bpa. Magazin - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste eV
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aussetzen und den mit dem Pflege-TÜV<br />
einhergehenden Dokumentationsaufwand<br />
stoppen.<br />
5. … um die Pflegeleistung<br />
korrekt zu vergüten?<br />
Die Pflegeversicherungsleistungen müssen<br />
fortwährend dynamisiert werden.<br />
Derzeit haben wir einen Leistungsverfall<br />
aufgrund von<br />
Lohnsteigerungen und<br />
Inflation. Die Pflegesät-<br />
ze zur Vergütung von Pflegeleistungen<br />
müssen leistungsgerecht sein. Uns ist<br />
klar, dass sich durch die Einführung eines<br />
neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />
auch neue Leistungsbereiche ergeben,<br />
die einer Vergütung bedürfen. Wir sprechen<br />
uns für die Stärkung der Selbstverwaltung<br />
in der Pflege aus.<br />
6. … um das Pflegesystem<br />
finanzierbar zu halten?<br />
Wir wollen eine Pflege-Bürgerversicherung<br />
einführen. Durch die Einbeziehung<br />
aller Bürger und aller Einkommensarten<br />
sowie die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze<br />
können wir die Leistungen<br />
sofort um 15 % ausweiten und damit<br />
einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />
finanzieren. Zudem werden die<br />
Leistungen dynamisiert. Dabei wird<br />
der Beitrag zunächst sogar sinken und<br />
später nur moderat steigen. Den unsolidarischen<br />
Pflege-Bahr wollen wir<br />
abschaffen.<br />
Dr. Ilja Seifert<br />
MdB, Behindertenpolitischer<br />
Sprecher<br />
der Bundestagsfraktion<br />
Die Linke<br />
Was tun Sie, …<br />
1. … um die Personalnot in der<br />
Pflege zu beenden?<br />
Die Anhebung des Leistungsniveaus der<br />
Pflegeversicherung eröffnet den Spielraum,<br />
Pflegekräfte besser zu bezahlen.<br />
Die Personalausstattung muss durch einen<br />
bundesweiten Standard über eine<br />
qualitätsbezogene Personalbemessung<br />
verbessert werden. Daneben ist die Pflegeausbildung<br />
weiterzuentwickeln, um<br />
den Ansprüchen einer qualitativ hochwertigen<br />
Versorgung gerecht zu werden<br />
und den Handlungsradius der Pflegeberufe<br />
zu erweitern.<br />
2. … um das Ansehen<br />
der Pflegeberufe aufzuwerten?<br />
Unerlässlich sind eine angemessene<br />
Bezahlung und deutlich höhere Löhne.<br />
Um die Arbeitsbedingungen attraktiver<br />
zu gestalten, sind die Arbeitsgestaltung,<br />
das Maß an Selbstbestimmung, der Abbau<br />
von Belastungen, soziale Absicherung<br />
und Maßnahmen zur Vereinbarkeit<br />
von Privatleben und Beruf zu verbessern.<br />
3. … um qualifizierte Pflegekräfte ins<br />
Land zu holen?<br />
Wird die Betonung zu einseitig auf die<br />
Anerkennung von Pflegefachabschlüssen<br />
aus EU- und Nicht-EU-Staaten gelegt,<br />
schwingt oft mit, dass diese – sehr gut<br />
ausgebildeten – Fachkräfte preiswerter<br />
zu haben seien. Das führt zu Lohndumping.<br />
Für uns gehört zu einer guten Pflege<br />
ein guter Lohn – und zwar für jede<br />
Pflege(fach)kraft, egal welcher Herkunft<br />
und welchen Ausbildungsniveaus. Wird<br />
die Arbeit in der Pflege hierzulande nicht<br />
umfassend attraktiver, machen hochqualifizierte<br />
Pflegefachkräfte im Zweifel um<br />
Deutschland einen großen Bogen.<br />
4. … um Pflegebürokratie<br />
wirksam abzubauen?<br />
Die Linke befürwortet Entbürokratisierung<br />
nur, wenn sie nicht zulasten der<br />
Qualität oder der Transparenz gehen. Viele<br />
administrative Aufgaben haben durchaus<br />
einen Sinn. Bestimmte Dienstleistungen,<br />
z. B. Dokumentation, Fortbildungen<br />
oder Personalplanung, verbessern die<br />
Versorgungsqualität. Selbstverständlich<br />
muss jeder Aufwand ins Verhältnis zum<br />
Nutzen gesetzt und angemessen vergütet<br />
werden.<br />
5. … um die Pflegeleistung<br />
korrekt zu vergüten?<br />
Der Pflegemindestlohn als unterste<br />
Grenze verhindert Dumpinglöhne – nicht<br />
mehr und nicht weniger. Unerlässlich ist<br />
die Stärkung des Tarifsystems und der<br />
Tarifbindung. Mit der Ausweitung auf<br />
alle Branchen und Einbeziehung von<br />
Entgelttabellen sichert dies vielen Menschen<br />
in der Pflege ein Arbeitsverhältnis<br />
mit Tarifbindung.<br />
6. … um das Pflegesystem<br />
finanzierbar zu halten?<br />
Grundlage muss eine gerechte und<br />
verlässliche Finanzierung sein. Mit der<br />
solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung<br />
kann der Beitragssatz bei<br />
Ausgleich des Realwertverlusts und einer<br />
sofortigen Erhöhung der Sachleistungen<br />
um 25 Prozent dauerhaft unter zwei Prozent<br />
gehalten werden. Das schafft finanzielle<br />
Sicherheit und Spielraum für eine<br />
grundlegende Pflegereform. Pflege und<br />
Assistenz müssen sich am individuellen<br />
Bedarf des betroffenen Menschen orientieren<br />
– die Teilkostendeckung muss<br />
überwunden werden.