FES-Info 2013, Nr. 2 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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SCHWERPUNKT<br />
13<br />
Raum für Ideen<br />
Nachwuchsför<strong>der</strong>ung und Tarifpolitik in Armenien<br />
Beratungsprojekte<br />
Obwohl Armeniens Gewerkschaften über<br />
200.000 Mitglie<strong>der</strong> haben, trauen sich nur wenige,<br />
auch ihre Rechte einzufor<strong>der</strong>n. Der armenische<br />
Gewerkschaftsdachverband, <strong>der</strong> 24<br />
Branchengewerkschaften vereint, hat noch immer<br />
mit seinem sowjetischen Erbe zu kämpfen<br />
und steht oft <strong>der</strong> Unternehmensleitung näher<br />
als den Beschäftigten. Seit 2011 arbeitet die <strong>FES</strong><br />
in Armenien verstärkt mit den Gewerkschaften<br />
zusammen mit dem Ziel, sie bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
hin zu klassischen Interessenvertretungen zu<br />
unterstützen. Dank einiger Beratungsprojekte zu<br />
Tarifverhandlungen konnten mittlerweile in vier<br />
landwirtschaftlichen Betrieben Kollektivverträge<br />
abgeschlossen werden. Darüber hinaus wurden<br />
zum ersten Mal verständliche Handbücher<br />
über Gewerkschaften und den Arbeitsschutz publiziert.<br />
Unter an<strong>der</strong>em durch diesen Strauß an<br />
Aktivitäten werden die Gewerkschaften seit einiger<br />
Zeit überhaupt wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
wahrgenommen.<br />
Daneben lässt sich in Armenien in den letzten<br />
Jahren ein wachsendes Interesse an politischen<br />
und sozialen Entwicklungen unter jungen Leuten<br />
beobachten. Um ihnen einen Raum zu geben,<br />
ihre Ideen weiterzuentwickeln, hat die <strong>FES</strong><br />
zusammen mit dem Forum for 21st Century Lea<strong>der</strong>s<br />
das erste Youth Social Forum organisiert,<br />
in dem 300 Jugendliche zusammenkamen. Das<br />
Forum startete mit einem „Solidaritätscafé“, bei<br />
dem deutlich wurde, dass die Anwesenden bereit<br />
sind, sich für Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Soziale<br />
Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität einzusetzen.<br />
Von den Fesseln gelöst<br />
Gewerkschaftsarbeit <strong>der</strong> <strong>FES</strong> nach dem Arabischen Frühling<br />
Partnerschaft<br />
„Würde und Brot!“ war eine <strong>der</strong> zentralen For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> tunesischen Protestbewegung, die<br />
später zu einer friedlichen Revolution wurde.<br />
Den Menschen ging es von Anfang an sowohl um<br />
soziale als auch um politische Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Dabei spielte <strong>der</strong> tunesische Gewerkschaftsdachverband<br />
UGTT (Union Générale Tunisienne du<br />
Travail) eine wichtige Rolle. Zunächst waren es<br />
zwar auch UGTT-Entschei<strong>der</strong>, die einen zu weit<br />
reichenden Umsturz vermeiden wollten, schnell<br />
lösten sich aber im ganzen Land Mitglie<strong>der</strong> und<br />
Aktivisten <strong>der</strong> UGTT von dieser Linie und trugen<br />
die Revolution entschieden mit.<br />
Die politischen Verän<strong>der</strong>ungen des Jahres 2011<br />
haben sich ihrerseits massiv auf die Gewerkschaftsbewegung<br />
ausgewirkt: Gelöst von den Fesseln<br />
des alten Regimes konnte sie wie<strong>der</strong> an ihre<br />
traditionelle Rolle als zentrale politische Kraft<br />
des Landes anknüpfen. Als echtes Sprachrohr<br />
<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten wurde sie so attraktiv,<br />
dass sie innerhalb kürzester Zeit ihren Mitglie<strong>der</strong>bestand<br />
um 50 Prozent erhöhen konnte.<br />
Die Überführung sozialpolitischer For<strong>der</strong>ungen<br />
aus <strong>der</strong> revolutionären Phase in den geregelten<br />
Sozialdialog, die Schaffung von Beschäftigung<br />
und die Reduzierung insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugend-<br />
und Akademikerarbeitslosigkeit sind die großen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen, mit denen sich die Gewerkschaften<br />
auseinan<strong>der</strong>setzen müssen.<br />
Die UGTT ist eine <strong>der</strong> ältesten genuinen Gewerkschaften<br />
im arabischen Raum und zweifellos die<br />
größte zivilgesellschaftliche Organisation in Tunesien.<br />
Gegründet im Jahre 1946, hat sie in <strong>der</strong><br />
jüngeren Geschichte Tunesiens immer auch eine<br />
wichtige politische Rolle gespielt. Die <strong>FES</strong> unterstützt<br />
die UGTT mit kleineren Unterbrechungen<br />
seit Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre. Eine langfristige, vertrauensvolle<br />
und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
ließ die UGTT zum wichtigsten Partner <strong>der</strong> <strong>FES</strong><br />
in Tunesien werden.<br />
Libysch-tunesische Begegnung<br />
Siebzehn Vertreterinnen und Vertreter des libyschen<br />
Gewerkschaftsverbands nahmen an einer<br />
von <strong>der</strong> <strong>FES</strong> mit dem tunesischen Gewerkschaftsverband<br />
UGTT organisierten Weiterbildung in<br />
Hammamet teil. Im Dialog mit den tunesischen<br />
Gewerkschaftern wurden dabei Ansätze zur Übernahme<br />
internationaler Standards von gewerkschaftlichen<br />
Freiheiten und Rechten entwickelt.<br />
Kurz notiert<br />
2 / 2 0 1 3<br />
I N F O<br />
<strong>FES</strong>