Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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ten IPCC-Bericht bestätigt, der zu dem Schluss<br />
kam, dass „es extrem unwahrscheinlich ist, dass<br />
der globale Klimawandel ohne externe<br />
Antriebskräfte erklärt werden kann“. 27 Mit<br />
anderen Worten: Es besteht eine über 90-prozentige<br />
Wahrscheinlichkeit, dass die beobachtete<br />
Erwärmung zum größten Teil auf anthropogene<br />
Treibhausgasemissionen zurückzuführen<br />
ist.<br />
<strong>Die</strong> globale Kohlenstoffbilanz –<br />
Bestände, Zu- und Abflüsse, Senken<br />
Der Klimawandel hat uns in eindrücklicher<br />
Weise an eine manchmal vergessene Tatsache<br />
erinnert. <strong>Die</strong> menschlichen Aktivitäten finden<br />
in ökologischen Systemen statt, die sich nicht<br />
an nationale Grenzen halten. Eine langfristig<br />
nicht tragfähige Bewirtschaftung dieser Systeme<br />
hat Folgen für die Umwelt und für das<br />
Wohl der Menschen – heute ebenso wie in der<br />
Zukunft. Auf ihren eigentlichen Kern reduziert,<br />
ist die Bedrohung durch gefährliche<br />
Klimaänderungen das Symptom einer nicht<br />
zukunftsfähigen Bewirtschaftung ökologischer<br />
Ressourcen auf weltweiter Ebene.<br />
Zwischen den Energieerzeugungs- und<br />
-nutzungssystemen der Menschheit und den globalen<br />
ökologischen Systemen bestehen vielschichtige<br />
Wechselwirkungen. Durch die Verbrennung<br />
fossiler Brennstoffe, Landnutzungsänderungen<br />
und andere Aktivitäten werden Treibhausgase<br />
freigesetzt, das einen kontinuierlichen<br />
Kreislauf zwischen der Atmosphäre, den Ozeanen<br />
und der terrestrischen Biosphäre durchläuft.<br />
<strong>Die</strong> heutigen Konzentrationen von Treibhausgasen<br />
sind das Nettoergebnis der teilweise durch<br />
chemische und physikalische Prozesse abgebauten<br />
Emissionen der Vergangenheit. <strong>Die</strong> Böden,<br />
die Vegetation und die Meere wirken als große<br />
„Kohlenstoffsenken“. CO 2-Emissionen sind die<br />
Hauptquelle für erhöhte Konzentrationen.<br />
Andere langlebige Treibhausgase wie Methan<br />
und Distickstoffoxid (Lachgas), die durch landwirtschaftliche<br />
und industrielle Tätigkeiten<br />
freigesetzt werden, vermischen sich in der Atmosphäre<br />
mit dem CO 2. <strong>Die</strong> gesamte Erwärmung<br />
oder der „Radiative Forcing-Effekt“ (Wirkung<br />
auf die Erderwärmung) wird in Kohlen-<br />
dioxid-Äquivalent (CO 2-Äq.) gemessen. 28 <strong>Die</strong><br />
über die letzten vier Jahrzehnte beobachtete stetige<br />
Zunahme der Erwärmungswirkung durch<br />
Treibhausgase verläuft min<strong>des</strong>tens sechs Mal<br />
schneller als in irgendeinem Zeitraum vor der<br />
industriellen Revolution.<br />
Der globale Kohlenstoffkreislauf kann<br />
anhand eines einfachen Systems positiver und<br />
negativer Flüsse ausgedrückt werden. Zwischen<br />
2000 und 2005 wurden je<strong>des</strong> Jahr im Durchschnitt<br />
26 Gigatonnen CO 2 in die Atmosphäre<br />
ausgestoßen. Davon wurden rund acht Gigatonnen<br />
durch die Ozeane absorbiert und weitere<br />
drei Gigatonnen durch Meere, Böden und<br />
Vegetation beseitigt. Der Nettoeffekt war also<br />
eine jährliche Erhöhung <strong>des</strong> Gehalts an Treibhausgasen<br />
in der Atmosphäre um 15 Gigatonnen<br />
CO 2.<br />
<strong>Die</strong> globale mittlere CO 2-Konzentration im<br />
Jahr 2005 betrug 379 ppm (parts per million –<br />
Teile pro Million). Andere langlebige Treibhausgase<br />
erhöhen diese Konzentration um weitere<br />
75 ppm, die mit dem Radiative Forcing-<br />
Index gemessen wird. Jedoch wird die Nettowirkung<br />
aller anthropogenen Treibhausgasemissionen<br />
durch den Kühlungseffekt der<br />
Aerosole verringert. 29 Hinsichtlich dieser<br />
abkühlenden Wirkung herrscht allerdings große<br />
Unsicherheit. Dem IPCC zufolge entspricht<br />
sie in etwa der Erwärmung, die durch andere<br />
Treibhausgase als CO 2 verursacht wird. 30<br />
<strong>Die</strong> atmosphärische Konzentration von<br />
CO 2 weist einen steil ansteigenden Trend auf. 31<br />
Sie erhöht sich um rund 1,9 ppm pro Jahr. <strong>Die</strong><br />
durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der<br />
CO 2-Konzentration während der vergangenen<br />
zehn Jahre lag um 30 Prozent über der durchschnittlichen<br />
Wachstumsrate der vergangenen<br />
40 Jahre. 32 Dagegen erhöhte sich der CO 2-<br />
Gehalt in der Atmosphäre in den 8.000 Jahren<br />
vor der Industrialisierung um lediglich 20 ppm.<br />
<strong>Die</strong> derzeitigen Absorptionsraten durch<br />
Kohlenstoffsenken werden manchmal mit den<br />
„natürlichen“ Raten verwechselt. In Wirklichkeit<br />
werden die Kohlenstoffsenken völlig überfordert.<br />
Nehmen wir die größte Senke der Welt<br />
– ihre Ozeane. <strong>Die</strong>se absorbieren auf natürliche<br />
Weise lediglich 0,1 Gigatonnen mehr CO 2 als<br />
sie freisetzen. Heute nehmen sie jedoch zusätz-<br />
<strong>Die</strong> atmosphärische<br />
Konzentration von CO 2<br />
weist einen steil<br />
ansteigenden Trend auf<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 41<br />
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Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>