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Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention - RKI

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E1 − Kommentar Desinfektion<br />

Die Schwierigkeiten, die die chemische Instrumentendesinfektion bereitet, beruhen vor<br />

allem darauf, dass den zu desinfizierenden Objekten oft verhältnismäßig große Mengen<br />

Blut u. a. anhaften, <strong>und</strong> dass es nicht möglich ist, innerhalb des Desinfektionsbades<br />

eine gleichmäßige Verteilung der Verunreinigungen <strong>und</strong> damit auch des Wirkstoffes<br />

zu erzielen <strong>und</strong> aufrechtzuerhalten. Für diesen Anwendungsbereich werden daher<br />

Wirkstoffe benötigt, die gegen organische Verunreinigungen wenig empfindlich sind.<br />

Besonders wertvoll ist hier der Formaldehyd. Er ist auch unter diesen Bedingungen der<br />

zuverlässigste Wirkstoff. Allein schon wegen der besonderen Eignung <strong>für</strong> dieses Anwendungsgebiet<br />

wäre es nicht zu verantworten, auf den Formaldehyd zu verzichten.<br />

Um die Belastung der Atemluft mit Formaldehyd einzuschränken, sollten die Desinfektionswannen<br />

mit einem Deckel versehen sein. Die Wannen sollten sich unter einem<br />

Abzug befinden. Um eine Allergisierung der mit den Arbeiten betrauten Personen zu<br />

vermeiden, sollten diese sich strikt an die Empfehlungen zum Umgang mit Formaldehyd<br />

halten <strong>und</strong> beim Hantieren mit den Lösungen <strong>und</strong> den Instrumenten Schutzhandschuhe<br />

tragen.<br />

Die Desinfektion von Oberflächen ist ein weiteres Anwendungsgebiet, auf dem – zumindest<br />

im Krankenhaus oder sogar im gesamten medizinischen Bereich – nur chemische<br />

Mittel angewendet werden können. Dies ergibt sich zwangsläufig aus der Anwendungspraxis<br />

<strong>und</strong> der gegenseitigen Abgrenzung der Anwendungsgebiete Instrumentendesinfektion<br />

<strong>und</strong> Flächendesinfektion. Bei der Instrumentendesinfektion werden<br />

die zu desinfizierenden Objekte in einen Behälter gelegt, sei es eine Wanne, eine Kammer<br />

oder gar ein Kessel. Um Objekte zu desinfizieren, die wegen ihrer Beschaffenheit,<br />

Größe oder Ausdehnung nicht in ein Behältnis gelegt werden können, bleibt in der<br />

Regel keine andere Wahl, als chemische Desinfektionsmittel auf die Oberflächen aufzutragen.<br />

In den <strong>für</strong> die Desinfektion von Oberflächen empfohlenen Konzentrationsangaben<br />

unterscheiden sich die Desinfektionsmittel-Liste des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamtes <strong>und</strong> die<br />

Desinfektionsmittel-Liste der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Hygiene <strong>und</strong> Mikrobiologie<br />

(DGHM) erheblich. Die Ursache liegt in den unterschiedlichen Aufgaben <strong>und</strong> dementsprechend<br />

in den unterschiedlichen Prüfmethoden <strong>und</strong> Bewertungskriterien. Die Liste<br />

der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Hygiene <strong>und</strong> Mikrobiologie ist in erster Linie auf die<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> die Routine ausgerichtet, die des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamtes vornehmlich<br />

auf die Seuchenbekämpfung. Zur Prophylaxe gehört u. a. auch die Verhinderung<br />

der Verbreitung von Keimen mit den Pflege- <strong>und</strong> Reinigungsmitteln (Aufwischwasser,<br />

Wischlappen).<br />

Bei der Prüfung <strong>und</strong> Bewertung der <strong>für</strong> die Prophylaxe bestimmten Mittel <strong>und</strong><br />

Gebrauchsverdünnungen sind die Oberflächen mit einer Suspension der Testkeime in<br />

Nährlösung kontaminiert. Bei der Prüfung <strong>und</strong> Bewertung der <strong>für</strong> die Seuchenbekämpfung<br />

bestimmten Mittel werden die Oberflächen mit keimhaltigem Blut oder<br />

keimhaltigem Sputum kontaminiert, <strong>und</strong> es wird auch Mycobacterium tuberculosis als<br />

Krankheitserreger berücksichtigt.<br />

Bezüglich der Desinfektion von Oberflächen wird auf die kürzlich erschienene Anlage<br />

zu Ziffer 6.12 (Hausreinigung <strong>und</strong> Flächendesinfektion) der <strong>Richtlinie</strong> zur Erkennung,<br />

Verhütung <strong>und</strong> Bekämpfung von Krankenhausinfektionen aufmerksam gemacht. Danach<br />

ist <strong>für</strong> die routinemäßige bzw. prophylaktische Desinfektion von Oberflächen die<br />

Liste der DGHM maßgebend. Auch in Infektionseinheiten können <strong>für</strong> die routinemäßige<br />

Desinfektion von Oberflächen die Mittel − in Abhängigkeit von der Art der Erkrankung<br />

− entsprechend der Desinfektionsmittel-Liste der DGHM angewendet wer-<br />

<strong>Richtlinie</strong> <strong>Krankenhaushygiene</strong><br />

Elsevier, Urban & Fischer, München<br />

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