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* * *<br />

REINHARDT BEKENNT<br />

daß »das Gelingen aller Theaterprogramme seiner <strong>An</strong>sicht nach in erster Linie<br />

von <strong>de</strong>n Schauspielern abhängt«. Wem sagen Sie das, pflegte man im Barockzeitalter<br />

auf so etwas zu antworten.<br />

Das Josefstädter Theater, das ich mir mehr als irgen<strong>de</strong>in an<strong>de</strong>res<br />

Theater gewünscht habe, ist für mein Empfin<strong>de</strong>n ein gera<strong>de</strong>zu unvergleichlicher<br />

Raum, um dort mit Schauspielern zu arbeiten. Seine<br />

Akustik ist wun<strong>de</strong>rvoll. Es erscheint mir wie eine alte Geige<br />

o<strong>de</strong>r eine kostbare Schale. Man kommt dort <strong>de</strong>m Wesen einer<br />

künstlerischen Persönlichkeit so nähe wie nicht leicht in einem an<strong>de</strong>ren<br />

Raum.<br />

Das pflegt bei kostbaren Schalen <strong>de</strong>r Fall zu sein. Und wenn nicht alles bei<br />

diesem <strong>An</strong>tiquitätengeschäft trügt, so wird man bald auf einer Larifari—Geige<br />

spielen.<br />

* * *<br />

WARUM<br />

in Wien, das ohnedies die Stadt <strong>de</strong>r Lie<strong>de</strong>r ist, ein Theater— und Musikfest<br />

stattfin<strong>de</strong>n muß? Darum:<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hainisch sagte, daß die relativ günstige<br />

Stimmung <strong>de</strong>s Auslan<strong>de</strong>s gegenüber Österreich nicht zuletzt auch<br />

auf die Wiener Musik zurückzuführen sei. Marchesa Torretta, die<br />

selbst eine hervorragen<strong>de</strong> Sängerin ist, habe ihm, als sie Wien<br />

verließ, gesagt: ein Land, wo die Musik so im Volk wurzle wie in<br />

Wien, gebe es in <strong>de</strong>r ganzen Welt nicht wie<strong>de</strong>r. Nun ist eines gewiß:<br />

Die beste Begabung nützt nichts, wenn sie nicht entsprechend<br />

geschult wird. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß die Stadt<br />

Wien solche Meisteraufführungen <strong>de</strong>r Wiener Musik veranstaltet,<br />

und dafür gebührt ihr <strong>de</strong>r herzlichste Dank. (Lebhafter Beifall.)<br />

Also die musikalische Begabung <strong>de</strong>s Volkes, die an 350 Tagen im Jahr<br />

brach liegt, weil es da keine Oper, keine Operette, kein Konzert, keine Heurigenmusik<br />

gibt, wird durch das Fest <strong>de</strong>r übrigen 'Tage bei entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Preisen und speziell durch Beethovens »Ruinen von Athen« geschult wer<strong>de</strong>n.<br />

Da wird die Marchesa Torretta eine Freud haben!<br />

* * *<br />

UNTER ANDERM<br />

Das bisher in Aussicht genommene Programm umfaßt die folgen<strong>de</strong>n<br />

Darbietungen<br />

so heißt es in allen Blättern, nur in <strong>de</strong>r Neuen Freien Presse heißt es:<br />

Das bisher in Aussicht genommene Programm umfaßt unter an<strong>de</strong>rm<br />

die folgen<strong>de</strong>n. Darbietungen.<br />

Wie gewissenhaft. Wegen <strong>de</strong>s einen Namens, <strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r amtlich mitgeteilten<br />

Liste <strong>de</strong>r Theaterfestspiele ausließ, in <strong>de</strong>r er ihr schon einmal durchgerutscht<br />

war. Sie hätte noch korrekter schreiben müssen: » ... umfaßt die fol-<br />

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