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der das Adjektiv schwarz zunächst eine Steigerung zu schwärzesten erfährt und dann<br />

substituiert wird durch kreidenweiß und grau.<br />

Ein synchroner Schnitt durch eine ältere Sprachstufe ergibt neben<br />

Übereinstimmungen verschiedenartigste Differenzen zwischen damals und heute. Die<br />

Unterschiede betreffen den Grad der Phraseologisicrung sowie die<br />

lcxikalischsemantische und morphosyntaktische Struktur des Phraseologismus. Die<br />

beiden Aspekte hängen teils zusammen, teils sind sie unabhängig voneinander. Wir<br />

gruppieren die Belege nach den folgenden Gruppen:<br />

- Phraseologismcn, die sich nicht verändert haben (6.2.1.);<br />

- Phraseologismen, die seither ausgestorben sind (6.2.2.);<br />

- Phraseologismen, die heute eine andere lexikalische Besetzung (6.2.3.) oder<br />

eine andere morphosyntaktische Struktur (6.2.4.) aufweisen als damals, die aber noch<br />

als „dieselben" Phraseologismen mit derselben Bedeutung erkennbar sind:<br />

- Phraseologismen, die der Form nach gänzlich oder weitgehend gleich<br />

geblieben sind, deren Bedeutung sich aber bis heute verändert hat (6.2.5.);<br />

- Phraseologismen mit unikalen Komponenten, die damals zwar schon<br />

phraseologische, aber noch semantisch durchsichtige Wortverbindungen waren<br />

(6.2.6.);<br />

- Wortverbindungen, die heute phraseologisch sind, die damals aber noch als<br />

freie Verbindungen oder als schwach phraseologische Verbindungen fungierten<br />

(6.2.7.):<br />

- Wortverbindungen, die damals phraseologisch waren, heute aber univerbiert<br />

sind (6.2.8.).<br />

Ich betrachte die Texte jeweils aus der Perspektive des heutigen Lesers und<br />

versuche herauszufinden, inwieweit man mit dem Wissen über die heutige Sprache<br />

zu einem Verständnis des älteren Textes gelangen kann. Zur Überprüfung des<br />

Eindrucks, den ich auf diese Weise gewinne, ziehe ich für die Texte die<br />

zeitgenössischen Wörterbücher von Adelung und Campe sowie das Deutsche<br />

Wörterbuch (DW) hinzu.<br />

10.4 Identische Phraseologismen<br />

Ein Teil der heutigen Phraseologie war schon damals in genau der gleichen<br />

Form und Bedeutung vorhanden. Wie groß dieser Teil tatsächlich ist, darüber gibt es<br />

noch keine Untersuchungen. Mir scheint aber die Menge der Phraseologismen, die<br />

bis heute völlig identisch geblieben ist, relativ klein zu sein. Die folgenden<br />

Formulierungen könnte man auch heute noch lesen:<br />

Kohlhaas schäumte vor Wut (Kleist, 21)<br />

Eine besonders auffällige Übereinstimmung findet sich im Kinegramm jmdm.<br />

auf Jen Fuß auf die Füße treten, das damals wie heute wörtlich und übertragen ('jmdn.<br />

kränken, beleidigen') gebraucht werden konnte.<br />

Im ersten Beispiel zeigt der Kontext, der den Gong betrifft, daß der Ausdruck<br />

primär wörtlich gemeint ist. Da es zugleich aber auch um Anstand geht, ist die<br />

übertragene Bedeutung mindestens schon nahegelegt: die Art des Gehens ist eben<br />

Symptom für den Charakter.<br />

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