05.11.2013 Aufrufe

COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien

COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien

COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die physiotherapeutische Atemtherapie wird bei <strong>COPD</strong>-Patienten zur Senkung der Atemarbeit, zum<br />

gezielten Einsatz der Atemmuskulatur, zur Verbesserung der Sekretelimination und der Thoraxbeweglichkeit<br />

und damit zur Verbesserung des Gasaustausches eingesetzt (Evidenzgrad C [184; 185]). Randomisierte<br />

kontrollierte Studien zum Stellenwert der Physiotherapie in der Behandlung der <strong>COPD</strong> fehlen.<br />

Mittels Relaxations- und Atemtechniken kann die Atemnot gelindert werden [186]. Atemerleichternde<br />

Körperstellungen, z. B. der Kutschersitz, reduzieren erhöhte Atemwegswiderstände durch das Anheben der<br />

Atemmittellage zum Inspirium, unterstützen die Funktion der Atemhilfsmuskulatur und entlasten den Thorax<br />

vom Gewicht des Schultergürtels. Therapeutische Körperstellungen, z. B. Dehnlagen, Wärmeapplikation und<br />

manuelle Techniken, können zur Ökonomisierung der Atemarbeit beitragen.<br />

Mittels exspiratorisch wirksamer Stenosen, z. B. der dosierten Lippenbremse, kann der exspiratorische<br />

Kollaps bei tracheobronchialer Instabilität durch eine intrabronchiale Druckerhöhung vermindert oder<br />

vermieden werden. Atemtechniken mit deutlichen atemsynchronen Bronchialkaliberschwankungen und<br />

variierenden exspiratorischen Flüssen mit und ohne exspiratorische Stenosen, z. B. die modifizierte<br />

autogene Drainage, stellen eine Möglichkeit der Sekretelimination dar. Auch bieten sich Lagerungen mit<br />

Drehungen des Thorax zur Mobilisierung von Sekret unter Nutzung der Schwerkraft an. Die<br />

Lagerungsdrainage kann in Kombination mit Atemtechniken sowie mit Vibrationen und Kompressionen des<br />

Thorax während der Exspiration zu einer besseren Sekretelimination führen. Die Lagerungsdrainage sollte<br />

bei Patienten mit Sekretretention und Sputummengen von mehr als 30 ml pro Tag eingesetzt werden [186].<br />

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Messung der Sputumproduktion schwierig ist. Bei geringeren<br />

Sputummengen liegen keine Belege dafür vor, dass die Lagerungsdrainage bei akuten Exazerbationen [187]<br />

oder bei unkomplizierten Pneumonien [188] hilfreich ist. Die Perkussion des Thorax wird wegen der hohen<br />

notwendigen Perkussionsfrequenz seltener als in früheren Jahren eingesetzt [189].<br />

Eine Atemtechnik, bei der die Atmung vertieft und nachfolgend bei offener Glottis forciert ausgeatmet wird,<br />

so genanntes Huffing, ist in der Lage, Sekret aus den Bronchien zu entfernen. Ein Halt am Ende der<br />

Inspiration für etwa 2-3 Sekunden erhöht die kollaterale Ventilation [190].<br />

Ernährung<br />

Übergewicht und Untergewicht beeinflussen Symptomatik und Prognose von Patienten mit <strong>COPD</strong>. Die<br />

meisten Ernährungsempfehlungen basieren auf kleinen randomisierten Studien. Etwa 25 % der Patienten mit<br />

mittelgradiger und schwerer <strong>COPD</strong> zeigen eine Reduktion des Body-Mass-Index und der fettfreien Masse<br />

[191-194]. Auch bei normalgewichtigen Patienten kann die fettfreie Masse erniedrigt sein [192]. Die<br />

Unterernährung wird bei Patienten mit schwerer <strong>COPD</strong> häufig angetroffen und kann die Prognose,<br />

unabhängig vom Ausmaß der Obstruktion, beeinträchtigen [193; 195-197]. Das Untergewicht korreliert bei<br />

<strong>COPD</strong>-Patienten mit Muskelschwäche [191], eingeschränkter Belastbarkeit [198] und verminderter<br />

Lebensqualität [199]. In einer großen prospektiven Untersuchung konnten bei der Mehrzahl untergewichtiger<br />

Patienten mittels einer hochkalorischen Nahrungszufuhr innerhalb von 8 Wochen eine Gewichtszunahme<br />

und auch eine Besserung der Prognose erreicht werden [200]. Die mittels Kostaufbau mögliche<br />

Gewichtskorrektur untergewichtiger Patienten kann zu einer Besserung der Symptome führen. Dennoch<br />

muss festgehalten werden, dass es bis dato nur wenige qualitativ hochwertige, randomisierte<br />

Doppelblindstudien zur Ernährungstherapie bei <strong>COPD</strong> gibt. Eine Meta-Analyse zur Effektivität von alleinigen<br />

Ernährungsinterventionen (Zusatznahrung über mind. 2 Wochen) konnte keine übereinstimmend positiven<br />

Effekte im Hinblick auf Antropometrie, Lungenfunktion oder Belastbarkeit aufzeigen [201]. Auch bezüglich<br />

der Selektionskriterien der von einer Ernährungstherapie profitierenden Patienten, der Auswirkungen einer<br />

entsprechenden das Gewicht steigernden Kost auf Morbidität und Lebensqualität, der optimalen<br />

Zusammensetzung der Nahrung sowie bezüglich Kosten und Nutzen einer oralen Zusatzernährung ist die<br />

Datenlage noch unzureichend.<br />

Sollten die Patienten infolge Atemnot zu geringe Nahrungsmengen aufnehmen, sind kleine, häufige<br />

Mahlzeiten zu empfehlen. Falls notwendig, sollte das Gebiss saniert werden.<br />

Bei Verlust an Muskelkraft infolge Untergewicht kann die Atemmuskelkraft durch gesteigerte Kalorienzufuhr<br />

bei einem Teil der Patienten gebessert werden [202-204]. Meist reicht die alleinige Zufuhr von Kalorien nicht<br />

aus, sie sollte durch körperliches Training bzw. Training der Atemmuskeln ergänzt werden. Diesbezüglich<br />

liegen jedoch keine Studien an großen Patientenzahlen vor [205; 206].<br />

© 2006<br />

50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!