Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention - RKI
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E1 − Kommentar Desinfektion<br />
dass sich deren nicht-flüchtige Bestandteile ebenfalls auf den Oberflächen niederschlagen.<br />
Auch wird das Verfahren durch die Handelspräparate unnötig verteuert. – Es sind<br />
die gleichen Einwirkungszeiten erforderlich wie beim Vernebeln von reinen Formaldehyd-Lösungen.<br />
Die Raumdesinfektion ist zwar eine Maßnahme, die im Rahmen der Schlussdesinfektion<br />
durchgeführt wird, sie ist aber, wie bereits oben erwähnt, kein obligater<br />
Bestandteil der Schlussdesinfektion. Sie sollte nur dann angewendet werden, wenn die<br />
Infektionsgefahr dies rechtfertigt wie z. B. bei offener Lungentuberkulose oder bei hämorrhagischem<br />
Fieber.<br />
Die Desinfektion von Textilien nimmt in der <strong>Richtlinie</strong> einen breiten Raum ein. Dies<br />
liegt an der Vielzahl der Materialien, ihrer Beschaffenheit <strong>und</strong> Empfindlichkeit, was<br />
sich zum Teil aus den unterschiedlichen Verwendungszwecken der Textilien ergibt.<br />
Dieser Vielfalt entsprechend hat sich eine Vielzahl von Desinfektionsverfahren herausgebildet,<br />
die nun ihrerseits auch wieder nur <strong>für</strong> bestimmte Zwecke verwendet werden<br />
können.<br />
Bei der Auswahl der Verfahren ist zu unterscheiden zwischen den Textilien im engeren<br />
Sinne <strong>und</strong> den waschbaren Textilien, der sog. Wäsche. Die Textilien im engeren Sinne<br />
sind die nicht waschbaren Textilien. Für diese stehen nur drei verschiedene Verfahren<br />
zur Verfügung, von denen eines wesentlich häufiger angewendet wird als die beiden<br />
übrigen. Es ist dies die Desinfektion der Textilien im Wasserdampf. Je nach Temperatur<br />
<strong>und</strong> Einwirkungsdauer ist der Wirkungsbereich enger oder weiter. Der große<br />
Nachteil ist, dass sichtbar kontaminierte Stellen der Textilien zuvor mit einer Desinfektionsmittel-Lösung<br />
behandelt bzw. gereinigt werden müssen, damit der Schmutz nicht<br />
„einbrennt“.<br />
Die Behandlung der Textilien mit Formaldehyd enthaltendem Wasserdampf entspricht<br />
dem Verfahren der Raumdesinfektion; es sind die gleichen Bedingungen einzuhalten.<br />
Das Verfahren wird jedoch selten angewendet. Als drittes Verfahren wird <strong>für</strong> die Desinfektion<br />
von nicht waschbaren Textilien die desinfizierende Chemisch-Reinigung genannt.<br />
In der Öffentlichkeit ist die irrige Meinung weit verbreitet, dass durch die chemische<br />
Reinigung auch Krankheitskeime abgetötet werden würden. Diese Ansicht entspricht<br />
dem alten Glauben, dass alles, was stark riecht oder stinkt auch Krankheitskeime<br />
vernichtet. Die sog. Chemisch-Reinigung ist von Hause aus nichts anderes als ein<br />
spezielles Reinigungsverfahren. Um Keime in erforderlichem Maße abzutöten, sind<br />
spezielle Zusätze erforderlich. Bewährt hat sich auch hier wiederum nur der Formaldehyd.<br />
Damit der Formaldehyd ausreichend wirksam ist, müssen die Reinigungsflotten<br />
auf eine sehr hohe relative Feuchte eingestellt werden. Das Verfahren kann dann aber<br />
nur <strong>für</strong> Textilien verwendet werden, die wie einige Kunstfasern (Polyester <strong>und</strong> Polyacryl)<br />
entsprechend unempfindlich sind. Für Textilien aus Wolle sind derartige Verfahren<br />
nicht brauchbar, weil die Fasern infolge des hohen Wassergehaltes der Flotten verfilzen<br />
würden.<br />
Für waschbare Textilien (sog. Wäsche) steht ein breites Spektrum von Verfahren zur<br />
Verfügung. Die Desinfektion kann entweder vor dem Waschen oder in Verbindung<br />
mit dem Waschprozess erfolgen, aber auch in letzterem Fall geht die Desinfektion der<br />
eigentlichen Reinigung voraus oder ist zumindest in den die Reinigung einleitenden<br />
Prozess integriert. Derartige Verfahren werden als Desinfektions-Waschverfahren bezeichnet.<br />
Sie werden in Waschmaschinen durchgeführt. Bei den thermischen Desinfektions-Waschverfahren<br />
wird die Wäsche bei einer Temperatur von 85−90 °C desinfi-<br />
<strong>Richtlinie</strong> <strong>Krankenhaushygiene</strong><br />
Elsevier, Urban & Fischer, München<br />
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