DV Jahresbericht 2009 - Deutscher Verband für Wohnungswesen ...
DV Jahresbericht 2009 - Deutscher Verband für Wohnungswesen ...
DV Jahresbericht 2009 - Deutscher Verband für Wohnungswesen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8<br />
JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />
derprogramme und Veränderungen in der Steuerpolitik. Aber auch bauliche Anpassungen im Wohnumfeld<br />
und in den Stadtquartieren sowie die verstärkte Beratung und Öffentlichkeitsarbeit sind zu beachten.<br />
Ein zentrales Zukunftsthema bleibt in diesem Kontext die Finanzierungsfrage bzw. die Frage, wie der Staat<br />
die richtigen Anreize setzen kann, um privates Kapital mit möglichst effizientem öffentlichen Mitteleinsatz<br />
zu mobilisieren. Sowohl der Mietwohnungsmarkt als auch die Wohneigentumsbildung sind wieder verstärkt<br />
<strong>für</strong> privates Kapital attraktiv zu machen. Erfolgen muss dies mit Blick auf die zentrale Prämisse, dass<br />
der Staat einen verlässlichen Rahmen vorgibt, Hemmnisse beseitigt und gezielte Anreize setzt, die Umsetzung<br />
aber über Marktmechanismen erfolgt. Gerade angesichts enger werdender öffentlicher Spielräume<br />
und einer anhaltenden Ökonomisierung und Internationalisierung der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
gilt es – auch aus stadtentwicklungspolitischer Perspektive – mehr Mitwirkung und Eigenverantwortung<br />
der privaten Eigentümer zu erreichen. Hier wird zunehmend die gebietsbezogene, konzeptionelle Einbettung<br />
in integrierte Stadtentwicklungsprozesse, v.a. auf Quartiersebene, von Bedeutung sein.<br />
So ergibt sich – in Kombination mit einer klugen Wohnungspolitik – ein hoher Anspruch an eine innovative<br />
Stadtentwicklungspolitik. Attraktive, sozial ausgeglichene, Identität stiftende Städte werden zu einem<br />
Standortfaktor und entscheiden mit über die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Über die Ziele der Stadtentwicklung<br />
besteht weitgehend Konsens; nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch gemeinsam mit<br />
unseren europäischen Partnern, was mit der „Leipzig Charta <strong>für</strong> eine nachhaltige europäische Stadt“ zum<br />
Ausdruck kommt. 1) In Deutschland entwickelte das BMVBS in Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen<br />
sowie Zivilgesellschaft und Wirtschaft die Initiative „Nationale Stadtentwicklungspolitik“ 2) . Diese versteht<br />
sich als dialogorientierter und kooperativer Prozess, durch den sich die Abstimmung, das ressortübergreifende<br />
Handeln und das Bewusstsein <strong>für</strong> städtische Belange und Handlungsmöglichkeiten verbessern<br />
lassen.<br />
Untersetzt werden die Ansätze durch die Städtebauförderung mit ihren fünf Unterprogrammen. Der Bund<br />
stellte <strong>für</strong> das Jahr <strong>2009</strong> an nationalen Mitteln rund 570 Millionen Euro zur Verfügung. Daneben wirken<br />
der Investitionspakt, die KfW-Programme sowie die Europäischen Strukturfonds. Bedenkt man, dass darüber<br />
hinaus zahlreiche Programme anderer Ressorts (z.B. Beschäftigung, Soziales, Umweltschutz) <strong>für</strong> die<br />
städtische Entwicklung eingesetzt werden können, besteht in neuralgischen Quartieren ein Flickenteppich<br />
aus Programm- und Gebietskulissen, der von den verantwortlichen Akteuren vor Ort eine komplexe und<br />
anspruchsvolle Kopplung und Bündelung verschiedener Förderansätze verlangt. In der Konsequenz steigt<br />
die Bedeutung langfristig angelegter Planung auf Basis realistischer Entwicklungsperspektiven und fundierter<br />
Problem- und Potenzialanalysen. Konsequente Evaluierung der Programme sowie ein Monitoring der<br />
Quartiersentwicklung zählen zum Standard einer „lernenden“ Stadtentwicklungspolitik. Inwieweit man<br />
ganze Quartiere über Zertifizierungsansätze klassifizieren kann und sollte, bleibt jedoch nach wie vor<br />
strittig. Antworten hierauf gibt die Zertifizierungskommission des Deutschen <strong>Verband</strong>es.<br />
Im europäischen Binnenmarkt kann die bundesdeutsche Entwicklung nicht isoliert von unseren Nachbarn<br />
erfolgen. Gerade in der Stadt- und Raumentwicklung kommt die Mitgestaltung der EU immer deutlicher zum<br />
Ausdruck – sei es über die Förderung der integrierten Stadtentwicklung oder den territorialen Zusammen-<br />
1) Vgl. <strong>Deutscher</strong> Bundestag, 16. Wahlperiode: Stadtentwicklungsbericht 2008. Bundestagsdrucksache 16/13130,<br />
S. 5 ff.<br />
2) Vgl. <strong>Deutscher</strong> Bundestag (Hrsg.): Initiative zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik, Drucksache 16/9234,<br />
16. Wahlperiode, 13.05.2008.