsgewalt gegen<br />

die Neue Freie Presse. Wiewohl die Mitschuld am Betrug durch <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Tatbestand gegeben ist und es sich doch um einen weit handgreiflicheren<br />

Betrug han<strong>de</strong>lt als <strong>de</strong>njenigen, welchen sie täglich und im flagrantesten<br />

Fall in meiner Sache an <strong>de</strong>r Leserwelt begeht, mit <strong>de</strong>r ihr Ehrgefühl keineswegs<br />

alterieren<strong>de</strong>n Beruhigung, daß sie damit keinem Paragraphen, son<strong>de</strong>rn<br />

nur <strong>de</strong>r Verachtung anheimfällt. Ich glaube aber, daß sie sich auch im<br />

Fall Wasserberger sicher fühlen kann. Freilich könnte ihr berechtigter Übermut<br />

eine Lage schaffen, aus <strong>de</strong>r selbst die österreichische Staatsgewalt nicht<br />

an<strong>de</strong>rs herauskönnte als durch <strong>de</strong>n Beweis, daß sie noch auf <strong>de</strong>r Welt ist.<br />

Denn sollte die Neue Freie Presse <strong>An</strong>sprüche an das Bankhaus Wasserberger<br />

haben und <strong>de</strong>n Mut, sie zivilrechtlich o<strong>de</strong>r gar strafrechtlich geltend zu machen,<br />

so wür<strong>de</strong> ich, wenn dieser Vorstoß nicht auf <strong>de</strong>n analogen behördlichen<br />

Gegenmut stieße, <strong>de</strong>m Staat, <strong>de</strong>ssen <strong>An</strong>walt Sie sind, dringend <strong>de</strong>n Rat geben,<br />

zuzusperren.<br />

Das Ereignis<br />

Gesprochen am 17. April<br />

Während ich von Wien abwesend war, hat sich ein Ereignis begeben,<br />

das nachträglich mitzumachen mir eine Beschreibung ermöglicht, die ihm<br />

durchaus angepaßt erscheint. Es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>de</strong>n <strong>An</strong>bruch eines augusteischen<br />

Zeitalters, um <strong>de</strong>n Beginn jener Epoche, in <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r Regierung Bosels<br />

die Wissenschaften, aber am Hofe Castiglionis die Künste blühten und<br />

mitten aus einem Barockzeitalter heraus, in <strong>de</strong>m wir uns ausgerechnet befin<strong>de</strong>n,<br />

ein stilles, schlichtes Hoftheater entstand, wo man nachher warmes Essen<br />

bekommt und das sich auf <strong>de</strong>m raschesten Umweg von Salzburg über<br />

Weimar nach Wien, <strong>de</strong>r Abkürzung halber, »Die Schauspieler im Theater in<br />

<strong>de</strong>r Josefstadt unter <strong>de</strong>r Führung von Max Reinhardt« nennt. Der Theaterzettel<br />

stammt aus <strong>de</strong>r Zeit, wo <strong>de</strong>r Gottsched die Neuberin nahm, jener wird von<br />

Herrn Salten vertreten, diese fin<strong>de</strong>t Ersatz in <strong>de</strong>r Zuckerkandl, während <strong>de</strong>r<br />

Hanswurst noch nicht vertrieben ist, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Verkleidung Hermann<br />

Bahrs, also mit langem Bart und kurzen Hosen, auf <strong>de</strong>n Spuren Reinhardts<br />

nach Wien zurückkehrt. Wogegen man gar nichts machen kann. Ich lasse <strong>de</strong>shalb<br />

meinem Gewährsmann im Neuen Wiener Journal das Wort.<br />

96<br />

Der große Abend ist vorüber. Das neu erstan<strong>de</strong>ne Josefstädter<br />

Theater hat seine Pforten eröffnet. Wer wissen wollte, was dieser<br />

Abend für die Theatergeschichte Wiens zu be<strong>de</strong>uten hat, <strong>de</strong>r<br />

brauchte nur zur Josefstädterstraße vor das Theater hinzugehen,<br />

um im Reflex <strong>de</strong>r freundlich erhellten und erneuten Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s

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