15. MainzerMedienDisput vom 25. November 2010.pdf - Talk-Republik
15. MainzerMedienDisput vom 25. November 2010.pdf - Talk-Republik
15. MainzerMedienDisput vom 25. November 2010.pdf - Talk-Republik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
gezahlt, sondern für die Fähigkeit, die Medienberichterstattung zu beeinflussen.<br />
Wenn Journalisten eine solche Praxis von PR-Leuten nicht dulden wollten, brauchten<br />
sie nur den Hörer nicht mehr abnehmen, bzw. das Fax in den Papierkorb werfen<br />
oder besser vernichten. Ich schließe hier ausdrücklich den kritischen Journalismus<br />
ein. Die Qualität unterscheidet sich in der Fähigkeit, die Informationen angemessen<br />
zu nutzen. Über die Angemessenheit wird dann wiederum oft öffentlich gestritten,<br />
ebenfalls unter Einsatz von PR und Gegen-PR.<br />
Netzwerk Recherche: Wer schützt uns vor der PR?<br />
Wenn man so will, kann man die bisherigen Beispiele als Belege für die Erfolge der<br />
PR sehen. Im Sinne der Antithese muss ich nun fragen, wie es um die vierte Gewalt<br />
steht. Was ist mit dem kritischen Journalismus? Nimmt die Qualität der öffentlichen<br />
Kommunikation ab? Und wenn ja, liegt das an der Schwäche des Journalismus?<br />
Als Zeugen für die These <strong>vom</strong> Niedergang des Journalismus möchte ich Ihnen das<br />
Netzwerk Recherche vorstellen. „netzwerk recherche e. V. tritt ein für den in Deutschland<br />
vernachlässigten investigativen Journalismus.“ Seit einigen Jahren warnt das<br />
Netzwerk massiv vor dem „wachsenden Einfluss der Public Relations“. Ich zitiere<br />
umfassend aus einer Pressemitteilung:<br />
„Guter Journalismus ist einer aufgeklärten Demokratie verpflichtet und bemüht<br />
sich um das ‘ganze Bild’ und die vollständige Klärung der Sachverhalte. PR ist den<br />
Interessen der Auftraggeber verpflichtet und muss positive Botschaften verbreiten.<br />
Durch die interessengeleitete Akzentuierung oder Auslassung von wichtigen Informationen<br />
vermittelt PR nur Teil-Wahrheiten und Ausschnitte der Realität.“<br />
Das Netzwerk verabschiedete nach heftigen Debatten mit Zustimmung der Mitglieder<br />
einen Forderungskatalog, um „die Unterwanderung des Journalismus durch versteckte<br />
PR zurückzudrängen“.<br />
netzwerk recherche fordert:<br />
• eine Kennzeichnungspflicht für Tätigkeiten von Journalisten für Unternehmen<br />
oder PR-Agenturen<br />
• eine schärfere Abgrenzung gegen PR und Schleichwerbung – im Pressekodex<br />
durch den deutschen Presserat<br />
• die Aufklärung über den Unterschied zwischen PR und Journalismus in Ausbildung<br />
und Praxis<br />
• der normierte Verzicht der Unternehmen auf nicht legitime, kommerzielle<br />
Beeinflussung sowie<br />
• angemessene Vergütung und Infrastrukturen, damit wirtschaftliche Zwänge<br />
nicht als Rechtfertigung für die Verknüpfung und Verschmelzung von journalistischer<br />
und PR-Tätigkeit herhalten können.<br />
170