Kontakt 36 - Dominikaner
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IGDom<br />
zur Darstellung der großen Geistesströmungen<br />
in unserm Vaterlande,<br />
die mit dem Predigerorden in Verbindung<br />
stehen. … Klostergründungen<br />
und Klosterlegenden, scholastische<br />
Theologie und Mystik, Kreuzzüge<br />
und Ablasswesen, Universitäten<br />
und Literatur, Inquisition und Hexenwesen,<br />
Reformation und Restauration<br />
… gehören zur Geschichte<br />
eines Ordens, der in den meisten<br />
Wandlungen des Geisteslebens vergangener<br />
Jahrhunderte eine wichtige<br />
… Rolle spielte. Gestalten wie<br />
die des Jordanus von Sachsen und<br />
des Johannes von Wildeshausen, des<br />
Albertus Magnus und Meister Eckhart,<br />
des redegewaltigen Tauler und<br />
des minnereichen Seusen, des Jacobus<br />
Sprenger und Johannes Nider, des Jakob<br />
von Hochstraten und Johannes<br />
Dietenberger werden naturgemäß in<br />
den Vordergrund treten. Besondere<br />
Berücksichtigung sollen jedoch auch<br />
bisher weniger bekannt gewordene<br />
Gelehrte finden. Auch Rechtsfragen,<br />
wie die Stellung des Ordens zu den<br />
Landesfürsten, zur bischöflichen Gewalt<br />
und zu den städtischen Behörden,<br />
sollen in den Bereich der Untersuchungen<br />
gezogen werden.“<br />
Eine Fülle von Material<br />
Diese Absicht wurde nur zum<br />
Teil verwirklicht. Doch beruht die<br />
Kenntnis der deutschen Provinzen,<br />
ihrer Observanzbewegung wie der<br />
Reformationsgeschichte oder das<br />
Wissen zu Klöstern wie Augsburg,<br />
Köln, Leipzig und Marienheide bzw.<br />
der mecklenburgischen Konvente in<br />
erheblichem Maß auf diesen „Heften“.<br />
Das Spektrum umfasste neben<br />
„Statistischem“, also Verzeichnissen<br />
von Klöstern, Provinzialen und<br />
38<br />
Provinzkapiteln, Quelleneditionen<br />
wie die Annalen des Halberstädter<br />
Konvents, den Warburger Bibliothekskatalog<br />
der Barockzeit und ein<br />
Verzeichnis der <strong>Dominikaner</strong> in den<br />
frühneuzeitlichen Kölner Weiheprotokollen.<br />
Neben den Kapitelsakten<br />
der Saxonia von 1513 bis 1540 und<br />
den Aufzeichnungen Johann Meyers<br />
sind vor allem die mittelalterlichen<br />
Registra der Generalmagister mit<br />
ihrer Fülle von Detailinformationen<br />
von bleibender Bedeutung. Zu vielen<br />
der 1907 genannten Themen wurde<br />
also nie gearbeitet; vieles bleibt ein<br />
Desiderat für die noch zu schreibende<br />
Provinzgeschichte.<br />
Breites wisssenschaftliches Engagement<br />
in den dreißiger Jahren<br />
Vor 70 Jahren erschien ab 1937 außer -<br />
dem das „Archiv der deutschen <strong>Dominikaner</strong>“<br />
bis zum vierten und letzten<br />
Band von 1952. Im Kontext des<br />
wissenschaftlichen Engagements der<br />
Teutonia ab den dreißiger Jahren ist<br />
vor allem die vor 75 Jahren von Laurentius<br />
Siemer begründete deutsche<br />
Thomas-Ausgabe zu erwähnen. Das<br />
zeitweise beachtliche Engagement für<br />
die kritische Edition der Werke Alberts<br />
des Großen führte zu Ephrem<br />
M. Filthauts „Quaestio super de<br />
animalibus“ von 1955 und dem 1974<br />
postum herausgegebenen Werk „De<br />
natura boni“.<br />
Provinzial Laurentius Siemer ließ die<br />
„Quellen und Forschungen“, das<br />
„Archiv der deutschen <strong>Dominikaner</strong>“<br />
und die zahlreichen Bände<br />
der deutschen Thomas-Ausgabe<br />
als Publikationen der Walberberger<br />
Albertus-Magnus-Akademie der<br />
deutschen <strong>Dominikaner</strong> erscheinen.<br />
So profitierten die Provinz und ihr<br />
Studienzentrum vom Engagement in<br />
den Bereichen Geschichte, Theologie<br />
und Philosophie.<br />
Erneute Herausgabe der „Quellen<br />
und Forschungen“<br />
Nach 40jähriger Ruhepause erschien<br />
1992 der erste Band der von Isnard<br />
W. Frank OP begründeten und in<br />
„Quellen und Forschungen zur Geschichte<br />
des <strong>Dominikaner</strong>ordens“<br />
umbenannten historischen Reihe.<br />
Bislang wurden 12 Bände publiziert.<br />
Für die vernachlässigte Theologiegeschichte<br />
engagierte sich besonders<br />
Ulrich Horst OP in mehreren Bänden<br />
zu Thomas von Aquin wie der<br />
Rezeption der Theologie der Schule<br />
von Salamanca und Walter Senner<br />
mit der Würdigung des Johannes von<br />
Sterngassen. Neben Isnard W. Franks<br />
kommentierter Edition des Totenbuchs<br />
der Mainzer <strong>Dominikaner</strong> und<br />
Sabine von Heusingers Behandlung<br />
des Basler Beginenstreits wurden<br />
auch Meister Eckhart und Albertus<br />
Magnus thematisiert. Nur gelegentlich<br />
greift die ordensgeschichtliche<br />
Forschung bislang über die Reformation<br />
hinaus, so Günter Essers<br />
Würdigung der Barock-Mystikerin<br />
Josepha Dominica von Rottenberg.<br />
Die insgesamt 52 Bände der Reihe in<br />
hundert Jahren (bei 40jähriger Pause)<br />
verweisen auf das wissenschaftliche<br />
Engagement in der Teutonia.<br />
Dr. Klaus-Bernward Springer<br />
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der Kath.-Theol.<br />
Fakultät der Universität<br />
Erfurt und Geschäftsführer<br />
des Instituts zur Erforschung<br />
der Geschichte des <strong>Dominikaner</strong>ordens<br />
(IGDom).