Äußere Anwendung
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Interessanterweise ist das dritte Glied des Menschen, das Nerven-Sinnes-<br />
System, bei der Arzneiwirkung völlig in Vergessenheit geraten. Das Wesen<br />
des Nerven-Sinnes-Systems liegt in der Informationsaufnahme, nicht in<br />
der Stoffaufnahme. Was dem Hungernden ein Stück Brot, ist dem<br />
Suchenden eine Erkenntnis. Der Mensch ist auf stoffliche Verankerung<br />
(Nahrung, Stoffwechselsystem) ebenso angewiesen, wie auf seine geistige<br />
(Erkenntnis, Information, Nerven-Sinnes-System). Wir können die<br />
Wirkung der Gesprächs- und Kunsttherapie aufgrund dieser Tatsache<br />
akzeptieren. Doch wie ist es mit einer Arzneiwirkung? Kann eine Arznei<br />
auch nur wahrgenommen werden und dadurch zur Wirksamkeit kommen?<br />
In der Einleitung haben wir bei der Akupunktur darauf hingewiesen, dass<br />
die Akupunkturpunkte eigentlich Punkte des Nervendurchtrittes sind.<br />
Punkte der Verdichtung des Nerven-Sinnes-Systemes, Punkte der<br />
verdichteten Wahrnehmung. Reizt bei einer Akupunktur die Nadel, so<br />
bringen wir bei einem Wickel eine Substanz auf die Haut und ermöglichen<br />
die Wahrnehmung. Eine ÄA ist immer eine <strong>Anwendung</strong> über das Nerven-<br />
Sinnes-System, über das Sinnesorgan Haut.<br />
Die menschliche Haut ist prädestiniert ein Sinnesorgan zu sein.<br />
Zweihundert Schmerzrezeptoren pro Quadratzentimeter vereint mit<br />
einhundert Druckrezeptoren und zwölf Rezeptoren für die<br />
Kältewahrnehmung, usw. Was hier so technisch klingt, ist in der Praxis die<br />
Grundlage für das Erleben der Berührung. Das Verlangen etwas zu<br />
berühren, um mehr wahrzunehmen. Mit dem Betasten erfahren wir<br />
deutlich mehr über die Beschaffenheit, als durch bloßes Betrachten. Einen<br />
geliebten Menschen wollen wir berühren, nicht nur ansehen. Kinder<br />
müssen wir aktiv abhalten, die Haut als Sinnesorgan ständig zu<br />
verwenden: Anschauen, nicht angreifen.<br />
Wie wichtig der Aspekt der Wahrnehmung sein muss, lässt sich leicht<br />
nachvollziehen. Oft werden in Salben und Cremen Arzneien verwendet, die<br />
<strong>Äußere</strong> <strong>Anwendung</strong>en in der Anthroposophischen Medizin<br />
Dagmar Kellner, Uli Schreiner<br />
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