FES-Info 2013, Nr. 2 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

SCHWERPUNKT
15
ten (UNI, IndustriALL) ins Leben gerufen. So
entstanden fünf regionale, kontinentale und
globale gewerkschaftliche Netzwerke und Arbeitnehmervertretungen
in den Konzernen
Shoprite, Pick‘n‘Pay, Massmart/Walmart (Einzelhandel),
AngloGold Ashanti und Rio Tinto
(Bergbau) sowie eines für den Energiesektor.
Durch die Initiative der FES wurde 2010 ein globales
Rahmenabkommen zwischen UNI (Global
Union) und dem Shoprite-Konzern (afrikaweit
100 000 Beschäftigte) abgeschlossen, das die
Kernarbeitsnormen und die Sicherung von Beteiligungsrechten
in allen Ländern, in denen der
Konzern tätig ist, garantiert.
der Weg zur Anerkennung
Regionale Gewerkschaftsstrukturen in Asien als Ziel
Gewerkschaften haben in den meisten asiatischen Ländern einen sehr schweren Stand: Als unabhängige
Arbeitnehmervertretung sind sie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – weder bei Arbeitgebern
noch bei Regierungen als Gesprächspartner auf Augenhöhe akzeptiert. Zudem ist die
Gewerkschaftslandschaft extrem heterogen und bewegt sich zwischen den Polen von extremer Zersplitterung,
Politisierung sowie der Dominanz einer (Staats-)Gewerkschaft.
Als positives Beispiel zeigt sich der langjährige FES-Partner ASEAN Services Employees Trade Union
Council (ASETUC), ein Zusammenschluss von Dienstleistungsgewerkschaften im Verband südostasiatischer
Staaten (ASEAN). Er hat es geschafft, durch gemeinsamen Druck auf die Regierungen einen
regionalen sozialen Dialog im Dienstleistungssektor zu initiieren. Da ASEAN 2015 zu einem gemeinsamen
Markt zusammenwachsen wird, existiert mit ASETUC bereits eine regionale Gewerkschaftsstruktur,
die auf dem Weg ist, eine anerkannte Vertretung von Arbeitnehmerinteressen zu werden.
In ihrer regionalen Gewerkschaftsarbeit mit der Internationalen Dienstleistungsgewerkschaft Public
Services International (PSI) zielt die FES auf eine stärkere Berücksichtigung von internationalen
Arbeitsstandards in den Projekten der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB). Erfolge sind bereits erkennbar:
Ein ständiger Dialog wurde etabliert.
Zuviel Erfolg?
Sozialpolitischer Einfluss der Gewerkschaften in inDonesien
Kampagne
Krankenversicherung für alle, kräftige Mindestlohnerhöhungen,
Leiharbeit nur noch in einigen
wenigen Bereichen – klingt zu gut, um wahr
zu sein? In Indonesien haben Gewerkschaften
mit vereinten Kräften für diese Ziele gekämpft
und Regierung sowie Arbeitgebern wichtige Zugeständnisse
abgetrotzt. In dem mit 240 Millionen
Menschen viertgrößten Land der Welt haben
sich in den letzten Jahren einige moderne
Gewerkschaften entwickelt, die den Blick nicht
nur auf die Betriebs-, sondern auch auf die gesellschaftspolitische
Ebene richten und auf arbeitsund
sozialpolitische Entscheidungen Einfluss
nehmen. Der Kitt, der die zersplitterte Arbeiterbewegung
zusammenhält, besteht aus kompetenten
Führungspersönlichkeiten, gemeinsamen
Themen und gemeinsamen Erfolgen. Den
Anfang bildete die von der FES unterstützte Kampagne
eines breit angelegten gewerkschaftlichen
Aktionsbündnisses für ein universelles System
sozialer Sicherung. Unter großem öffentlichem
Druck musste sich die Regierung schließlich
dazu verpflichten, das mangelhafte Sozialversicherungssystem
zu reformieren. Die Erfahrung,
dass ein gemeinsames Eintreten aller Gewerkschaften
zu konkreten Verbesserungen für alle
Arbeiternehmer führen kann, wirkte wie ein
Katalysator für weitere Annäherungen und Kooperationen
zwischen den großen Dachverbänden.
Die FES hat den Wandel durch die gezielte
Förderung progressiver Führungskräfte in den
Reihen der Gewerkschaften unterstützt, Koordinationsbemühungen
erleichtert und die neuen
Entwicklungen methodisch und inhaltlich
begleitet. Mit guten Argumenten ausgestattet,
gelang es einigen Gewerkschaftsführern nicht
2 / 2 0 1 3
I N F O
FES