05.10.2013 Aufrufe

Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Kapitel 1 - Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

Klimaschutz: die <strong>Herausforderung</strong> <strong>des</strong> <strong>21.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong><br />

82<br />

Mehr als acht von zehn<br />

EU-Bürgern sind sich<br />

<strong>des</strong>sen bewusst, dass ihr<br />

Energieverbrauch und die<br />

Art der Energieproduktion<br />

negative Auswirkungen auf<br />

das Klima haben<br />

stellt, dass die Menschen in der entwickelten<br />

Welt den Klimawandel viel weniger als eine<br />

unmittelbare Bedrohung ansehen als die Menschen<br />

in den Entwicklungsländern. So bezeichneten<br />

beispielsweise nur 22 Prozent der Briten<br />

den Klimawandel als „eines der größten Probleme“<br />

für die Welt, während in China fast die<br />

Hälfte und in Indien zwei Drittel der Menschen<br />

diese Ansicht vertraten. <strong>Die</strong> Rangfolge<br />

der Länder, deren Bürger den Klimawandel als<br />

das besorgniserregendste Thema der Welt ansehen,<br />

wurde von den Entwicklungsländern<br />

dominiert, an oberster Stelle Mexiko, Brasilien<br />

und China. <strong>Die</strong> gleiche Erhebung ergab einen<br />

sehr viel höheren Grad an Fatalismus in den reichen<br />

Ländern, in denen eine große Skepsis über<br />

die Möglichkeiten der Vermeidung von Klimaänderungen<br />

zum Ausdruck kam. 96<br />

Detaillierte Erhebungen auf nationaler Ebene<br />

bestätigen diese allgemeinen globalen<br />

Erkenntnisse. In den Vereinigten Staaten ist der<br />

Klimaschutz inzwischen Gegenstand intensiver<br />

Debatten im Kongress. Der gegenwärtige Stand<br />

der öffentlichen Meinung ist jedoch kein sicheres<br />

Fundament für ein rasches Handeln:<br />

• Etwa vier von zehn Amerikanern glauben,<br />

dass menschliche Aktivitäten für die globale<br />

Erwärmung verantwortlich sind, aber<br />

ebenso viele glauben, dass die Erwärmung<br />

allein auf natürliche Muster der Klimasysteme<br />

der Erde zurückzuführen sind (21 Prozent)<br />

oder dass es keine Belege für eine globale<br />

Erwärmung gibt (20 Prozent). 97<br />

• Während 41 Prozent der Amerikaner den<br />

Klimawandel als ein „ernsthaftes Problem“<br />

betrachten, sind 33 Prozent der Ansicht, er<br />

sei ein „ziemlich ernsthaftes Problem“ und<br />

24 Prozent sehen darin „kein ernsthaftes<br />

Problem“. Nur 19 Prozent äußerten eine<br />

starke persönliche Betroffenheit – wesentlich<br />

weniger als in den anderen G-8-Staaten<br />

und drastisch weniger als in vielen Entwicklungsländern.<br />

98<br />

• <strong>Die</strong> geäußerten Besorgnisse sind weiterhin<br />

parteipolitisch gespalten. <strong>Die</strong> Wähler der<br />

Demokraten zeigen sich stärker besorgt als<br />

die Wähler der Republikaner, aber keine der<br />

beiden Gruppen setzt den Klimawandel an<br />

die Spitze ihrer Prioritätenliste. Auf einer<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG 2007/2008<br />

Rangskala von 19 Wahlthemen erreichte<br />

der Klimawandel Platz 13 bei den Demokraten<br />

und Platz 19 bei den Republikanern.<br />

• Das mäßige Interesse der Öffentlichkeit<br />

hängt auch mit der Wahrnehmung der Orte<br />

zusammen, an denen Risiken und Anfälligkeiten<br />

bestehen. Bei der Erstellung einer<br />

Rangliste öffentlich geäußerter Sorgen standen<br />

nur für 13 Prozent der Befragten die<br />

Auswirkungen auf ihre Familie oder ihr<br />

Gemeinwesen im Vordergrund. Dagegen<br />

war die Hälfte der Meinung, die direktesten<br />

Auswirkungen bekämen die Menschen in<br />

anderen Ländern oder die Natur zu spüren. 99<br />

Bei der Interpretation der Ergebnisse von<br />

Meinungsumfragen ist Vorsicht geboten. <strong>Die</strong><br />

öffentliche Meinung ist nichts Statisches, sie<br />

kann sich ändern. Es gibt jedoch positive<br />

Erkenntnisse. Rund 90 Prozent der Amerikaner,<br />

die von der globalen Erwärmung gehört<br />

haben, sind der Meinung, ihr Land sollte seine<br />

Treibhausgasemissionen verringern, ungeachtet<br />

<strong>des</strong>sen, was andere Länder tun. 100 Folgt man<br />

allerdings dem amerikanischen Politikerslogan<br />

„All politics is local“ (Politik ist immer Lokalpolitik),<br />

erscheint es unwahrscheinlich, dass<br />

sich die heute in der Öffentlichkeit herrschende<br />

Risikoeinschätzung als starker politischer<br />

Antrieb erweisen wird. Der Klimawandel wird<br />

immer noch überwiegend als moderates und in<br />

der Zukunft liegen<strong>des</strong> Risiko wahrgenommen,<br />

das sich hauptsächlich auf Menschen und Orte<br />

auswirken wird, die räumlich und zeitlich weit<br />

entfernt sind. 101<br />

<strong>Die</strong> Annahme, die europäische öffentliche<br />

Meinung sei der amerikanischen weit voraus,<br />

wird durch die Meinungsumfrage nicht belegt.<br />

Mehr als acht von zehn EU-Bürgern sind sich<br />

<strong>des</strong>sen bewusst, dass ihr Energieverbrauch und<br />

die Art der Energieproduktion negative Auswirkungen<br />

auf das Klima haben. 102 Dennoch<br />

zeigt sich nur die Hälfte von ihnen „einigermaßen<br />

besorgt“ darüber, während ein sehr viel<br />

höherer Anteil die Notwendigkeit einer stärkeren<br />

Diversifizierung der Energieversorgung<br />

Europas für wichtiger hält.<br />

In manchen europäischen Ländern ist die<br />

öffentliche Meinung durch einen außerordentlich<br />

starken Pessimismus gekennzeichnet.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!