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15. MainzerMedienDisput vom 25. November 2010.pdf - Talk-Republik

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Wo sehen Sie die wesentlichen Defizite von Blogs in Deutschland?<br />

Jedes ist anders. Ich kann keine gemeinsamen Defizite ausmachen, eine Generalisierung<br />

fände ich unredlich. Das einzige vielleicht: Zu wenige Blogs schaffen es<br />

bisher, durch eine gute Kombination von Kompetenz, Charakter und Stringenz wirklich<br />

populär zu werden. Ich wünsche mir manchmal mehr Blogs wie Sprengsatz;<br />

was Michael Spreng da macht, ist kontrovers, meist reflektiert und reizt damit die<br />

Leser – dabei kommt der Autor nicht mal aus einer netzaffinen Generation. Wie<br />

immer man zu seinen Thesen steht, von solchen Experimenten auch etablierter<br />

Kollegen könnte man mehr vertragen.<br />

Glauben sie an die Legende von „online first“?<br />

Apodiktische Regeln scheitern meistens an der Realität. Man muss letztlich je nach<br />

Geschichte entscheiden; jedes Thema ist ja anders. Generell: Eine Exklusiv -<br />

nachricht zum Beispiel muss nicht zuerst online erscheinen. Aber in der Regel<br />

sollte sie parallel zu Print erscheinen – weil die kombinierte Veröffentlichung<br />

die Schlagkraft erhöht.<br />

Bei der Bild-Zeitung gilt dieser Slogan jedenfalls in der Praxis nicht.<br />

Jeder legt sich seine eigene Strategie zurecht. Ich finde das klüger als generelle<br />

Regeln, die im Alltag nicht funktionieren.<br />

Einer der führenden Online-Journalisten einer führenden Tageszeitung<br />

sagte kürzlich: „Die Bedeutung und Reichweite des Online-Journalismus<br />

in Deutschland wird überschätzt.“ Teilen Sie diese Einschätzung?<br />

Erst mal: Ich hänge nicht der These an, dass sich Onlinejournalismus grundlegend<br />

von TV- oder Printjournalismus unterscheidet. Unser Handwerk bleibt letztlich das<br />

gleiche, die Menschen konsumieren uns heute nur anders als vor zehn Jahren.<br />

Viele lesen uns jetzt eben im Internet. Entsprechend ist die Bedeutung: Man sollte<br />

das Netz schätzen – nicht unter- oder überschätzen. Man sollte aus dieser gigantischen<br />

Chance etwas Relevantes machen, statt lange über Relevanzen zu debattieren.<br />

Ihre Einschätzung: unterschätzt oder überschätzt?<br />

Mancher Politiker und Journalist unterschätzt Online immer noch, obwohl hier tatsächlich<br />

Agendasetting passiert. Mancher Insider überschätzt Online – für Outsider<br />

dreht sich die Welt ja keineswegs nur ums Netz.<br />

Wird das Potenzial des Online-Journalismus in Deutschland nach Ihrer<br />

Einschätzung ausgeschöpft? (Quellenvielfalt, Eigenständigkeit, visuelle<br />

Aufarbeitung, thematische Multi-Media-Potenziale etc.)<br />

In Deutschland weniger als in den USA, aber auch in den USA können die meisten<br />

Seiten noch lernen. In den vergangenen Monaten und Jahren haben wir Beat Blogs<br />

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