Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
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2 Hochkonflikthafte <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien –<br />
Definitionen <strong>und</strong> Merkmale<br />
2.1 Definitionen von <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong><strong>und</strong><br />
Scheidungsfamilien<br />
Im fachlichen Diskurs um das Kin<strong>de</strong>swohl spielen hochkonflikthafte Familien<br />
seit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform im Jahr 1998 zunehmend eine Rolle. In <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe, insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>r psychosozialen Beratung<br />
sowie im Familienrecht, versteht man darunter solche <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong><br />
Scheidungsfamilien, die über eine längere Zeit hinweg Streit um das Kind<br />
führen. Die Konflikte <strong>de</strong>r Eltern wachsen an <strong>und</strong> geraten schließlich außer<br />
Kontrolle, wobei die Kin<strong>de</strong>r nicht selten <strong>mit</strong> einbezogen <strong>und</strong> dadurch belastet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die professionelle <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> Familien bringt einen<br />
beson<strong>de</strong>rs hohen Zeitaufwand <strong>und</strong> starke psychische Belastung <strong>mit</strong> sich.<br />
Herkömmliches Wissen <strong>und</strong> bisher bewährte Metho<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
Scheidungs- <strong>und</strong> <strong>Trennungs</strong>familien reichen nicht aus, um solchen Eltern<br />
nachhaltig zu einvernehmlichen Regelungen zu verhelfen. Nach geeigneten<br />
Interventionen kann aber erst dann gesucht wer<strong>de</strong>n, wenn man die Zielgruppe<br />
genau kennt. Was sind also Hochkonfliktfamilien, woran sind sie zu erkennen,<br />
<strong>und</strong> wie häufig gibt es sie?<br />
Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Belastbare Daten zum genauen Umfang hochkonflikthafter Trennungen <strong>und</strong><br />
Scheidungen in Deutschland fehlen. Das Statistische B<strong>und</strong>esamt gibt lediglich<br />
Auskunft über die Anzahl geschie<strong>de</strong>ner Ehen. Trennungen von nicht <strong>mit</strong>einan<strong>de</strong>r<br />
verheirateten Eltern wer<strong>de</strong>n nicht erfasst. Im Jahr 2008 wur<strong>de</strong>n knapp<br />
200 000 Ehen geschie<strong>de</strong>n, die Zahl <strong>de</strong>r davon betroffenen min<strong>de</strong>rjährigen<br />
Kin<strong>de</strong>r beträgt r<strong>und</strong> 151 000 (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010). Schätzungen zufolge<br />
nehmen etwa 5% aller Scheidungen <strong>und</strong> Trennungen einen <strong>hochkonflikthaften</strong><br />
Verlauf (Paul/Dietrich 2006). Demzufolge sind im Jahr 2008 ca. 10.000<br />
Familien von Hochkonflikthaftigkeit betroffen gewesen.<br />
Hochkonflikthafte Scheidungsfamilien sind in ihrer Gesamtheit eine sehr heterogene<br />
Gruppe. Das Auftreten <strong>und</strong> die Intensität typischer Merkmale variieren<br />
stark. Ein einheitliches Verständnis von <strong>hochkonflikthaften</strong> Familien gibt<br />
es <strong>de</strong>swegen nicht. Vielmehr wur<strong>de</strong>n in Forschung <strong>und</strong> Praxis verschie<strong>de</strong>ne<br />
Begriffsbestimmungen vorgenommen, die die fachliche Diskussion um hochkonflikthafte<br />
Familien bestimmen.<br />
10 <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>hochkonflikthaften</strong> <strong>Trennungs</strong>- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis