Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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Mit der Überschreitung der 2°C-Schwelle<br />
würde auch das Risiko katastrophaler Folgen<br />
für die künftigen Generationen stark ansteigen.<br />
Doch zunächst würde es zu Rückschritten bei<br />
der menschlichen Entwicklung kommen. <strong>Die</strong><br />
Entwicklungsländer sind diesbezüglich doppelt<br />
benachteiligt. Zum einen befinden sie sich in<br />
den tropischen Regionen, die die ersten Auswirkungen<br />
<strong>des</strong> Klimawandels wahrscheinlich<br />
am heftigsten zu spüren bekommen werden.<br />
Zum anderen spielt für sie die Landwirtschaft<br />
– der am unmittelbarsten betroffene Sektor –<br />
eine wesentlich größere soziale und wirtschaftliche<br />
Rolle. Vor allem aber sind sie durch ein<br />
hohes Maß an Armut, Mangelernährung und<br />
gesundheitlicher Benachteiligung gekennzeichnet.<br />
Hier treffen akute Entbehrungen, eine<br />
geringe soziale Absicherung und eine begrenzte<br />
Infrastruktur zur Bewältigung von Klimarisiken<br />
zusammen – ein deutliches Anzeichen<br />
eines hohen Potenzials für Rückschritte bei der<br />
menschlichen Entwicklung.<br />
Vom Klimawandel zur<br />
Beeinträchtigung <strong>des</strong><br />
menschlichen Fortschritts –<br />
die Transmissionsmechanismen<br />
Der Klimawandel ist ein globales Phänomen<br />
mit lokalen Effekten. <strong>Die</strong> physischen Auswirkungen<br />
werden durch die Geografie und durch<br />
die Interaktion auf Mikroebene zwischen der<br />
globalen Erwärmung und den bestehenden<br />
Wettermustern bestimmt. Das immense Ausmaß<br />
dieser Auswirkungen erschwert Verallgemeinerungen:<br />
Dürregefährdete Gebiete in<br />
Afrika südlich der Sahara werden vor anderen<br />
Problemen stehen als hochwassergefährdete<br />
Gebiete in Südasien. Auch die Auswirkungen<br />
auf die menschliche Entwicklung werden<br />
unterschiedlich sein, je nach dem, wie sich die<br />
Klimamuster und die bereits vorhandenen<br />
sozialen und wirtschaftlichen Anfälligkeiten<br />
gegenseitig beeinflussen. Dennoch lassen sich<br />
fünf konkrete Faktoren aufzeigen, die das<br />
Risiko von Rückschritten bei der menschlichen<br />
Entwicklung verschärfen:<br />
• Geringere landwirtschaftliche Produktivität.<br />
Rund drei Viertel der Weltbevölkerung, die<br />
mit weniger als einem Dollar pro Tag aus-<br />
kommen müssen, sind unmittelbar von der<br />
Landwirtschaft abhängig. <strong>Die</strong> Klimawandel-Szenarien<br />
prognostizieren hohe Produktivitätsverluste<br />
bei der Nahrungsmittelerzeugung,<br />
die durch Dürren und Niederschlagsveränderungen<br />
in Teilen <strong>des</strong> subsaharischen<br />
Afrikas und in Süd- und Ostasien<br />
verursacht werden. Für die Trockengebiete<br />
im subsaharischen Afrika werden Einkommensverluste<br />
von bis zu 25 Prozent bis zum<br />
Jahr 2060 angenommen. Das wäre ein Einkommensverlust<br />
von insgesamt 26 Milliarden<br />
Dollar (zu konstanten Preisen von<br />
2003) – mehr als der Gesamtbetrag der heutigen<br />
bilateralen Entwicklungshilfe für die<br />
Region. Durch seine Auswirkungen auf die<br />
Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit<br />
könnte der Klimawandel dazu führen,<br />
dass im Vergleich zu einem Szenario ohne<br />
Klimaänderungen bis 2080 zusätzliche<br />
600 Millionen Menschen unter akuter<br />
Mangelernährung leiden würden. 17<br />
• Erhöhte Unsicherheit in Bezug auf Wasser.<br />
<strong>Die</strong> Überschreitung der 2°C-Schwelle wird<br />
die Verteilung der Wasserressourcen der<br />
Welt grundlegend verändern. Ein schnelleres<br />
Abschmelzen der Gletscher im Himalaja<br />
wird die jetzt schon gravierenden ökologischen<br />
Probleme in Nordchina, Indien und<br />
Pakistan verschärfen. Während zunächst<br />
vermehrt Überschwemmungen auftreten,<br />
wird sich später der Zustrom von Wasser in<br />
die großen Flusssysteme, die für die Bewässerung<br />
lebenswichtig sind, verringern. In<br />
Lateinamerika wird ein schnelleres Abschmelzen<br />
tropischer Gletscher die Wasserversorgung<br />
der städtischen Bevölkerung,<br />
der Landwirtschaft und der Wasserkraftwerke<br />
gefährden, vor allem in der Anden-<br />
Region. Bis 2080 könnte der Klimawandel<br />
die Anzahl der Menschen, die rund um die<br />
Welt unter Wasserknappheit leiden, um<br />
1,8 Milliarden erhöhen. 18<br />
• Verstärktes Auftreten von Überschwemmungen<br />
in Küstengebieten und von extremen Wetterereignissen.<br />
Der IPCC sagt eine Zunahme<br />
extremer Wetterereignisse voraus. 19 Dürren<br />
und Überschwemmungen sind heute schon<br />
die Hauptantriebsfaktoren einer stetigen<br />
Bis 2080 könnte der<br />
Klimawandel die Anzahl der<br />
Menschen, die rund um die<br />
Welt unter Wasserknappheit<br />
leiden, um 1,8 Milliarden<br />
erhöhen<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 35<br />
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Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>