Kontakt 36 - Dominikaner
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USA<br />
Skyline von Chicago<br />
Babys erst ab der 24. Woche eine<br />
wirklich gute Prognose besteht. Das<br />
erste Kind kam bereits tot zur Welt.<br />
Das zweite Neugeborene lag nun im<br />
Sterben. Als ich die Intensivstation<br />
betrat, saß die Mutter mit dem kleinen<br />
Baby im Arm auf einem Lehnstuhl.<br />
Überall gingen Schläuche und<br />
Messkabel ab. Der Raum war gefüllt<br />
von den piependen und zischenden<br />
Geräuschen der medizinischen Geräte.<br />
Das Kleine wurde von einer<br />
Krankenschwester manuell beatmet<br />
und zwei weitere Krankenschwestern<br />
kümmerten sich um die Mutter sowie<br />
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die diversen Apparaturen. Tränen liefen<br />
der Mutter über das Gesicht. Das<br />
Kleine bewegte sich kaum. Der Puls<br />
raste. Es ist einer jener Momente, die<br />
mich so sprach- und hilflos machten.<br />
Nottaufe<br />
Ich stellte mich vor, umarmte die<br />
Mutter und berührte das Baby sachte.<br />
Leise sagte ich, wie leid mir das<br />
Ganze tut. Zustimmendes Nicken.<br />
Minuten des Schweigens. Die Mutter<br />
bat mich, ihre Tochter zu taufen.<br />
Wir sollten nur noch auf den Vater<br />
warten, der auf dem Weg zum Krankenhaus<br />
war, im morgendlichen Berufsverkehr<br />
aber noch feststeckte.<br />
Die folgenden 15 Minuten kamen mir<br />
wie eine Ewigkeit vor. Endlich war<br />
der Vater da. Er übernahm das Kind.<br />
Wir beteten. Ich füllte eine kleine<br />
Muschel mit Weihwasser, berührte<br />
den Kopf der Kleinen und taufte<br />
sie auf den Namen „Naomi“. Stille.<br />
Dann wich die Spannung auf Seiten<br />
der Eltern trauriger Erleichterung.<br />
Und trotzdem stand den Eltern der<br />
härteste Teil noch bevor: sie mussten