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erweiterte. Alfred<br />
Klaar.<br />
Da die älteren Herrn <strong>de</strong>n Vortritt haben, schließe ich gleich <strong>de</strong>n Franz<br />
Servaes vom 'Lokal—<strong>An</strong>zeiger' an, <strong>de</strong>r sich aber merkwürdigerweise mehr<br />
durch das »Traumstück« als durch das »Traumtheater« getroffen gefühlt hat,<br />
wo ja ein älterer Herr vorkommt. Der Franz Servaes ist schon da:<br />
12<br />
Durch ein Dutzend o<strong>de</strong>r mehr Vorlesungsaben<strong>de</strong>, die er im Lustspielhaus<br />
hielt, hat K. K., <strong>de</strong>r Wiener, sein Berliner Publikum präpariert.<br />
Und gestern abend hielt er seine Ernte ab.<br />
Berthold Viertel, Führer <strong>de</strong>r »Truppe« und Kraus' getreuester Partisan,<br />
sprach ihm eine Vorre<strong>de</strong>. Sie bezog sich nicht auf <strong>de</strong>n Theaterabend,<br />
wenngleich sie zu ihm überleitete, son<strong>de</strong>rn sie feierte<br />
das Jubiläum <strong>de</strong>s 25jährigen Bestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Fackel, <strong>de</strong>r von K. herausgegebenen<br />
und fast allein geschriebenen Zeitschrift. Ich möchte<br />
mich nicht mit <strong>de</strong>m, was Viertel mit tiefgefühltem wuchtig vorgetragenem<br />
Pathos an K. zu rühmen wußte, i<strong>de</strong>ntifizieren. Ich vermag<br />
nicht in solchem Maße das Positive an diesem, wie Viertel<br />
sagte, »Unmenschen—Fresser« zu erkennen; dafür scheint er mir<br />
viel zu sehr im Negativen, im Kritischen, ja Hyperkritischen zu<br />
wurzeln. Auch weiß ich nicht, ob ich ihn einen »sprechen<strong>de</strong>n<br />
Film« und <strong>de</strong>n Zeitungshasser und fanatischen Zeitungsbekämpfer<br />
einen »Über—Scherl« nennen möchte. Doch hierüber zu rechten,<br />
hat keinen Sinn. Viertel darf je<strong>de</strong>nfalls mit <strong>de</strong>m rauschen<strong>de</strong>n<br />
Beifall, <strong>de</strong>n er mit seinem abgelesenen Vortrag erntete, zufrie<strong>de</strong>n<br />
sein.<br />
Und viel mehr noch K. mit <strong>de</strong>n Ovationen, die ihm nach <strong>An</strong>hörung<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n aufgeführten Dichtwerke »Traumtheater und »Traumstück«,<br />
beinahe einmütig, sein glänzend erzogenes Publikum bereitete.<br />
Freilich die Kritik wird dazu ein etwas an<strong>de</strong>res Gesicht<br />
machen müssen.<br />
Ich muß Kraus <strong>de</strong>n tiefen Schmerz antun, ihn einen gera<strong>de</strong>zu typischen,<br />
wenn auch im Ausmaß vergrößerten Wiener Literaten zu<br />
nennen. Ich weiß, daß er diese Menschensorte haßt. Aber er gehört<br />
<strong>de</strong>nnoch dazu. Ja, er erinnert mich — o Graus! — nicht wenig<br />
an <strong>de</strong>n jungen Hofmannsthal. (In <strong>meinen</strong> eigenen Augen wäre das<br />
noch lange nicht das Schlechteste.) Er knüpft wie dieser beim alten<br />
Goethe und bei Faust II an. Doch das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ist: er<br />
macht Literatur aus Literatur! Er schöpft überall von <strong>de</strong>m, was<br />
an<strong>de</strong>re Dichter vor ihm gefabelt und geformt haben, <strong>de</strong>n letzten<br />
Schaum, wienerisch gere<strong>de</strong>t: <strong>de</strong>n Oberschaum ab — und <strong>de</strong>n versteht<br />
er dann glänzend zu servieren. Aber Natur und Leben kommen<br />
überall aus zweiter bis siebenter Hand. Vielmehr macht er<br />
auch Dramatik aus Dramatik und Theater aus Theater.<br />
Und wird doch kein richtiges Theater daraus.<br />
Denn alles bleibt schließlich im Gehirnmäßigen stecken. Bei<strong>de</strong><br />
Stücke wollen Träume dramatisch gestalten. Kaum in <strong>de</strong>n Vorhof<br />
solcher Gestaltung ist K. K. eingedrungen. Vielmehr, um ihn selbst<br />
zu zitieren, »er lebt fürs Wort und stirbt für eine Silbe«. Wortkunst,<br />
Wortkunst, Wortkunst! Fürs Buch geschaffen, aber nicht<br />
fürs lebendige Theater, dramatisch fast völlig ohne Inhalt, ohne<br />
Entwicklung, ohne Konflikt o<strong>de</strong>r Lösung. Son<strong>de</strong>rn bestenfalls, im