Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Eisschilde<br />
Grönlands und der Westantarktis würde<br />
selbst die Hochwasserschutzsysteme der<br />
reichsten Länder überwältigen: Große Gebiete<br />
Floridas und der größte Teil der Niederlande<br />
würden ebenso überflutet wie das Gangesdelta,<br />
Lagos und Shanghai. Zweitens sind die mit<br />
diesen Risiken verbundenen Ergebnisse irreversibel:<br />
Eine Wiederherstellung <strong>des</strong> Westantarktischen<br />
Eisschilds durch künftige Generationen<br />
ist nicht möglich. Drittens wirkt die Unsicherheit<br />
in beide Richtungen: <strong>Die</strong> Chance, dass die<br />
Auswirkungen schlimmer ausfallen, ist ebenso<br />
groß wie die Chance, dass sie weniger schlimm<br />
sein werden.<br />
In einer Welt mit nur einem Land, <strong>des</strong>sen<br />
Bürger sich gemeinsam um das Wohl künftiger<br />
Generationen sorgen, hätte der Klimaschutz<br />
hohe Priorität. Er würde als Versicherungspolice<br />
gegen Katastrophenrisiken und als zwingende<br />
Notwendigkeit im Hinblick auf die<br />
Generationengerechtigkeit betrachtet. In einer<br />
solchen Welt würde die Unsicherheit nicht als<br />
Grund für Untätigkeit gesehen, sondern als<br />
Beweis dafür, dass entschlossen gehandelt werden<br />
muss, um die Risiken zu verringern.<br />
In einer Welt mit vielen Ländern, die alle<br />
ein höchst unterschiedliches Entwicklungsniveau<br />
aufweisen, gibt es noch ein zusätzliches<br />
Argument für rasches Handeln. Es gründet sich<br />
vor allem auf das Streben nach sozialer Gerechtigkeit<br />
und Achtung der Menschenrechte und<br />
auf die ethisch begründete Sorge um die ärmsten<br />
und schutzlosesten Menschen der Welt.<br />
Millionen von ihnen müssen heute schon mit<br />
den ersten Auswirkungen der Klimaänderungen<br />
fertig werden. <strong>Die</strong>se Auswirkungen bremsen<br />
bereits den menschlichen Fortschritt, und<br />
alle plausiblen Szenarien deuten auf eine Fortsetzung<br />
oder sogar Verschlimmerung dieses<br />
Trends. Da Schutznahmen den Klimawandel<br />
über mehrere Jahrzehnte hinweg nur begrenzt<br />
beeinflussen werden, sollten Investitionen in<br />
Anpassungsmaßnahmen als Teil der Versicherungspolice<br />
für die Armen der Welt angesehen<br />
werden.<br />
Es sollte erkannt werden, dass unter dem<br />
Aspekt der menschlichen Sicherheit im breiteren<br />
Sinn sowohl Klimaschutz als auch Anpassung<br />
an den Klimawandel zwingend notwendig<br />
sind. Gefährliche Klimaänderungen und die in<br />
ihrem Gefolge auftretenden ökologischen Schäden<br />
bergen die Gefahr massiver Vertreibungen<br />
von Menschen und <strong>des</strong> Zusammenbruchs ihrer<br />
Existenzgrundlagen. <strong>Die</strong> Folgewirkungen würden<br />
weit über die Wohnorte der unmittelbar<br />
Betroffenen hinausreichen. Solche Begleitumstände<br />
könnten von grenzüberschreitenden<br />
Flüchtlingswellen bis zum potenziellen Zusammenbruch<br />
fragiler Staaten reichen. In einer<br />
Welt wechselseitiger Abhängigkeit bliebe kein<br />
Land von den Konsequenzen verschont. Natürlich<br />
würden viele reiche Länder sich bemühen,<br />
ihre Bürger durch Investitionen in Hochwasserschutzsysteme<br />
und andere Maßnahmen vor der<br />
Klimaunsicherheit zu schützen. Jedoch würden<br />
Zorn und Unmut der am stärksten Betroffenen<br />
umfassendere Unsicherheiten schaffen.<br />
1.3 Von der globalen zur lokalen Ebene – Messung<br />
der CO 2-Fußabdrücke in einer ungleichen Welt<br />
Hinsichtlich der globalen Kohlenstoffbilanz<br />
ist die Welt ein einziges Land. <strong>Die</strong> Erdatmosphäre<br />
ist eine gemeinsame Ressource, die keine<br />
Grenzen kennt. Räumlich wie zeitlich vermischen<br />
sich die Emissionen von Treibhausgasen<br />
frei in der Atmosphäre. Unter dem Aspekt<br />
<strong>des</strong> Klimawandels macht es keinen Unterschied,<br />
ob eine zusätzliche Tonne CO 2 aus<br />
einem Kohlekraftwerk, einem Auto oder<br />
einem Verlust an Kohlenstoffsenken in den<br />
tropischen Regenwäldern stammt. Entsprechend<br />
gilt, dass Treibhausgase bei ihrem Eintritt<br />
in die Erdatmosphäre nicht nach Herkunftsland<br />
unterschieden werden. Eine Tonne<br />
CO 2 aus Mosambik hat das gleiche Gewicht<br />
wie eine Tonne CO 2 aus den USA.<br />
In einer Welt mit nur<br />
einem Land, <strong>des</strong>sen<br />
Bürger sich gemeinsam<br />
um das Wohl künftiger<br />
Generationen sorgen,<br />
hätte der Klimaschutz<br />
hohe Priorität<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 49<br />
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Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>