Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
tiven. <strong>Die</strong> politische Debatte über die Finanzierung<br />
muss sich auch mit der Frage auseinandersetzen,<br />
ob gefährliche Klimaänderungen eine<br />
bezahlbare Option sind.<br />
<strong>Die</strong>se Frage zielt auf den Kern der in diesem<br />
<strong>Kapitel</strong> ausgeführten doppelten Begründung<br />
für dringen<strong>des</strong> Handeln. Angesichts der enormen<br />
Tragweite der katastrophalen ökologischen<br />
Risiken, die mit gefährlichen Klimaänderungen<br />
einhergehen werden, könnten 1,6 Prozent <strong>des</strong><br />
globalen BIP als geringer Preis für eine Ver-<br />
sicherungspolice betrachtet werden, die das<br />
Wohlergehen künftiger Generationen schützt.<br />
Da diese Investition außerdem die Möglichkeit<br />
bietet, für Millionen besonders anfälliger Menschen<br />
rund um die Welt umfangreiche, in naher<br />
Zukunft zu erwartende Rückschritte bei der<br />
menschlichen Entwicklung zu verhindern, verstärken<br />
sich das Postulat der intergenerativen<br />
Gerechtigkeit und dasjenige der sozialen<br />
Gerechtigkeit zwischen den Ländern gegenseitig.<br />
1.5 Weitermachen wie bisher –<br />
Pfade zu einer nicht tragfähigen Klimazukunft<br />
Ein Trend ist kein unentrinnbares Schicksal,<br />
und frühere Leistungen müssen nicht unbedingt<br />
eine Richtschnur für künftige Ergebnisse<br />
sein. Für den Klimawandel ist das eindeutig ein<br />
Vorteil. Wenn die nächsten zwanzig Jahre<br />
genauso verlaufen wie die letzten zwanzig, kann<br />
der Kampf gegen gefährliche Klimaänderungen<br />
nicht gewonnen werden.<br />
Der Blick zurück – die Welt seit 1990<br />
<strong>Die</strong> Erfahrungen mit dem Kyoto-Protokoll<br />
vermitteln wichtige Erkenntnisse für die<br />
Erstellung eines Kohlenstoffbudgets für das<br />
<strong>21.</strong> Jahrhundert. Das Protokoll stellt einen<br />
multilateralen Rahmen dar, der Emissionsgrenzen<br />
für Treibhausgase festlegt. Es dauerte<br />
fünf Jahre, bis die unter der Schirmherrschaft<br />
<strong>des</strong> UN-Klimarahmenübereinkommens<br />
(UNFCCC) geführten Verhandlungen in<br />
eine Vereinbarung mündeten – und weitere<br />
acht Jahre, bis genügend Länder das Protokoll<br />
ratifiziert hatten, sodass es in Kraft treten<br />
konnte. 68 <strong>Die</strong> übergeordnete Zielvorgabe war<br />
eine Minderung der Treibhausgasemissionen<br />
gegenüber dem Niveau von 1990 um fünf<br />
Prozent.<br />
Gemessen an den globalen Gesamtemissionen<br />
enthält das Kyoto-Protokoll keine<br />
besonders ehrgeizigen Zielvorgaben. Außerdem<br />
gelten die quantitativen Obergrenzen<br />
nicht für Entwicklungsländer. <strong>Die</strong> Entscheidung<br />
der Vereinigten Staaten und Australiens,<br />
das Protokoll nicht zu ratifizieren, schränkte<br />
den Umfang der geplanten Einschnitte weiter<br />
ein. <strong>Die</strong> Konsequenzen dieser Ausnahmen<br />
lassen sich anhand der energiebezogenen<br />
CO 2-Emissionen veranschaulichen. Auf das<br />
Basisjahr 1990 bezogen, entspricht die im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Kyoto-Protokolls eingegangene<br />
Verpflichtung einer Senkung dieser Emissionen<br />
um real 2,5 Prozent bis zum Zieldatum<br />
2010/2012. 69<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung der Zielvorgaben war bislang<br />
enttäuschend. 2004 lagen die gesamten<br />
Treibhausgasemissionen der Annex-I-Länder<br />
drei Prozent unter dem Niveau von 1990. 70<br />
<strong>Die</strong>ser Wert für die übergeordnete Zielvorgabe<br />
verdeckt jedoch zwei wichtige Probleme. Erstens<br />
ist der Trend der Gesamtemissionen seit<br />
1990 ansteigend, sodass in Frage steht, ob die<br />
Gesamtzielvorgabe erreicht werden wird.<br />
Zweitens weisen die Leistungen der einzelnen<br />
Länder erhebliche Abweichungen auf. Ein großer<br />
Teil <strong>des</strong> Gesamtrückgangs kann auf einschneidende<br />
Emissionsminderungen in der<br />
Russischen Föderation und anderen Transformationsländern<br />
zurückgeführt werden – in<br />
manchen Fällen um über 30 Prozent. <strong>Die</strong><br />
Gründe für dieses Ergebnis sind weniger in<br />
energiepolitischen Reformen als in den Auswirkungen<br />
einer tiefen wirtschaftlichen Rezes-<br />
Gemessen an den globalen<br />
Gesamtemissionen enthält<br />
das Kyoto-Protokoll keine<br />
besonders ehrgeizigen<br />
Zielvorgaben<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 65<br />
1<br />
Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>