Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
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udget eine Laufzeit bis 2032 bzw. 2042 haben<br />
wird, bedeutet nicht, dass wir zwei oder drei<br />
Jahrzehnte Zeit hätten, um zu handeln. Wenn<br />
die kritische Schwelle erst einmal erreicht ist,<br />
führt kein Weg mehr zu der Option einer höheren<br />
Klimasicherheit zurück. Hinzu kommt,<br />
dass Emissionspfade nicht über Nacht geändert<br />
werden können. Sie erfordern umfangreiche<br />
energiepolitische Reformen und Änderungen<br />
von Verhaltensweisen, die mehrere Jahre in<br />
Anspruch nehmen.<br />
Wie viele Planeten?<br />
Am Vorabend der Unabhängigkeit Indiens<br />
wurde Mahatma Gandhi gefragt, ob er meine,<br />
dass sein Land das britische Modell der industriellen<br />
Entwicklung übernehmen könne. Seine<br />
Antwort hat in einer Welt, die ihr Verhältnis<br />
zur Ökologie der Erde neu bestimmen muss,<br />
nichts an Aktualität verloren: „England benötigte<br />
zur Erreichung seines Wohlstands die<br />
Hälfte der Ressourcen dieses Planeten. Wie viele<br />
Planeten wird Indien für seine Entwicklung<br />
benötigen?“<br />
Wir stellen dieselbe Frage für eine Welt, die<br />
sich langsam dem Rand <strong>des</strong> Abgrunds – der<br />
gefährlichen Klimaänderung – nähert. Bei der<br />
genannten jährlichen Obergrenze von 14,5 Gigatonnen<br />
CO 2-Äq. würden wir selbst bei einem<br />
Einfrieren der Emissionen auf dem heutigen<br />
Stand von 29 Gigatonnen CO 2-Äq. zwei Planeten<br />
benötigen. Jedoch weisen manche Länder<br />
eine wesentlich weniger nachhaltige Bilanz auf<br />
als andere. <strong>Die</strong> reichen Länder mit 15 Prozent<br />
der Weltbevölkerung verbrauchen 90 Prozent<br />
eines nachhaltigkeitsgerechten Budgets. Wie<br />
viele Planeten würden wir benötigen, wenn die<br />
Entwicklungsländer dem Beispiel dieser Länder<br />
folgen würden? Hätte jeder Bewohner der Entwicklungswelt<br />
einen CO 2-Fußabdruck in Höhe<br />
<strong>des</strong> Durchschnitts der Hocheinkommensländer,<br />
würden die globalen CO 2-Emissionen auf<br />
85 Gigatonnen CO 2-Äq. steigen – ein Niveau,<br />
für das sechs Planeten benötigt würden. Für<br />
einen globalen CO 2-Fußabdruck, der dem<br />
Australiens entspricht, bräuchten wir sieben<br />
Planeten, und wenn man die CO 2-Emissionen<br />
der Vereinigten Staaten und Kanadas zugrunde<br />
legt, wären es sogar neun (Tabelle 1.2).<br />
Grafik 1.10<br />
Das Kohlenstoffbudget <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> wird bald erschöpft sein<br />
Kumulative Gesamt-CO 2 -Emissionen (Gt CO 2 )<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.456<br />
1.000<br />
0<br />
1 IPCC-Szenario A1Fl<br />
2 IPCC-Szenario A2<br />
3 IPCC-Szenario A1B<br />
4 IPCC-Szenario B2<br />
5 IPCC-Szenario A1T<br />
6 IPCC-Szenario B1<br />
7 Nachhaltiger Emissionspfad<br />
Kohlenstoffbudget, mit dem<br />
sich gefährliche Klimaänderungen<br />
verhindern ließen<br />
2000 2032 2042 2100<br />
Erläuterung: <strong>Die</strong> IPCC-Szenarien (Szenarien <strong>des</strong> Weltklimarates) beschreiben plausible Zukunftsverläufe von<br />
Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, technologischem Wandel und den damit verbunden CO 2-Emissionen.<br />
Bei den A1-Szenarien wird von einem starken Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in Verbindung mit einer<br />
Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen (A1FI), nichtfossilen Energieträgern (A1T) oder einer Kombination davon<br />
(A1B) ausgegangen. Beim A2-Szenario wird ein schwächeres Wirtschaftswachstum, ein geringeres Maß an<br />
Globalisierung und ein weiterhin hohes Bevölkerungswachstum angenommen. <strong>Die</strong> B1- und B2-Szenarien beinhalten<br />
einen gewissen Rückgang der Emissionen aufgrund von höherer Ressourceneffizienz und technologischen<br />
Verbesserungen (B1) bzw. stärker dezentralen Lösungen (B2).<br />
Quelle: Meinshausen 2007.<br />
Tabelle 1.2 Hätten alle Länder einen so großen CO 2 -Fußabdruck wie die<br />
OECD-Länder, würde ein einziger Planet nicht ausreichen a<br />
CO -Emmissionen<br />
2<br />
pro Kopf<br />
Entsprechende globale<br />
CO -Emmissionen 2 b<br />
(in t CO ) 2 (in Gt CO ) 2<br />
2004 2004<br />
Welt d 4,5 29 2<br />
Australien 16,2 104 7<br />
Kanada 20,0 129 9<br />
Frankreich 6,0 39 3<br />
Deutschland 9,8 63 4<br />
Italien 7,8 50 3<br />
Japan 9,9 63 4<br />
Niederlande 8,7 56 4<br />
Spanien 7,6 49 3<br />
Großbritannien 9,8 63 4<br />
Vereinigte Staaten 20,6 132 9<br />
a. Gemessen in nachhaltigen Kohlenstoffbudgets.<br />
b. Bezieht sich auf die globalen Emissionen, die entstehen würden, wenn je<strong>des</strong> Land der Welt so viele Emissionen pro Kopf verursachen würde<br />
wie das genannte Land.<br />
c. Auf der Grundlage eines nachhaltigen Emissionspfa<strong>des</strong> von 14,5 Gt CO 2 pro Jahr.<br />
d. Aktueller globaler CO 2-Fußabdruck.<br />
Quelle: Berechnungen <strong>des</strong> HDR-Büros auf der Grundlage von Indikatorentabelle 24.<br />
BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 59<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Entsprechende Zahl<br />
von nachhaltigen<br />
Kohlenstoffbudgets c<br />
7<br />
1<br />
Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>