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COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien

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Anticholinergika<br />

Anticholinergika (z. B. Ipratropiumbromid, Tiotropiumbromid) wirken bronchodilatativ, vermindern die<br />

Schleimsekretion, verringern das Dyspnoe-Empfinden, bessern die körperliche Leistungsfähigkeit [47] und<br />

reduzieren Exazerbationen [88; 89] bei Patienten mit <strong>COPD</strong>. Die volle Wirkung raschwirksamer<br />

Anticholinergika (z. B. Ipratropiumbromid) tritt erst 20-30 Minuten nach Inhalation ein, hält aber mit bis zu 8<br />

Stunden länger an, als die der raschwirksamen Beta-2-Sympathomimetika, weshalb bei regelmäßiger<br />

Medikation eine 2-3 malige Anwendung pro Tag empfohlen wird.<br />

Die meisten klinischen Untersuchungen zeigen bei Vergleich der raschwirksamen Beta-2-Sympathomimetika<br />

mit den raschwirksamen Anticholinergika eine ähnlich gute Wirkung [90; 91], nach einigen Studien sogar<br />

einen besseren Langzeiteffekt der Anticholinergika [92; 93]. Die klinisch relevanten unerwünschten<br />

Wirkungen sind Mundtrockenheit und selten Harnverhalt bei Patienten mit Prostatahyperplasie.<br />

Tiotropiumbromid hat eine 24-stündige bronchodilataitve Wirksamkeit und ist damit gegenüber dem nur ca. 4<br />

Stunden wirksamen Ipratropriumbromid überlegen. In Bezug auf die maximal erzielbare Bronchodilatation<br />

(d.h. Steigerung der FEV1) sind beide Substazen nicht signifikant unterschiedlich [94-97] (Evidenzgrad B<br />

[98]).<br />

Theophyllin<br />

Theophyllin ist ein schwächerer Bronchodilatator als ein Anticholinergikum oder ein Beta-2-<br />

Sympathomimetikum [99; 100]. Bei Dosierungen im oberen therapeutischen Bereich (10-15 mg/l) werden<br />

auch positive Effekte auf die Symptomatik und die Belastbarkeit der <strong>COPD</strong>-Patienten berichtet [101-104].<br />

Neben der Bronchodilatation werden bei Patienten mit <strong>COPD</strong> eine Steigerung der Atemmuskelkraft [104]<br />

sowie eine Zunahme der Ejektionsfraktion des rechten Ventrikels beobachtet, deren klinische Bedeutung für<br />

die Langzeitbehandlung allerdings noch nicht geklärt ist.<br />

Für die Langzeittherapie sind ausschließlich Theophyllinpräparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

(Retardpräparate) geeignet. Limitierend für die Anwendung sind die Häufigkeit unerwünschter Effekte [105],<br />

die geringe therapeutische Breite und die Abhängigkeit der Theophyllinclearance von zahlreichen<br />

Einflussgrößen. So steigern Nikotinkonsum, proteinreiche Kost und einige Medikamente (z. B. Rifampicin)<br />

die Theophyllinclearance, während andere, z. B. einige Antibiotika (Ciprofloxacin, Erythromycin,<br />

Clarithromycin, Roxithromycin), Cimetidin, Allopurinol, aber auch Leberkrankheiten, die Herzinsuffizienz,<br />

Pneumonien und Virusinfekte zu einer Reduktion der Theophyllinclearance führen.<br />

Die Dosierung erfolgt einschleichend. Bestimmungen der Serumtheophyllinkonzentration dienen der<br />

Überprüfung der gewählten Dosierung und der Patientencompliance. Die Blutentnahme sollte 12 Stunden<br />

nach der letzten Einnahme erfolgen. Für <strong>COPD</strong>-Patienten ist eine Serumtheophyllinkonzentration zwischen<br />

10 und 15 mg/l anzustreben. Wesentliche unerwünschte Effekte der Theophyllintherapie sind<br />

Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor, Ruhe- und Schlaflosigkeit, Verstärkung der Diurese, Hypokaliämie und<br />

tachykarde Herzrhythmusstörungen, die gelegentlich schon bei Serumkonzentrationen im therapeutischen<br />

Bereich auftreten können.<br />

Etwa die Hälfte der Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis profitiert von einer Theophyllintherapie<br />

[106]. Die geeignete Methode, diese „Responder“ zu identifizieren, ist der Auslassversuch über 3 Tage nach<br />

vorheriger Theophyllinbehandlung. In einer stabilen Krankheitsphase wird Theophyllin abgesetzt. Nur dann,<br />

wenn im Verlauf der folgenden 1-3 Tage die Dyspnoe zunimmt bzw. sich die Funktionswerte verschlechtern,<br />

ist eine Langzeittherapie gerechtfertigt. Andernfalls kann auf die ständige Theophyllingabe verzichtet werden.<br />

© 2006<br />

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