Kontakt 36 - Dominikaner
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Leipzig<br />
Frater Ulrich predigt<br />
Handeln<br />
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen<br />
entschlossen wir uns dazu,<br />
die Gottesdienste auch oder gerade im<br />
säkularen Umfeld explizit als katholische<br />
Messe im Kloster anzubieten.<br />
Nach der Liturgie sollte außerdem<br />
die Möglichkeit zu einer weiteren<br />
informellen Begegnung im Konvent<br />
gegeben sein. In der Regel wird nach<br />
dem Gottesdienst ein „Klosterschoppen“<br />
angeboten. Ungefähr einmal im<br />
Monat besteht darüber hinaus die<br />
Möglichkeit zur Teilnahme an einem<br />
unterschiedlich ausgerichteten kulturellen<br />
Angebot im weiteren Sinne<br />
(Filme, Referenten, Klosterführung,<br />
Konzerte, Lesungen etc.). Beworben<br />
werden die Gottesdienste in den lokalen<br />
Printmedien und im Internet.<br />
Als besonders interessant und anscheinend<br />
ansprechend hat sich ein<br />
Werbespot auf den Bildschirmen in<br />
26<br />
den Leipziger Straßenbahnen erwiesen.<br />
Dort, wo ansonsten Restaurants,<br />
Events und Museen beworben werden,<br />
werden viele Menschen angesprochen,<br />
die der Kirche eher fernstehen<br />
oder im kirchlichen Milieu keine<br />
Beheimatung finden und somit nicht<br />
direkt ansprechbar sind.<br />
Bisher wird der Gottesdienst regelmäßig<br />
von durchschnittlich ca. 25 –<br />
überwiegend jüngeren – Personen aus<br />
dem studentischen Umfeld besucht,<br />
einer Zielgruppe also, die bei der<br />
Konzeption unter anderem im Blick<br />
war. Die Anzahl scheint nicht besonders<br />
hoch, ist aber für die hiesigen<br />
demografischen Verhältnisse ein sehr<br />
passables Ergebnis. An der bisher erstellten<br />
Adresssammlung lässt sich<br />
erkennen, dass seit Oktober ungefähr<br />
200 Personen den Gottesdienst<br />
und somit auch den Konvent besucht<br />
haben.<br />
Fazit<br />
Das Projekt „:imKloster“ ist mit<br />
einem erfreulichen Ergebnis gestartet.<br />
Dabei erweist sich der Ort<br />
„Kloster“ als die beste Werbung<br />
überhaupt. Hier muss an sich nichts<br />
mehr ergänzt werden, um Interesse<br />
zu wecken. Kommunitäre Präsenz<br />
wirkt sich äußerst positiv aus und<br />
wird von den Gottesdienstbesuchern<br />
sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen.<br />
Ebenfalls interessant ist<br />
die Feststellung, dass weder der explizit<br />
benannte katholisch-kirchliche<br />
Ort, noch der Begriff „katholischer<br />
Gottesdienst“ Schwellenängste hervorrufen.<br />
Im Gegenteil: Trotz der<br />
kurzen Zeit ergaben sich nach entsprechenden<br />
Anfragen aus dem Kreis<br />
der Gottesdienstbesucher für mich<br />
mehrere Taufvorbereitungen. Am<br />
6. April 2007 feierten wir die erste<br />
Kindertaufe im Rahmen des Abendgottesdienstes.<br />
Leipzig erweist sich<br />
somit als herausfordernder und spannender<br />
Ort für die dominikanische<br />
Verkündigungsarbeit.<br />
Eine Frage, die sicherlich der weiteren<br />
Diskussion bedarf, kristallisiert sich<br />
für mich indes immer deutlicher heraus:<br />
Was genau wollen wir mit unserer<br />
Verkündigung eigentlich bei den<br />
größtenteils nicht religiös sozialisierten<br />
Menschen in den Neuen Bundesländern<br />
erreichen? Was ist die Motivation<br />
und das Ziel unserer Predigt,<br />
wenn es sich anscheinend auch ohne<br />
Gott und Glaube leben lässt?<br />
Fr. Bernhard Kohl ist Promotionsstudent<br />
an der Universität<br />
Erfurt, Provinzpromotor<br />
für Gerechtigkeit und<br />
Frieden, er lebt im Leipziger<br />
Konvent und arbeitet in der<br />
Stadt als Religionslehrer.