Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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1.2 <strong>Die</strong> Klimawissenschaft<br />
und zukünftige Szenarien<br />
Das Verständnis der wissenschaftlichen Belege<br />
für den Klimawandel ist der Ausgangspunkt,<br />
um auch die <strong>Herausforderung</strong>en auf dem<br />
Gebiet der menschlichen Entwicklung im<br />
21 Jahrhundert zu verstehen. <strong>Die</strong> wissenschaftliche<br />
Literatur zu diesem Thema ist sehr<br />
umfangreich. Wir konzentrieren uns hier auf<br />
den Konsens, den der IPCC gefunden hat, weisen<br />
jedoch gleichzeitig darauf hin, dass es große<br />
Bereiche gibt, in denen die künftigen Ergebnisse<br />
ungewiss sind. Bei der Betrachtung einer<br />
durch Klimaänderungen geprägten Zukunft<br />
gibt es zahlreiche „bekannte Unbekannte“ –<br />
das heißt Ereignisse, die prognostiziert werden<br />
können, wobei jedoch der Zeitpunkt ihres Eintretens<br />
oder ihre Tragweite völlig ungewiss<br />
sind. Es sollte nicht überraschen, dass die Wissenschaftler<br />
nicht mit Sicherheit sagen können,<br />
wie die ökologischen Systeme der Erde genau<br />
auf die anthropogenen Treibhausgasemissionen<br />
reagieren werden. Wir erleben hier ein<br />
Experiment, das noch nie zuvor durchgeführt<br />
wurde.<br />
Zu den bekannten Faktoren gehört, dass wir<br />
uns auf einer Bahn befinden, die ohne Kurskorrekturen<br />
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu<br />
gefährlichen Auswirkungen <strong>des</strong> Klimawandels<br />
führen wird. <strong>Die</strong>se Auswirkungen würden<br />
unaufhaltsam von in naher Zukunft eintretenden<br />
Rückschritten bei der menschlichen Entwicklung<br />
zu langfristigen ökologischen Katastrophen<br />
führen.<br />
Anthropogener Klimawandel<br />
Während der gesamten Erdgeschichte wechselten<br />
sich warme und kalte Perioden ab. <strong>Die</strong>se<br />
Klimaverschiebungen wurden auf eine Vielzahl<br />
von Antriebsfaktoren zurückgeführt, namentlich<br />
Abweichungen in der Erdumlaufbahn,<br />
Schwankungen der Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche,<br />
Wasserdampf und die Konzentration<br />
von Treibhausgasen wie etwa CO 2 in<br />
der Atmosphäre. <strong>Die</strong> Veränderungen, die wir<br />
heute beobachten, vollziehen sich jedoch in<br />
einem Tempo, einem Umfang und nach einem<br />
Muster, die nicht durch natürliche Kreisläufe<br />
erklärt werden können.<br />
<strong>Die</strong> durchschnittliche globale Oberflächentemperatur<br />
ist der grundlegende Maßstab für<br />
Klimaänderungen. <strong>Die</strong> Temperaturen im vergangenen<br />
halben Jahrhundert waren vermutlich<br />
die höchsten, die es je in einem 50-Jahres-<br />
Zeitraum der vergangenen 1.300 Jahre gegeben<br />
hat. <strong>Die</strong> Welt befindet sich heute auf dem oder<br />
nahe dem höchsten Temperaturniveau, das in<br />
der gegenwärtigen zwischeneiszeitlichen Periode,<br />
die vor rund 12.000 Jahren begann, je<br />
erreicht wurde. Es gibt klare Belege dafür, dass<br />
dieser Prozess sich beschleunigt. Elf der zwölf<br />
wärmsten Jahre seit 1850 wurden zwischen<br />
1995 und 2006 verzeichnet. Über die vergangenen<br />
100 Jahre hat sich die Erde um 0,7°C<br />
erwärmt. <strong>Die</strong> Abweichungen zwischen einzelnen<br />
Jahren sind erheblich. Auf Dekadenbasis ist<br />
jedoch der lineare Erwärmungstrend über die<br />
vergangenen 50 Jahre fast zweimal so groß<br />
wie derjenige über die vergangenen 100 Jahre<br />
(Grafik 1.1). 24<br />
Es gibt wissenschaftliche Belege im Überfluss,<br />
die den Anstieg der Temperaturen mit<br />
dem Anstieg der Konzentration von CO 2 und<br />
anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre in<br />
Verbindung bringen. <strong>Die</strong> in der Atmosphäre<br />
vorhandenen Gase halten einen Teil der Sonnenabstrahlung<br />
in den Weltraum zurück und<br />
erhöhen so die Temperatur auf der Erde. <strong>Die</strong>ser<br />
natürliche „Treibhauseffekt“ sorgt dafür, dass<br />
unser Planet bewohnbar bleibt, denn ohne ihn<br />
wäre er um 30°C kälter. Im Verlauf der früheren<br />
vier Eiszeit- und Erwärmungszyklen der<br />
Erde bestand jeweils eine hohe Korrelation<br />
zwischen der atmosphärischen CO 2-Konzentration<br />
und der Temperatur. 25<br />
Was den gegenwärtigen Erwärmungszyklus<br />
von den früheren unterscheidet, ist der schnelle<br />
Anstieg der CO 2-Konzentration. Seit vorindustrieller<br />
Zeit hat der CO 2-Gehalt in der<br />
Elf der zwölf wärmsten Jahre<br />
seit 1850 wurden zwischen<br />
1995 und 2006 verzeichnet<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 39<br />
1<br />
Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>