Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention - RKI
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E1 − Kommentar Desinfektion<br />
leitet wird, nicht in einer entsprechend großen Menge enthalten sind. Die hierher gehörenden<br />
Fragen werden zumeist bei der Erteilung der Betriebsgenehmigung eines<br />
Krankenhauses besprochen <strong>und</strong> führen zu entsprechenden Auflagen. Patienten, die an<br />
einer Infektionskrankheit erkrankt sind oder einer Krankheit verdächtig sind, bei der<br />
die Krankheitserreger mit dem Fäzes oder dem Urin ausgeschieden werden, sollten<br />
gesonderte Toiletten benutzen, unabhängig davon, ob eine Desinfektion der Ausscheidung<br />
<strong>für</strong> erforderlich gehalten wird oder nicht. Von allgemeiner Bedeutung ist jedoch<br />
die Desinfektion der Gefäße. Es wird empfohlen, die Auffanggefäße nach dem Entleeren<br />
stets zu desinfizieren, unabhängig davon, ob der Patient an einer Infektionskrankheit<br />
leidet oder nicht. Am zweckmäßigsten ist auch hier die thermische Desinfektion.<br />
In der Desinfektionsmittel-Liste des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamtes sind keine speziellen<br />
Steckbeckenspülmaschinen aufgeführt. Der Gr<strong>und</strong> ist folgender: wir müssen von einem<br />
derartigen Gerät verlangen, dass nicht nur die entleerten Steckbecken, sondern<br />
auch die Ausscheidungen als solche desinfiziert werden; das vermögen die üblichen<br />
Steckbeckenspülmaschinen nicht zu leisten. Bei der Beurteilung derartiger Geräte ist zu<br />
bedenken, dass <strong>für</strong> die Desinfektion der Gefäße nicht allein die Temperatur des Spülwassers<br />
oder des eingeblasenen Dampfes ausschlaggebend ist; die zu desinfizierenden<br />
Oberflachen müssen die <strong>für</strong> die Desinfektion vorgeschriebene Temperatur annehmen,<br />
<strong>und</strong> sie müssen hinreichend lange dieser Temperatur ausgesetzt sein.<br />
Sputum sollte möglichst thermisch desinfiziert werden. Die thermische Desinfektion<br />
ist zuverlässiger als die chemische Desinfektion. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei der<br />
thermischen Desinfektion mit dem Sputum zugleich auch das Auffanggefäß desinfiziert<br />
wird. Die in der Empfehlung angegebene Hinwirkungsdauer von 15 Minuten<br />
kann wie bei der Desinfektion durch Auskochen in Wasser − auf 3 Minuten gekürzt<br />
werden, wenn lediglich der Wirkungsbereich AB benötigt wird. − Auf die vom Deutschen<br />
Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose herausgegebene Schrift „Desinfektionsmaßnahmen<br />
bei Tuberkulose“ wird aufmerksam gemacht.<br />
In den Empfehlungen zur Durchführung der Desinfektion wurde noch nicht auf die<br />
Desinfektion von Abfällen eingegangen, da als Teil der <strong>Richtlinie</strong> zur Erkennung, Verhütung<br />
<strong>und</strong> Bekämpfung von Krankenhausinfektionen eine spezielle Anlage zum Umgang<br />
mit Abfällen im Krankenhaus in Vorbereitung war. Es erschien ratsam, das Ergebnis<br />
der Diskussionen abzuwarten. Die Anlage liegt inzwischen vor. In der Empfehlung<br />
wird zwischen drei Arten von Abfällen unterschieden. Nach Ansicht der Kommission<br />
müssen lediglich die Abfälle der Gruppe G desinfiziert werden. Es sind dies diejenigen<br />
Abfälle, die auf Gr<strong>und</strong> § 10a des B<strong>und</strong>es-Seuchengesetzes behandelt werden<br />
müssen, weil zu be<strong>für</strong>chten ist, dass durch sie übertragbare Krankheiten verbreitet<br />
werden. Die in der Anlage „Anforderungen der Hygiene an die Abfallentsorgung“ enthaltene<br />
Aufzählung („Abfälle z. B. aus Infektionsstationen, Dialysestationen, medizinischen<br />
Laboratorien <strong>und</strong> Prosekturen“) bedeutet nicht, dass sämtliche Abfälle aus den<br />
genannten Bereichen der Gruppe C zuzurechnen sind. Von den Abfällen aus Dialysestationen<br />
gehören nur die Abfälle aus der Versorgung von Patienten, die an einer Infektionskrankheit<br />
leiden, zur Gruppe C, <strong>und</strong> diese auch nur unter den genannten Voraussetzungen<br />
(z. B. Dialysefilter; siehe auch Anlage zu Ziffer 5.1 [Pflege, Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Therapie] der <strong>Richtlinie</strong> <strong>für</strong> die Erkennung, Verhütung <strong>und</strong> Bekämpfung von<br />
Krankenhausinfektionen). Von den Abfällen aus medizinischen Laboratorien gehören<br />
vornehmlich die Abfälle des mikrobiologischen Laboratoriums zur Gruppe C.<br />
Zur Desinfektion von Abfällen sind thermische Verfahren zu verwenden. Die chemische<br />
Desinfektion von Abfällen ist immer unsicher; zudem belastet sie die Umwelt un-<br />
<strong>Richtlinie</strong> <strong>Krankenhaushygiene</strong><br />
Elsevier, Urban & Fischer, München<br />
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