Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Öffentlichkeit, die versteht, warum der Klimawandel<br />
ein Problem von so hoher Priorität ist,<br />
kann dafür sorgen, dass die Regierungen über<br />
den politischen Spielraum zur Einleitung radikaler<br />
Energiereformen verfügen. Wie in vielen<br />
anderen Bereichen ist es auch hier unerlässlich,<br />
dass die staatliche Politik auf den Prüfstand<br />
gestellt wird. Ohne eine solche Kontrolle<br />
besteht die Gefahr, dass wohlklingende Absichtserklärungen<br />
zum Ersatz für konkrete politische<br />
Maßnahmen werden – ein immerwähren<strong>des</strong><br />
Problem bei den Entwicklungshilfezusagen<br />
der G-8. Beim Klimawandel ist die <strong>Herausforderung</strong><br />
noch anders, weil der notwendige<br />
Reformprozess, vielleicht mehr als in jedem<br />
anderen Bereich der Politik, über einen langen<br />
Zeitraum hinweg in Gang gehalten werden<br />
muss.<br />
Derzeit entstehen einflussreiche neue<br />
Koalitionen, die Veränderungen bewirken wollen.<br />
In den Vereinigten Staaten haben sich<br />
nichtstaatliche Organisationen (NGOs), Wirtschaftsführer<br />
und parteiübergreifende Forschungsinstitutionen<br />
in einer „Climate Change<br />
Coalition“ zusammengeschlossen. Überall in<br />
Europa organisieren NGOs und kirchliche<br />
Gruppen schlagkräftige Kampagnen, die sich<br />
für rasches Handeln einsetzen. Der Name der<br />
in London gegründeten Allianz gegen den<br />
Klimawandel, „Stop Climate Chaos“, ist sowohl<br />
Absichtserklärung als auch Mobilisierungsaufruf.<br />
Auf internationaler Ebene baut die „Global<br />
Climate Campaign“ ein Netzwerk auf, das über<br />
Grenzen hinweg zur Mobilisierung aufruft, um<br />
vor, während und nach hochrangigen zwischenstaatlichen<br />
Konferenzen Druck auf Regierungen<br />
auszuüben. Noch vor fünf Jahren verhielten<br />
sich die meisten großen multinationalen<br />
Unternehmen gleichgültig oder ablehnend,<br />
wenn für den Klimaschutz geworben wurde.<br />
Heute setzen sich immer mehr dieser Unternehmen<br />
nachdrücklich für entsprechende<br />
Maßnahmen ein und fordern klare staatliche<br />
Signale für die Unterstützung <strong>des</strong> Klimaschutzes.<br />
Zahlreiche Wirtschaftsführer haben erkannt,<br />
dass die derzeitigen Trends auf Dauer nicht<br />
durchzuhalten sind und dass sie ihre Investitionen<br />
in eine langfristig tragfähigere Richtung<br />
lenken müssen.<br />
Immer wieder haben sich in der Vergangenheit<br />
öffentliche Kampagnen als gewaltige<br />
Antriebskraft für Veränderungen erwiesen.<br />
Von der Abschaffung der Sklaverei über den<br />
Kampf für Demokratie, Bürgerrechte, Gleichstellung<br />
der Geschlechter und Menschenrechte<br />
bis zu der Kampagne Make Poverty History<br />
(Armut muss Geschichte werden) erschloss die<br />
öffentliche Mobilisierung neue Chancen für die<br />
menschliche Entwicklung. <strong>Die</strong> konkrete<br />
<strong>Herausforderung</strong>, der sich die Organisatoren<br />
von Kampagnen gegen den Klimawandel<br />
gegenübersehen, liegt in der Natur <strong>des</strong> Problems.<br />
<strong>Die</strong> Zeit läuft uns davon, ein Scheitern<br />
wird zu irreversiblen Rückschlägen bei der<br />
menschlichen Entwicklung führen, und die<br />
Änderung der Politik muss in vielen Ländern<br />
über einen langen Zeitraum hinweg aufrechterhalten<br />
werden. Es gibt keine schnelle Patentlösung.<br />
Meinungsumfragen vermitteln<br />
ein beunruhigen<strong>des</strong> Bild<br />
Trotz aller bisher erzielten Fortschritte ist der<br />
Kampf um die Herzen und den Verstand der<br />
Öffentlichkeit noch nicht gewonnen. Es ist<br />
schwer zu sagen, wo dieser Kampf derzeit steht.<br />
Jedoch vermitteln Meinungsumfragen ein beunruhigen<strong>des</strong><br />
Bild – vor allem in den reichsten<br />
Staaten der Welt.<br />
Der Klimawandel ist heute in der entwickelten<br />
Welt ein überall diskutiertes Thema.<br />
<strong>Die</strong> Medienberichterstattung ist beispiellos.<br />
Der Film von Al Gore, Eine unbequeme Wahrheit,<br />
hat ein Millionenpublikum erreicht. Eine<br />
Reihe von Berichten, für die der von Sir Nicholas<br />
Stern vorgelegte ein herausragen<strong>des</strong> Beispiel<br />
ist, hat den Abstand zwischen populärem Verständnis<br />
und strenger ökonomischer Analyse<br />
verringert. <strong>Die</strong> durch den IPCC ausgesprochenen<br />
Warnungen hinsichtlich der Gesundheit<br />
unseres Planeten liefern eine klare Grundlage<br />
für das Verständnis der Belege zum Klimawandel.<br />
Aber <strong>des</strong>sen ungeachtet herrscht in der<br />
Öffentlichkeit weiterhin eine Einstellung vor,<br />
die Apathie mit Pessimismus verbindet.<br />
<strong>Die</strong> Eckzahlen der jüngsten Erhebungen<br />
machen diesen Punkt deutlich. Bei einer großen<br />
länderübergreifenden Erhebung wurde festge-<br />
Zahlreiche Wirtschaftsführer<br />
haben erkannt, dass sie<br />
ihre Investitionen in eine<br />
langfristig tragfähigere<br />
Richtung lenken müssen<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 81<br />
1<br />
Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>