COPD - Nationale VersorgungsLeitlinien
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H 8. Hintergrund und Evidenz zu Kapitel 8: Diagnostik der akuten<br />
Exazerbation<br />
Definition<br />
Die Exazerbation einer <strong>COPD</strong> ist durch eine akute und anhaltende Zustandsverschlimmerung charakterisiert,<br />
die über die für den Patienten normale Variation seiner Erkrankung hinausgeht und eine Intensivierung der<br />
Therapie erfordert. Unter „anhaltend“ wird ein Zeitraum von > 24 Std. verstanden. Der Begriff<br />
„Zustandsverschlimmerung“ wird klinisch definiert und berücksichtigt folgende Symptome/Befunde: Zunahme<br />
der Sputummenge und/oder Sputumpurulenz, Dyspnoe, Husten, Tachypnoe, Fieber, Tachykardie,<br />
Somnolenz, Zyanose [230; 231].<br />
Die Entscheidung, ob der Patient noch ambulant führbar ist oder einer intensivierten Überwachung und<br />
Therapie im Krankenhaus bedarf, hängt von der Schwere der Exazerbation ab. Nicht jeder Patient mit einer<br />
Exazerbation muss stationär eingewiesen werden. Umgekehrt kann aber bei Patienten mit einer schweren<br />
<strong>COPD</strong> schon eine relativ geringfügig erscheinende akute Verschlechterung zu einer u. U.<br />
lebensbedrohlichen Situation führen [232]. Häufigste Ursachen der Exazerbationen sind virale und/oder<br />
bakterielle Atemwegsinfektionen [233-235]. Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind Pneumonien,<br />
Herzinsuffizienz, Pneumothorax, Pleuraergüsse, Lungenembolie, Arrhythmien oder ein Thoraxtrauma.<br />
Ursachen<br />
Häufigste Ursachen sind viral und/oder bakteriell ausgelöste bronchopulmonale Infekte und die<br />
Verschlimmerung aufgrund inhalativer Noxen (z. B. Smog) [236]. Der bakterielle Infekt ist meist anhand der<br />
Menge des Sputums und der Verfärbung in den gelb-grünen Farbbereich, u. U. auch an Fieber und positiven<br />
Entzündungszeichen in der Laborchemie erkennbar [235]. Bei etwa 1/3 aller Fälle ist keine Ursache<br />
definierbar [237].<br />
Diagnostik<br />
Leitsymptom der akuten Exazerbation ist zunehmende Atemnot, häufig vergesellschaftet mit vermehrtem<br />
Husten, Zunahme von Menge und Viskosität des Sputums und/oder gelb-grüner Verfärbung des Auswurfs,<br />
Engegefühl im Brustraum und gelegentlich Fieber. Unspezifische Zeichen wie leichtere Ermüdbarkeit und<br />
Depression, Schlafstörungen sowie Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma können hinzutreten.<br />
Für eine schwere akute Exazerbation sprechen eine neu aufgetretene oder progrediente Dyspnoe, zentrale<br />
Zyanose, periphere Ödeme, der Einsatz der sogenannten „Atemhilfsmuskulatur“ bei der Inspiration sowie<br />
eine hämodynamische Instabilität. Für die Einschätzung der Gefährdung des Patienten durch die<br />
Exazerbation wesentlich sind Kenntnisse über den Zustand des Patienten vor der Exazerbation, über<br />
Häufigkeit und Schweregrad früher durchgemachter Exazerbationen, über die bisherige Therapie und die<br />
Komorbidität. Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die arterielle Blutgasanalyse, die eine Einschätzung<br />
des Schweregrades und der Dauer der respiratorischen Insuffizienz sowie anhand des zusätzlich bestimmten<br />
Säure-Basen-Haushaltes auch der Gefährdung des Patienten erlaubt.<br />
Eine respiratorische Insuffizienz liegt bei einem arteriellen Sauerstoffpartialdruck von weniger als 60 mmHg<br />
bzw. einer O2 Sättigung von weniger als 90 % bei Atmung von Raumluft vor.<br />
Im Falle einer respiratorischen Globalinsuffizienz bei Sauerstoffpartialdrücken von < 50 mmHg, CO2-<br />
Partialdrücken > 70 mmHg und pH-Werten < 7,35 muss von einer lebensbedrohlichen Situation mit der<br />
Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung ausgegangen werden [238].<br />
Kenngrößen der ventilatorischen Lungenfunktion sind im Rahmen einer akuten Exazerbation insbesondere<br />
bei älteren Patienten häufig nicht korrekt zu bestimmen. Anhaltspunkte für eine schwere Exazerbation bieten<br />
Peak-Flow-Werte unter 100 l/min und eine FEV1 < 1 l [239-241]. Wichtiger als die Absolutwerte sind akute<br />
Verschlechterungen wesentlicher Kenngrößen der Atemwegsobstruktion. Zur Diagnostik eines bakteriellen<br />
Infektes sind an Labordiagnostik Blutbild und CRP zu empfehlen.<br />
Eine Gramfärbung des Sputums sowie eine Kultur können der Identifizierung des relevanten Erregers dienen<br />
und eine gezielte antibiotische Therapie ermöglichen.<br />
© 2006<br />
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