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IOEW SR 063 Oekonomisch oekologische Bewertung Pro..., Seiten ...

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24 Binnenschiffahrt im Aufbruch?<br />

3.5 Wettbewerb zwischen Binnenschiff und Bahn<br />

Sowohl die Eisenbahn als auch die Binnenschiffahrt argumentieren gegenüber der jeweils<br />

anderen Seite, daß sie durch Vorleistungen oder andere Unterstützungen stärker begünstigt sei<br />

und dadurch zu niedrigeren Preisen anbieten könne, als dies bei einer Vollkostendeckung möglich<br />

wäre. So erhebt die Binnenschiffahrt gegenüber der Eisenbahn den Vorwurf, daß sie als ein<br />

Unternehmen, welches als Staatsunternehmen gegen den Konkurs abgesichert sei, mit nicht kostendeckenden<br />

Frachtpreisen auf den Markt gehen könne. Sie würde der Binnenschiffahrt damit<br />

Transportgut streitig machen, das günstiger auf dem Schiff zu transportieren sei. Dadurch entstehe<br />

ein ungerechtfertigter Vorsprung der Bahn, der zu volkswirtschaftlich ungünstigen Ergebnissen<br />

führe. Die Bahn dagegen argumentiert, daß ihre <strong>Pro</strong>duktionsanlagen vorhanden seien.<br />

Aus diesem Grund sei es betriebswirtschaftlich für sie günstiger, zu Selbstkosten deckenden<br />

Preisen zu fahren und so die fixen Kosten auf eine größere Leistungsmenge zu verteilen anstatt<br />

die Anlagen ungenutzt zu lassen. Außerdem müsse sie für ihre Fahrwege selber aufkommen.<br />

Der Binnenschiffahrt werde die Infrastruktur vom Staat zur Verfügung gestellt oder es handele<br />

sich um naturgegebene Wasserstraßen, für die nur geringe Kosten entstünden.<br />

Der Wettbewerb findet wesentlich auf Relationen statt, auf denen beide Verkehrsträger über<br />

"parallel" verlaufende Infrastrukturen verfügen. Somit kommt der staatlichen Infrastrukturpolitik<br />

eine große Bedeutung zu. Der Wettbewerb zwischen Bahn und Binnenschiff wäre dann gut<br />

zu heißen, wenn beide unter gleichen Bedingungen in den Wettbewerb eintreten würden. Eine<br />

Transportaufgabe würde dann vom jeweils kostengünstigsten Verkehrsträger übernommen.<br />

Aber hier besteht der Unterschied, daß von der Bahn betriebswirtschaftliche Rentabilität erwartet<br />

wird, wasserbauliche Maßnahmen aber wurden bzw. werden nicht unter diesem Aspekt betrieben.<br />

"Neue Kanäle wurden dagegen nie unter dem Gesichtspunkt der eigenwirtschaftlichen<br />

Rationalität gebaut, wenngleich dieses Ziel vor 1914 nicht aus den Augen verloren wurde. Aber<br />

eine Rentabilität und eine gewisse Kapitalverzinsung wurde damals nur bei den Märkischen<br />

Wasserstraßen und dem Rhein-Heme-Kanal erreicht Bei den seit dem ersten Weltkrieg ausgebauten<br />

und neugebauten Wasserstraßen wird dagegen eine betriebswirtschaftliche Rationalität<br />

nicht angestrebt und auch nicht erwartet Stets werden den Kosten nur die gesamtwirtschaftlichen<br />

Effekte gegenübergestellt,..., nicht die Einnahmen aus Befahrungsabgaben". 20<br />

Die gesamtwirtschaftlichen Effekte resultieren daraus, daß die Wasserwege vor allem zur Erreichung<br />

bestimmter wirtscbaftpolitischer Struktureffekte errichtet werden. Hierzu gehören die<br />

Förderung wirtschaftsschwacher Regionen, Schaffung und Erhaltung von Industriestandorten<br />

und Arbeitsplätzen, Dezentralisierung von <strong>Pro</strong>duktionsstandorten und die Bereitstellung vielfacher<br />

Möglichkeiten der Freizeitnutzung. Sie erfüllen weiterhin noch Aufgaben für die Wasserwirtschaft<br />

und die Energieversorgung. Aufgrund dieser im Gesamtinteresse liegenden wirtschaftspolitischen<br />

und politischen Ziele könne der Binnenschiffahrt auch nur ein Teil der Inve-<br />

20 Wulf 1989, S. 222

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