PDF complete version (5 MB) - ETH - LUE - ETH Zürich
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Stand des Wissens 15<br />
2.3 Wildbach<br />
Ein Wildbach kann wie folgt definiert werden:<br />
Wildbäche sind oberirdische Gewässer mit zumindest streckenweise grossem Gefälle,<br />
rasch und stark wechselndem Abfluss und zeitweise hoher Feststoffführung. (DIN<br />
19663, zitiert in HEG96)<br />
Das Einzugsgebiet eines Wildbaches besteht aus Hängen, Runsen und dem<br />
Gerinnesystem, welches ein Haupt- und evtl. ein oder mehrere Seitengerinne<br />
umfasst (SPR96).<br />
2.3.1 Feststoffeintrag, relevantes Einzugsgebiet<br />
In Hängen und Runsen finden Oberflächenerosions- und Rutschprozesse statt,<br />
womit Feststoffe ins Gerinne gelangen. In steilen Gerinneabschnitten muss zudem<br />
mit Sohlen- und Ufererosion gerechnet werden (BÖL97). Runsen bilden häufig den<br />
Transportweg für höhergelegene Geschiebeherde. So unterscheidet SPREAFICO<br />
(SPR96) Geschiebeherde, welche direkt oder indirekt Feststoffe in das Gerinne<br />
liefern. Direkt liefernde Geschiebeherde liegen im Einflussbereich des<br />
Hochwassers, während indirekt der Feststoffeintrag über Runsen oder den freien<br />
Hang geschieht. Für Hochwasserereignisse nimmt die Bedeutung der<br />
Geschiebeherde von direkt angeschlossenen Geschiebeherden über die Runsen<br />
zum freien Hang hin ab (SPR96).<br />
Besonderes Augenmerk hinsichtlich Feststoffpotential gilt der geologischen<br />
Beschaffenheit der Gerinnesohle. Es wird zwischen Jung- und Altschuttbächen<br />
unterschieden. Jungschuttbäche beziehen die Feststoffe vor allem aus den<br />
Hängen. Nach einem Hochwasser wird eine gewisse Zeit benötigt, um das durch<br />
die Schleppkraft des Hochwassers geräumte Gerinne wieder zu füllen.<br />
Altschuttbäche hingegen besitzen keine eigentliche Sohle. Der Untergrund ist leicht<br />
abtragbar. Altschuttbäche können bei Hochwasser grosse Kubaturen an Geschiebe<br />
liefern, und dies im Gegensatz zu Jungschuttbächen jederzeit.<br />
Neben der Geschiebelieferung können bei Hochwasserereignissen Murgänge<br />
entstehen. Spreafico (SPR96) definiert diese Erscheinung wie folgt:<br />
Ein Murgang ist eine durch einen Ausbruch aus wassergesättigtem Lockermaterial im<br />
Hang, Sohlenverflüssigung, oder einen Dammbruch entstandene Mischung aus Wasser<br />
und Feststoffen, welche sich unter Bildung einer deutlichen Front und seitlicher<br />
Dämme (Levées) unter zeitweilig hoher Erosionsleistung unterschiedlich schnell<br />
schubartig und wellenförmig verlagert, und welche infolge plötzlicher Veränderung der<br />
Feststoffkonzentration ohne Materialentmischung ‚en masse’ zum Stillstand kommt.