COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien
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B. Raucherentwöhnungsprogramme<br />
Die Langzeitergebnisse von Raucherentwöhnungsprogrammen zeigen eine Rückfallhäufigkeit von mehr als<br />
80 % nach 1 Jahr. Mit Hilfe verhaltenstherapeutischer Programme, insbesondere in Kombination mit<br />
medikamentösen Entwöhnungshilfen (Nikotinersatztherapie, Nikotin-Pflaster, -Kaugummis, -Tabs oder<br />
Bupropion) lässt sich die Erfolgsquote deutlich steigern.<br />
Elemente verhaltenstherapeutischer Raucherentwöhnungsprogramme:<br />
• Klärung und Steigerung der Motivation, Nichtraucher zu werden (z. B. durch die Methodik des<br />
„motivational interviewing“) [303];<br />
• Ermittlung des psychologischen Status der Patienten in Bezug auf das Ziel, Nichtraucher zu werden (z.<br />
B. durch Erarbeitung des Stadienmodells der Veränderungsbereitschaft nach Prochaska & DiClemente)<br />
[301];<br />
• Einführung von Selbstbeobachtungsverfahren (z. B. durch Führen von Tagebüchern über die<br />
Situationen, bei denen Patienten ihre Zigarette anzünden) mit dem Ziel, im Rahmen einer<br />
Verhaltensanalyse verhaltenstherapeutische Maßnahmen zum Verzicht auf Nikotin in diesen Situationen<br />
gezielt einzusetzen (Musterunterbrechung, Ablenkung, Selbstregulation, Belohnung, Alternativstrategien<br />
u. a.);<br />
• Weiterleitung von Informationen zur Raucherentwöhnung an andere Betreuer und Bezugspersonen;<br />
• Vereinbarung eines Entwöhnungsdatums mit Kontrolluntersuchungen und Unterstützungsangebote im<br />
Verlauf;<br />
• Information des Patienten darüber, dass eine langsame Reduktion der Anzahl der Zigaretten in der<br />
Regel erfolglos ist, da dieses häufig durch die tiefere Inhalation mit längeren Atemanhaltephasen<br />
kompensiert wird;<br />
• rasche Ermutigung des Patienten zu erneuten Entwöhnungsversuchen auch bei Fehlschlägen, da ein<br />
langzeitiger Verzicht von Nikotin häufig erst nach 3-4 Entwöhnungsversuchen erreicht wird.<br />
C. Medikamentöse Entwöhnungshilfen<br />
Die Pharmakotherapie sollte in der Raucherentwöhnung eingesetzt werden, wenn die nichtmedikamentösen<br />
Maßnahmen erfolglos sind. In Deutschland zugelassen ist die Nikotinersatztherapie und Bupropion.<br />
Alle Formen der Nikotinersatztherapie (Nikotinkaugummi, Nikotinspray, Nikotinpflaster, sublinguale Tablette)<br />
führen zu einem höheren Langzeiterfolg. Die Nikotinersatztherapie ist effektiver, wenn sie mit Beratung und<br />
verhaltenstherapeutischen Programmen kombiniert wird [298].<br />
Relative Kontraindikationen bezüglich des Einsatzes von Nikotinersatzstoffen umfassen die instabile<br />
koronare Herzkrankheit, unbehandelte Magengeschwüre, innerhalb der letzten 4 Wochen stattgefundene<br />
Herzinfarkte bzw. Schlaganfälle. Die Behandlung mit Nikotinersatzstoffen sollte in der Regel 8 Wochen nicht<br />
überschreiten. In Einzelfällen kann ein über 8 Wochen hinausgehender Einsatz der Nikotinersatztherapie zur<br />
Vorbeugung von Rückfällen sinnvoll sein. Bei der Auswahl der Applikationsform ist das Nikotinpflaster<br />
insbesondere bei gleichmäßigem Tabakkonsum dem Kaugummi vorzuziehen, da es weniger Training für<br />
einen effektiven Einsatz benötigt und mit weniger Complianceproblemen verbunden ist. Nikotinpflaster<br />
werden einmal täglich (für 16 bzw. 24 Stunden) appliziert. Über eine stufenweise Reduktion der<br />
Pflasterdosierung gelingt ein allmähliches Ausschleichen.<br />
Bei Einsatz des Nikotinkaugummis sollte der Patient nach dem Kauen das Gummi gegen die Innenseite der<br />
Wange pressen, um eine optimale bukkale Absorption mit verlängerter Freisetzung des Nikotins zu<br />
ermöglichen. 15 Minuten vor und nach Einsatz des Kaugummis sollte er weder essen noch Kaffee oder Säfte<br />
trinken, um die Absorption des Nikotins nicht zu reduzieren. Nikotinkaugummi/Nikotin-Sublingualtabletten<br />
erreichen schneller den gewünschten Spiegel und können daher entweder zusätzlich (plötzliche starke<br />
Entzugssymptomatik) oder alleine (unregelmäßige Raucher) eingesetzt werden. Bei starker Abhängigkeit<br />
des Rauchers ist zumindest initial das Kaugummi mit einer Dosis von 4 mg Nikotin demjenigen mit einer<br />
Dosis von 2 mg vorzuziehen [304]. Nikotin-Sublingualtabletten sind insbesondere bei Zahnprothesenträgern<br />
eine sinnvolle Alternative.<br />
Nikotinersatztherapie führt im Kombination mit psychosozialem Support einschließlich adäquater Nachsorge<br />
und Rückfallintervention zu einer signifikant höheren Abstinenzrate, die auch nach 5 [77] und 11 [305] Jahren<br />
nachweisbar war. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand stellt eine individuelle Beratung mit strukturierter<br />
Nachsorge und Rückfallmanagement kombiniert mit der Nikotinersatztherapie auf Dauer gesehen die<br />
wirksamste Form der Tabakentwöhnung dar [306].<br />
© 2006<br />
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