IOEW SR 063 Oekonomisch oekologische Bewertung Pro..., Seiten ...

79 Nutzen-Kosten-Analyse
- die Bewertung über eine rein finanzwissenschaftliche (Einnahmen/Ausgaben-) Betrachtung
hinausgeht". 1
Intention bei der Durchführung einer Nutzen-Kosten-Analyse ist es, zum einen ein Projekt
generell und zum anderen verschiedene Ausbauvarianten auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu
überprüfen, um so mit einem gegebenen staatlichen Mitteleinsatz insgesamt möglichst große
positive Auswirkungen, d.h. ein Maximum an gesamtwirtschaftlichen Nutzen zu erzeugen. Um
ermitteln zu können, wie das Verhältnis von Kosten und Nutzen ist, müssen auch die Nutzen in
Geldeinheiten ausgedrückt werden. Während sich die Kosten relativ einfach in Geldgrößen ausdrücken
lassen, müssen die Nutzen über unterschiedliche Bewertungsverfahren in Geldgrößen
überführt werden. Dies führt vor allem bei der Bewertung von Umweltauswirkungen zu Problemen.
Aus der Gegenüberstellung der Nutzen und Kosten ergibt sich das gesamtwirtschaftliche
Nutzen-Kosten-Verhältnis als Beurteilungskriterium. Es enthält 2
- im Zähler die Summe aller projektbedingten Effekte,
- im Nenner die Summe aller projektbedingten einmaligen Kosten. 3
Durch die Gegenüberstellung dieser beiden Größen, die zuvor durch die Barwertbildung 4
vergleichbar gemacht werden müssen, läßt sich anhand des Nutzen-Kosten-Verhältnisses die
"Wirtschaftlichkeit" einer Maßnahme mit der anderer Maßnahmen vergleichen. Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis
von z.B. 4 heißt, daß durch jede investierte DM ein Nutzen von vier DM erreicht
wird. Die Nutzen-Kosten-Analyse ist aber nur ein Instrument unter anderen, das bei der
politischen Entscheidung über Investitionsprojekte Entscheidungskriterien liefern soll. Ein anderes
Instrument ist z.B. die ökologische Risikoanalyse. Daher bedeutet ein positives Nutzen-
Kosten-Verhältnis allein noch nicht, daß ein Projekt nur wegen seiner mit der Nutzen-Kosten-
Analyse errechneten Wirtschaftlichkeit auch realisiert werden sollte; um dies beurteilen zu können,
müssen die Ergebnisse aller Untersuchungen berücksichtigt werden. Die Entscheidung
über die Realisierung solcher Projekte bleibt letztendlich immer eine politische Entscheidung,
die auch durch das vermeintlich objektive und wissenschaftliche Instrumentarium der Nutzen-
Kosten-Analyse nicht ersetzt werden kann.
Eine wesentliche Grundlage für die Nutzen-Kosten-Analyse ist das Zielsystem: in ihm wird
festgelegt, auf welche Auswirkungen hin die geplanten Maßnahmen untersucht werden sollen.
Darin definierte Ziele sind im Verkehrsbereich z.B. die Senkung der Transportkosten, regionale
Auswirkungen und Umweltauswirkungen. Die einzelnen Ziele finden sich im Kriterienraster der
Nutzen-Kosten-Analyse wieder, das weiter unten dargestellt wird. Mit der Aufstellung der Ziele
1 Brümmerhoff 1992, S. 152
2 Ernst, Lohrberg u.a. 1980, S. 171
3 Die Veränderung der laufenden Kosten werden mit dem Nutzen NW2 erfaßt Je nachdem, ob sich die laufenden
Kosten infolge der Baumaßnahmen erhöhen oder verringern, fällt dieser Nutzen positiv oder negativ aus. Siehe
dazu auch weiter unten den entsprechenden Abschnitt.
4 Da Kosten und Nutzen nicht in denselben Perioden anfallen, werden sie bezogen auf ein Vergleichsdatum - meist
der Baubeginn des jeweiligen Projektes - mittels der Barwertbildung vergleichbar gemacht. Siehe hierzu den
Abschnitt über die Diskontierungsrate.