Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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– IPCC) haben die meisten von ihnen eingeräumt,<br />
die Belege für Klimaänderungen seien<br />
„eindeutig“ und es müsse daher dringend<br />
gehandelt werden. <strong>Die</strong> in der G-8-Gruppe<br />
zusammengeschlossenen Industrieländer<br />
bekräftigten auf ihren verschiedenen Tagungen<br />
die Notwendigkeit, konkrete Maßnahmen einzuleiten.<br />
Sie erkannten an, dass das Schiff sich<br />
auf ein Objekt zubewegt, das in unheilvoller<br />
Weise einem Eisberg ähnelt. Leider ist es ihnen<br />
bisher nicht gelungen, durch die Festlegung<br />
eines neuen Zielpfa<strong>des</strong> für den Ausstoß von<br />
Treibhausgasen einen entschlossenen Ausweichkurs<br />
einzuschlagen.<br />
Das Gefühl, dass die Zeit abläuft, ist höchst<br />
real. Der Klimawandel ist eine <strong>Herausforderung</strong>,<br />
mit der wir während <strong>des</strong> ganzen <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />
konfrontiert sein werden. Es gibt kei-<br />
ne schnellen technologischen Patentlösungen.<br />
Aber der langfristige Zeithorizont ist kein<br />
Grund für Ausflüchte und Unentschlossenheit.<br />
Bei ihrer Suche nach Lösungen müssen sich die<br />
Regierungen mit den Problemen der Bestände<br />
und Flüsse <strong>des</strong> globalen Kohlenstoffbudgets<br />
auseinandersetzen. <strong>Die</strong> Treibhausgaskonzentration<br />
in der Atmosphäre nimmt zu, angetrieben<br />
durch steigende Emissionen. Aber selbst<br />
wenn wir morgen alle Emissionen anhalten<br />
könnten, würde die jetzige Konzentration nur<br />
sehr langsam zurückgehen. Der Grund dafür<br />
ist, dass freigesetztes CO 2 über einen langen<br />
Zeitraum in der Atmosphäre verbleibt und dass<br />
Klimasysteme sehr langsam reagieren. <strong>Die</strong>se<br />
systemimmanente Trägheit bedeutet, dass<br />
zwischen der heute vorgenommenen Minderung<br />
der CO 2-Emissionen und den Klima-<br />
Sonderbeitrag Klimawandel – gemeinsam können wir den Kampf gewinnen<br />
Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008 erscheint<br />
zu einem Zeitpunkt, an dem der Klimawandel – der schon lange auf<br />
der internationalen Tagesordnung steht – endlich die hohe Aufmerksamkeit<br />
erhält, die ihm zukommt. <strong>Die</strong> neuesten Erkenntnisse <strong>des</strong><br />
IPCC haben uns wachgerüttelt: Sie bestätigen eindeutig die Erwärmung<br />
unseres Klimasystems und den direkten Zusammenhang mit<br />
menschlichen Aktivitäten.<br />
Jetzt schon haben diese Veränderungen gravierende Folgen, die<br />
weiter zunehmen. Der diesjährige Bericht führt uns eindringlich vor<br />
Augen, was alles auf dem Spiel steht. Der Klimawandel droht zu einer<br />
„doppelten Katastrophe“ zu werden, mit Rückschlägen bei der<br />
menschlichen Entwicklung, die die Armen der Welt schon in naher<br />
Zukunft treffen werden, gefolgt von längerfristigen Gefahren für die<br />
ganze Menschheit.<br />
<strong>Die</strong> Vorboten dieser Katastrophen erleben wir heute schon. Durch<br />
steigende Meeresspiegel und heftigere tropische Stürme sind Millionen<br />
Menschen von Vertreibung bedroht. <strong>Die</strong> Bewohner von Trockengebieten,<br />
die zu den besonders anfälligen Bevölkerungsgruppen<br />
unseres Planeten gehören, müssen mit häufigeren und längeren<br />
Dürren fertig werden. Durch schrumpfende Gletscher gerät die Wasserversorgung<br />
in Gefahr.<br />
<strong>Die</strong>se frühen Folgen der globalen Erwärmung wirken sich unverhältnismäßig<br />
stark auf die Armen der Welt aus und behindern auch<br />
die Anstrengungen zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele.<br />
Auf längere Sicht wird jedoch niemand – ob reich oder arm –<br />
von den Gefahren verschont bleiben, die der Klimawandel mit sich<br />
bringt.<br />
Ich bin überzeugt davon, dass unser Umgang mit dieser <strong>Herausforderung</strong><br />
die Ära, in der wir leben, ebenso prägen wird wie er uns<br />
prägt. Ich glaube ferner, dass der Klimawandel genau die Art von<br />
globaler <strong>Herausforderung</strong> ist, zu deren Bewältigung die Vereinten<br />
Nationen am besten geeignet sind. Deshalb habe ich es zu meiner<br />
persönlichen Priorität erklärt, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten<br />
sicherzustellen, dass die Vereinten Nationen ihre Rolle in<br />
vollem Umfang wahrnehmen.<br />
Gegen den Klimawandel vorzugehen, erfordert einen Angriff auf<br />
zwei Fronten. Erstens muss die Welt dringend die Maßnahmen zur<br />
Verringerung der Treibhausgasemissionen verstärken. <strong>Die</strong> Industrieländer<br />
müssen einschneidendere Emissionsreduktionen vornehmen.<br />
Ebenso erforderlich sind eine aktivere Mitwirkung der Entwicklungsländer<br />
sowie Anreize für sie, ihre Emissionen zu begrenzen, ohne das<br />
Wirtschaftwachstum und die Anstrengungen zur Beseitigung der<br />
Armut zu gefährden.<br />
<strong>Die</strong> zweite globale Notwendigkeit ist die Anpassung. Viele Länder,<br />
insbesondere die anfälligsten Entwicklungsländer, brauchen<br />
Hilfe, um ihre Anpassungsfähigkeit zu verbessern. Außerdem bedarf<br />
es starker Impulse, damit neue Klimaschutztechnologien entwickelt,<br />
die Wirtschaftlichkeit vorhandener Technologien für erneuerbare<br />
Energien verbessert und diese Technologien rasch verbreitet werden.<br />
Der Klimawandel bedroht die gesamte menschliche Familie. Er<br />
bietet ihr jedoch auch die Chance, sich zusammenzufinden und eine<br />
kollektive Antwort auf ein weltweites Problem zu erarbeiten. Ich habe<br />
die Hoffnung, dass es uns gelingen wird, uns dieser <strong>Herausforderung</strong><br />
gemeinsam zu stellen und den künftigen Generationen eine bessere<br />
Welt zu hinterlassen.<br />
Ban Ki-moon<br />
Generalsekretär der Vereinten Nationen<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 29<br />
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Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>