COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien
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Röntgenaufnahmen der Thoraxorgane<br />
Eine Röntgenuntersuchung der Thoraxorgane ist bei der Erstdiagnostik sinnvoll und sollte in 2 Ebenen<br />
durchgeführt werden, damit Emphysemblasen identifiziert und bedeutsame weitere Erkrankungen, wie z. B.<br />
das Bronchialkarzinom oder eine Lungenstauung, erkannt bzw. ausgeschlossen werden können. Sie trägt<br />
zur Diagnose der <strong>COPD</strong> durch Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik bei und ist<br />
nicht in der Lage, ein leichtgradiges Lungenemphysem zu erfassen [44].<br />
Lungenfunktionsdiagnostik<br />
In allen Verdachtsfällen und bei allen Schweregraden der <strong>COPD</strong> sowie zur Differentialdiagnose der Dyspnoe<br />
sollte eine Lungenfunktionsanalyse durchgeführt werden. Die Diagnose <strong>COPD</strong> basiert auf der Feststellung<br />
einer Atemwegsobstruktion. Der Nachweis kann mittels Spirometrie, Analyse von Fluss-Volumen-<br />
Diagrammen oder der Ganzkörperplethysmographie erfolgen.<br />
Von den verfügbaren Kenngrößen der Obstruktion sind die Messung der Einsekundenkapazität (FEV1), der<br />
inspiratorischen Vitalkapazität (VK) und die Bestimmung des Verhältnisses FEV1/VK die mit der höchsten<br />
Evidenz gesicherten Kenngrößen zur Charakterisierung der <strong>COPD</strong> und zur Beurteilung des natürlichen<br />
Verlaufs der Erkrankung sowie des Ansprechens auf eine Therapie mit Bronchodilatatoren [6; 26].<br />
Normale Werte der FEV1/VK schließen die Diagnose <strong>COPD</strong> in der Regel aus, nicht jedoch die Zugehörigkeit<br />
zu einer Risikogruppe. Bei einzelnen Patienten mit einem Lungenemphysem, das an erhöhten Werten der<br />
funktionellen Residualkapazität (FRK) bzw. des intrathorakalen Gasvolumens (ITGV), einer Erniedrigung der<br />
CO-Diffusionskapazität (DLCO), sowie häufig ausgeprägt verminderten Werten der maximalen<br />
Atemstromstärken nach Ausatmung von 50 % und 75 % der Vitalkapazität (MEF 50, MEF 25) erkennbar ist,<br />
liegt keine Einschränkung der FEV1/VK vor.<br />
Neuere Untersuchungen belegen, dass durch Messungen der inspiratorischen Einsekundenkapazität (FIV1,<br />
[45]) und der inspiratorischen Kapazität (IK, [46-48]) wertvolle zusätzliche Informationen über die funktionelle<br />
Beeinträchtigung des Patienten mit <strong>COPD</strong> gewonnen werden können, die mit dem Ausmaß der Dyspnoe<br />
besser korrelieren als die FEV1.<br />
Peak-Flow-Werte von mehr als 80 % des Sollwertes schliessen eine leichtgradige <strong>COPD</strong> nicht aus. Im<br />
allgemeinen resultiert aus der Peak-Flow-Messung eine Unterschätzung des Schweregrades der <strong>COPD</strong>. Die<br />
Messung der Peak-Flow-Werte ist für das Monitoring der <strong>COPD</strong> weniger geeignet als für das Asthma, zumal<br />
bei Exazerbationen der <strong>COPD</strong> die Zunahme der Beschwerden dem Abfall der Peak-Flow-Werte vorangeht<br />
[49; 50].<br />
A. Reversibilitätstests mit Bronchodilatatoren<br />
Die Messung der Reaktion der Atemwegsobstruktion auf Bronchodilatatoren (raschwirksame Beta-2-<br />
Sympathomimetika, Anticholinergika) ist vor allem zur Differentialdiagnose zwischen Asthma und <strong>COPD</strong><br />
notwendig. Die nach Inhalation von Bronchodilatatoren bestimmte FEV1 ist einer der besten Prädiktoren der<br />
Langzeitprognose [51; 52]. Sie sollte wegen ihrer besseren Reproduzierbarkeit gegenüber dem Peak-Flow<br />
als Kenngröße zur Beurteilung des <strong>COPD</strong>-Schweregrades bevorzugt werden.<br />
Die Untersuchungen sollten nach Möglichkeit in klinisch stabilem und infektfreiem Zustand des Patienten<br />
durchgeführt werden. Raschwirksame Beta-2-Sympathomimetika sollten mindestens 6 Stunden,<br />
raschwirksame Anticholinergika 6-12 Stunden, langwirksame Beta-2-Sympathomimetika 12 Stunden,<br />
retardierte Theophyllinpräparate und Tiotropium 24 Stunden vor der Untersuchung abgesetzt werden.<br />
Die Messungen der FEV1 erfolgen vor und 15 Minuten nach Inhalation eines raschwirksamen Beta-2-<br />
Sympathomimetikums (z. B. 200 µg Salbutamol oder 200 µg Fenoterol oder 500 µg Terbutalin) bzw. vor und<br />
30 Minuten nach Inhalation eines Anticholinergikums (z. B. 80 µg Ipratropiumbromid). Ein Anstieg der FEV1<br />
um mehr als 200 ml und um mindestens 15 % gegenüber dem Ausgangswert gilt als relevant [53; 54].<br />
Wegen des individuell unterschiedlichen Ansprechens sollte der für die Dauertherapie verordnete<br />
Bronchodilatator ausgetestet werden. Eine fehlende Reversibilität schließt allerdings einen späteren<br />
positiven Effekt dieser Medikamente, insbesondere bezüglich einer Verbesserung der körperlichen<br />
Belastbarkeit, einer Abnahme der Lungenüberblähung oder der Belastungsdyspnoe, nicht aus [55-58].<br />
© 2006<br />
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