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Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

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KAPITEL<br />

1<br />

Das Schreckgespenst<br />

gefährlicher<br />

Klimaänderungen ist<br />

heute die Realität<br />

Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />

<strong>Die</strong> Osterinsel im Pazifischen Ozean gehört zu den entlegensten Orten der Erde.<br />

<strong>Die</strong> monumentalen Steinstatuen im Krater <strong>des</strong> Vulkans Rano Raraku sind die einzigen<br />

Überreste einer komplexen Zivilisation, die durch die Übernutzung ihrer<br />

Umweltressourcen zugrunde ging. <strong>Die</strong> Konkurrenz zwischen rivalisierenden Clans<br />

führte zu rascher Entwaldung, Bodenerosion und Vernichtung der Vogelpopulationen.<br />

Dadurch wurden die zur Erhaltung <strong>des</strong> menschlichen Lebens wichtigen<br />

Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme untergraben. 1 <strong>Die</strong> Warnsignale für den<br />

bevorstehenden Untergang wurden zu spät erkannt, um den Zusammenbruch noch<br />

aufhalten zu können.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte der Osterinsel ist exemplarisch<br />

für die Folgen, die eine mangelhafte Bewirtschaftung<br />

gemeinsamer ökologischer Ressourcen<br />

nach sich zieht. Der Klimawandel entwickelt<br />

sich zu einer weltweiten Variante dieser<br />

Geschichte im <strong>21.</strong> Jahrhundert. Allerdings gibt<br />

es einen wichtigen Unterschied. <strong>Die</strong> Menschen<br />

auf der Osterinsel wurden von einer Krise überwältigt,<br />

die sie nicht voraussehen konnten und<br />

auf die sie kaum Einfluss hatten. Heute ist<br />

Unwissenheit jedoch keine Entschuldigung.<br />

Wir haben Belege für die Krise und verfügen<br />

über die Ressourcen zu ihrer Abwendung, und<br />

wir wissen auch, welche Folgen es haben wird,<br />

wenn wir einfach weitermachen wie bisher.<br />

Der amerikanische Präsident John F.<br />

Kennedy stellte 1963 fest, dass „die höchste<br />

Realität unserer Zeit unsere Unteilbarkeit und<br />

unsere gemeinsame Gefährdung auf diesem Planeten<br />

ist“. 2 Das war nach der kubanischen<br />

Raketenkrise und auf dem Höhepunkt <strong>des</strong><br />

Kalten Krieges. <strong>Die</strong> Welt lebte mit dem<br />

Schreckgespenst eines nuklearen Holocaust.<br />

Heute, vier Jahrzehnte später, ist das Schreckgespenst<br />

gefährlicher Klimaänderungen die<br />

höchste Realität.<br />

Dabei werden wir von einer doppelten<br />

Katastrophe bedroht. <strong>Die</strong> erste ist eine unmittelbare<br />

Gefährdung der menschlichen Entwicklung.<br />

Klimaänderungen haben Auswirkungen<br />

auf alle Menschen in allen Ländern. Es sind<br />

jedoch die ärmsten Bevölkerungsgruppen der<br />

Welt, die zuerst und am stärksten getroffen<br />

werden. Sie sind die unmittelbaren Leidtragenden<br />

– und sie haben am wenigsten die Mittel<br />

zur Bewältigung der Folgen. <strong>Die</strong>se erste Katastrophe<br />

ist kein Szenario einer fernen Zukunft.<br />

Sie entfaltet sich heute, indem sie die Fortschritte<br />

in Richtung auf die Millenniums-Entwicklungsziele<br />

bremst und die Ungleichheiten<br />

innerhalb der Länder und zwischen ihnen vertieft.<br />

Wenn dieser Katastrophe nicht gegengesteuert<br />

wird, dann wird es während <strong>des</strong> gesamten<br />

<strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> zu Rückschritten bei der<br />

menschlichen Entwicklung kommen.<br />

<strong>Die</strong> zweite Katastrophe liegt in der<br />

Zukunft. Ebenso wie die Bedrohung durch eine<br />

atomare Konfrontation während <strong>des</strong> Kalten<br />

Krieges birgt der Klimawandel Risiken nicht<br />

nur für die Ärmsten der Welt, sondern für den<br />

ganzen Planeten – und für die künftigen Generationen.<br />

Wir befinden uns gegenwärtig auf<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008 27<br />

1<br />

Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong>

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