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8.4.3 Phraseologische Verbindungen sind zweigliedrige feste Wortkomplexe<br />

singulärer Verknäpfungsart, bei denen nur eine Konstituente umgedeutet wird, die<br />

andere behält ihre eigentliche Bedeutung.<br />

z.B.: ein blinder Schuss („ein ungezielter Schuss“)<br />

eine ägyptische Finsternis („eine tiefe Finsternis“)<br />

sich ins Fäustchen lachen („heimliche Schadenfreude empfinden“)<br />

kalte Miete („Miete ohne Heizungskosten“)<br />

Die Zugehörigkeit der phraseologischen Verbindungen zu den<br />

Phraseologismen basiert auf dem Kriterium der semantischen Singularität. Diese<br />

Gruppe der festen Wortkomplexe charakteresiert sich durch absolute Festigkeit und<br />

Reproduzierbarkeit. Wenn bei den freien Wortverbindungen es möglich ist, andere<br />

Wörter dazwischen einzuschieben (der schöne Garten – der schöne am Ufer der<br />

Stadt liegende Garten), so ist es bei den phraseologischen Verbindungen völlig<br />

unmöglich:<br />

der blinder Passagier – *der blinde in der Ecke sitzende Passagier<br />

Bei Fügungen dieses Typs ist auch keine Trasformation möglich, wie es in<br />

einem variablen Syntagma der Fall ist:<br />

Vgl.:der blinde Vogel – der Vogel, der blind ist<br />

der blinde Passagier – * der Passagier, der blind ist<br />

Die phraseologischen Verbindungen sind zahlenmäßig unbedeutend und für<br />

die deutsche Sprache nicht typisch.<br />

8.5 Zu semantischen Kategorien der Phraseologismen gehönen<br />

phraseologische Polysemie, Homonymie, Synonymie und Antonymie.<br />

8.5.1 Phraseologische Polysemie unterscheidet sich von der Polysemie der<br />

einfachen Lexeme quantitativ. Die meisten Lexeme sind mehrdeutig, die meisten<br />

Phrasiologismen sind monosem. Die Anzahl der lexikalisch-semantischen Varianten<br />

eines einfachen Lexems ist unbegrenzt, die Phraseologismen dagegen besitzen nur<br />

zwei, seltener 3 lexikalisch-semantische Varianten. Die semantische Ableitbarkieit<br />

der Phraseologismen ist verhindert, weil die Phraseologismen selbst das Resultat der<br />

Metaphorisierung sind. Eine weitere Ableitung der Bedeutungen ist nur dann<br />

möglich, wenn die Metaphorisierung nicht den höchsten Grad erreicht hat. In diesem<br />

Fall ist die sekundäre Metaphorisierung möglich-<br />

z. B: jmdm auf die Beine helfen<br />

1) „einem Gestürtzen wieder aufhelfen“<br />

2) „jmdm helfen, eine Krankheit zu überwinden“<br />

3) „die Kinder großziehen“<br />

4) „jmdm finanziel helfen“<br />

Neue Bedeutungen der Phraseologismen können durch parallele<br />

Metaphorisierung eines und desselben Syntagmas entstehen. Dabei handelt es sich<br />

um unterschiedliche referentielle Bezogenheit. So entstehen phraseologische<br />

Homonyme.<br />

z. B: jmdm schwillt der Kamm (ugs.)<br />

1) „jmd. wird überheblich, bildet sich etw. ein“<br />

2) „jmd. gerät in Zorn, wird wütend“<br />

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