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11 Das bildliche Potential der deutschen<br />

Körperteilbezeichnungen: eine historische Darstellung seit<br />

indogermanischer Zeit<br />

Von CARMEN MELLADO BLANCO<br />

Einleitung<br />

Gegenstand dieses Beitrages ist die Darstellung von repräsentativen Verbildlichungsarten,<br />

die bei den deutschen Benennungen von Menschenkörperteilen seit<br />

indogermanischer Zeit anzutreffen sind.<br />

Die Entscheidung für den Bereich der Körperteilbezeichnungen wurde nicht<br />

willkürlich getroffen. Dieses Wortfeld gehört zum Grundwortschatz jeder<br />

Sprachgemeinschaft und spiegelt somit vorbildlich semantische Prozesse<br />

verschiedenster Natur wider. Aufgrund ihres Alters sind Körperteilbezeichnungen<br />

sowohl in ihrem lautlichen als auch in ihrem inhaltlichen Bestand einer stetigen<br />

Erosion ausgesetzt gewesen. Die Veränderungen treten allerdings häufiger in der<br />

Bedeutung als in der phonischen oder morphologischen Form auf, was nach<br />

Ullmann (1970, S. 219) auf die Unscharfe der Bedeutungsgrenzen gegenüber der<br />

Deutlichkeit der phonischen und morphologischen Grenzen zurückzuführen ist.1<br />

Für Schippan (1992, S. 251) entsteht der Bedeutungswandel als natürlicher<br />

Vorgang innerhalb des Sprachsystems. Der Wortinhalt muss sich den sich<br />

wandelnden kommunikativen Bedürfnissen einer Sozialgruppe anpassen,<br />

andererseits muss die Kommunikation durch die Beibehaltung der Wortformen in<br />

der Rede gewährleistet sein. Dieses Spannungsverhältnis bedingt den<br />

Bedeutungswandel (Schippan, ebd.):<br />

»Wenn wir davon ausgehen, daß jede Sprache in jedem Augenblick >intakl<<br />

sein, die Deut-, barkeit der Äußerungen und Texte gewährleistet sein muß,<br />

andererseits Kommunikationsgegenstände in ihrer Sachwelt, Kommunizierende mit<br />

ihren Anschauungen, in ihren sozialen Welten, mit ihren Interessen und<br />

Bedürfnissen, die sozialen Beziehungen in Sprach- und<br />

Kommunikationsgemeinschaften und die Beziehungen der Menschen zu ihrer<br />

natürlichen Umwelt, der Erkenntnisstand und die soziale Gemülslage ständigem<br />

Wandel unterliegen, so ergibt sich, daß Wörter, die Einheiten der Benennung,<br />

Verallgemeinerung und Bewertung, in diese Prozesse eingeschlossen sind, daß<br />

Sprachwandel - Bedeutungswandel - das Normale ist.«<br />

Eine ähnliche Ansicht vertritt Lüdtke (1985, S. 753), für den die Sprache als<br />

»natürliches, menschliches, sich selbst instruierendes, phonoakustisches<br />

Kommunikationsverfahren« aufzufassen ist, das sich seiner Natur nach in Raum und<br />

Zeit variabel zeigt. Nach Lüdtkes Meinung wird die Evolution des Sprachsystems<br />

durch das bei der Sprech- und Hörtätigkeit ständig wirksame Optimierungsstreben<br />

gefördert.<br />

Das Studium des Bedeutungswandels wurde unter dem Einfluss der<br />

Junggrammatiker bis beinahe Mitte dieses Jahrhunderts aus der Perspektive der<br />

kausalen Bedeutungsgesetze betrieben. Im Rahmen der diachronischen strukturellen<br />

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