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Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

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So stimmten beispielsweise in Frankreich,<br />

Deutschland und Großbritannien zwischen<br />

fünf und elf Prozent der Befragten der Aussage<br />

zu, dass „wir den Klimawandel stoppen werden“.<br />

Alarmierend ist, dass vier von zehn<br />

Befragten in Deutschland der Meinung waren,<br />

der Versuch, irgendetwas zu tun, würde sich<br />

nicht lohnen, meistens mit der Begründung,<br />

dass man gegen den Klimawandel nichts tun<br />

könne. 103 All dies spricht klar für die Notwendigkeit,<br />

größeres Gewicht auf die Aufklärung<br />

der Öffentlichkeit und auf Kampagnenarbeit<br />

zu legen.<br />

<strong>Die</strong> aus den Meinungsumfragen gewonnenen<br />

Erkenntnisse sind auf verschiedenen Ebenen<br />

beunruhigend. Zunächst werfen sie die Frage auf,<br />

inwieweit die Menschen in den reichen Staaten<br />

die Folgen ihres Handelns verstehen. Wenn der<br />

Öffentlichkeit diese Folgen für die künftigen<br />

Generationen und für die heutige, besonders risikoanfällige<br />

Bevölkerung in den Entwicklungsländern<br />

stärker bewusst wäre, dann könnte man<br />

erwarten, dass der Zwang zum Handeln viel<br />

deutlicher erkannt würde. <strong>Die</strong> Tatsache, dass so<br />

viele Menschen den Klimawandel als ein unbezwingbares<br />

Problem betrachten, ist eine weitere<br />

Handlungsbarriere, denn sie lässt ein Gefühl der<br />

Ohnmacht entstehen.<br />

<strong>Die</strong> Rolle der Medien<br />

Den Medien kommt bei der Information der<br />

Öffentlichkeit und der Veränderung der öffentlichen<br />

Meinung eine entscheidende Rolle zu.<br />

Neben ihrer Aufgabe, das Handeln der Regierung<br />

auf den Prüfstand zu stellen und die Politiker<br />

zur Rechenschaft zu ziehen, sind die<br />

Medien die Hauptinformationsquelle für die<br />

breite Öffentlichkeit in Fragen der Klimawissenschaft<br />

und <strong>des</strong> Klimawandels. Angesichts<br />

der enormen Bedeutung der in Frage stehenden<br />

Probleme für die Menschheit und den Planeten<br />

bringt diese Rolle eine große Verantwortung<br />

mit sich.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung neuer Technologien und<br />

weltumspannender Netzwerke hat die Macht<br />

der Medien weltweit gestärkt. Keine Regierung<br />

in einer Demokratie kann die Medien ignorieren.<br />

Aber Macht und Verantwortung gingen<br />

nicht immer Hand in Hand. Carl Bernstein<br />

von der Washington Post sagte 1998: „<strong>Die</strong> Realität<br />

ist, dass die Medien wahrscheinlich die<br />

mächtigste aller heutigen Institutionen sind<br />

und dass sie oder vielmehr wir Journalisten<br />

zu oft unsere Macht vergeuden und unsere<br />

Pflichten ignorieren.“ 104 <strong>Die</strong>se Beobachtung ist<br />

für die Debatte über den Klimawandel von<br />

hoher Aktualität.<br />

Innerhalb der Länder und im länderübergreifenden<br />

Vergleich zeigten sich große Unterschiede<br />

in den Reaktionen der Medien auf den<br />

Klimawandel. Viele Journalisten und viele<br />

Medienorgane leisteten außerordentliche<br />

<strong>Die</strong>nste, indem sie die öffentlichen Debatten<br />

am Leben erhielten und das Wissen vertieften.<br />

Allerdings darf auch die Kehrseite nicht übersehen<br />

werden. Bis vor kurzem wurde der<br />

Grundsatz der „redaktionellen Ausgewogenheit“<br />

in einer Weise angewandt, die als Hemmschuh<br />

für eine informierte Debatte wirkte. Eine<br />

in den Vereinigten Staaten durchgeführte Studie<br />

105 zeigte, dass als Folge der Ausgewogenheitsnorm<br />

über die Hälfte der Artikel in den<br />

renommiertesten Zeitungen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zwischen<br />

1990 und 2002 den Erkenntnissen <strong>des</strong><br />

IPCC und anderer Klimaforscher das gleiche<br />

Gewicht gaben wie den Ansichten der Klimaskeptiker<br />

– die häufig von entsprechenden<br />

Interessengruppen finanziert wurden. Eine der<br />

Folgen ist eine anhaltende Verwirrung der<br />

öffentlichen Meinung. 106<br />

Redaktionelle Ausgewogenheit ist ein<br />

lobenswertes und wesentliches Ziel jeder freien<br />

Presse. Aber Ausgewogenheit wozwischen?<br />

Wenn es unter den führenden Wissenschaftlern<br />

der Welt, die sich mit dem Klimawandel<br />

befassen, eine starke und überwältigende<br />

„Mehrheitsmeinung“ gibt, dann können die<br />

Bürger zu Recht erwarten, über diese Meinung<br />

informiert zu werden. Natürlich haben sie auch<br />

ein Recht darauf, über Minderheitsmeinungen<br />

informiert zu werden, die keinen wissenschaftlichen<br />

Konsens widerspiegeln. Um zu einem<br />

fundierten Urteil zu gelangen, ist es jedoch<br />

nicht hilfreich, wenn die von der Redaktion<br />

getroffene Auswahl beide Meinungen als<br />

gleichwertig behandelt.<br />

<strong>Die</strong> Medienberichterstattung über den<br />

Klimawandel leidet noch unter weiterreichen-<br />

<strong>Die</strong> Medien sind die<br />

Hauptinformationsquelle<br />

für die breite Öffentlichkeit<br />

in Fragen der<br />

Klimawissenschaft und<br />

<strong>des</strong> Klimawandels<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 83<br />

1<br />

Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>

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