FES-Info 2013, Nr. 2 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Europa und die Welt<br />
53<br />
Mittel <strong>der</strong> Früherkennung<br />
Tutzing Balkan Talks <strong>2013</strong><br />
Positionsabgleich<br />
Seit 12 Jahren treffen sich jedes Jahr Politiker,<br />
Diplomaten, Experten und Journalisten aus Südosteuropa<br />
mit Westeuropäern zu den von <strong>der</strong><br />
<strong>Friedrich</strong>-<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> in <strong>der</strong> evangelischen<br />
Akademie Tutzing organisierten „Balkan Talks“.<br />
Das Beson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Talks liegt darin, dass hier<br />
auch Personen miteinan<strong>der</strong> sprechen, die in ihrer<br />
Region auf beiden Seiten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Barrikaden stehen und an keinem an<strong>der</strong>en Ort<br />
an<strong>der</strong>s als konfrontativ miteinan<strong>der</strong> umgehen<br />
würden. Dazu zählen die Vertreter <strong>der</strong> albanischen<br />
Min<strong>der</strong>heit und <strong>der</strong> slawischen Mehrheit<br />
in Mazedonien, Vertreter Serbiens, des Kosovo<br />
und <strong>der</strong> Kosovo-Serben o<strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong><br />
Republika Srpska und <strong>der</strong> bosnisch-kroatischen<br />
Fö<strong>der</strong>ation in Bosnien. In Tutzing ist es möglich,<br />
offen miteinan<strong>der</strong> zu sprechen und – wie Michael<br />
Martens in <strong>der</strong> F.A.Z. schreibt – „ungewohnt<br />
konstruktiv“ miteinan<strong>der</strong> umzugehen. Bei dem<br />
Treffen im April <strong>2013</strong> stand unter an<strong>der</strong>em ein<br />
regionales Phänomen auf <strong>der</strong> Tagesordnung:<br />
In mehreren Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Region haben sich<br />
konservative Regierungen etabliert, die durch<br />
Aushöhlung <strong>der</strong> demokratischen Institutionen<br />
einem demokratischen Regierungswechsel vorzubeugen<br />
versuchen. Dazu dienen unter an<strong>der</strong>em<br />
die staatliche Kontrolle <strong>der</strong> Medien, die Unterwerfung<br />
<strong>der</strong> Justiz, die direkte Behin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Opposition und <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> konservativen<br />
Regierungsparteien zu Staatsparteien. Auf<br />
diese Weise verwandeln sich die jungen Demokratien<br />
des Balkan in kleine, aber stabile und gut<br />
miteinan<strong>der</strong> vernetzte Autokratien unter <strong>der</strong><br />
Ägide <strong>der</strong> EU – eine Entwicklung, die in Westeuropa<br />
genau beobachtet werden sollte.<br />
Anregungen für Abgeordnete<br />
„Das Primat des Parlamentarismus gegenüber<br />
<strong>der</strong> Exekutive“ – zu diesem Thema informierte<br />
sich eine Delegation führen<strong>der</strong> tschechischer<br />
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten,<br />
unter ihnen die stellvertretende Parteivorsitzende<br />
Alena Gajduskova und <strong>der</strong> ehemalige Präsidentschaftskandidat<br />
Senator Jiri Dienstbier in<br />
Berlin. Während <strong>der</strong> <strong>Info</strong>rmationsreise vom 13.<br />
bis 15. Mai suchten die Politiker Anregungen für<br />
die eigene Arbeit im tschechischen Senat und<br />
Abgeordnetenhaus, wo sie oft mit einer Dominanz<br />
<strong>der</strong> Exekutive und fehlenden fachlichen<br />
Ressourcen konfrontiert sind.<br />
Skepsis in Kroatien<br />
Wenige Wochen vor dem Beitritt Kroatiens zur<br />
Europäischen Union am 1. Juli <strong>2013</strong> hatte das Europabüro<br />
<strong>der</strong> <strong>FES</strong> die fünf neugewählten Europaabgeordneten<br />
<strong>der</strong> sozialdemokratischen Partei<br />
Kroatiens eingeladen.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Debatte mit dem interessierten<br />
Brüsseler Fachpublikum stand die mäßige<br />
Europabegeisterung in <strong>der</strong> kroatischen Bevölkerung.<br />
In dem Land, das seine Unabhängigkeit<br />
erst vor gut 20 Jahren (wie<strong>der</strong>)gewonnen hat,<br />
stehen viele Menschen <strong>der</strong> EU auch deshalb kritisch<br />
gegenüber, weil sie als Mitglied dieser Staatengemeinschaft<br />
erneut einen Teil ihrer schwer<br />
erkämpften Souveränität aufgeben müssen. Die<br />
Abgeordneten bezeichneten Kroatiens Weg in<br />
die EU als eine Erfolgsgeschichte, die beweise,<br />
welche Zugkraft die Perspektive <strong>der</strong> EU-Integration<br />
für den Wandel in einem Land habe, das sich<br />
noch vor weniger als zwei Jahrzehnten in einem<br />
Unabhängigkeitskrieg befand.<br />
Kaum Fortschritte<br />
Die Regionale Zusammenarbeit gilt als Schlüsselfaktor<br />
für Stabilität, Versöhnung und wirtschaftlichem<br />
Wohlstand auf dem Westlichen Balkan.<br />
Die EU for<strong>der</strong>t deshalb seit <strong>der</strong> Einführung des<br />
Stabilisierungs- und Assoziierungsprozesses<br />
(SAP) im Jahr 2000 von den Län<strong>der</strong>n dieser Region<br />
ernsthafte Anstrengungen <strong>der</strong> Kooperation.<br />
Konkrete Entwicklungsfortschritte regionaler<br />
Zusammenarbeit sind jedoch schwer nachvollziehbar.<br />
Auch sind die Kenntnisse über den<br />
Stand <strong>der</strong> regionalen Kooperation gering. Eine<br />
von <strong>der</strong> <strong>FES</strong> in Auftrag gegebene Studie hat deshalb<br />
exemplarisch die Umsetzung von sechs zentralen<br />
Regionalinitiativen untersucht.<br />
Die Studie:<br />
„Monitoring regional cooperation<br />
in South East Europe”<br />
Kurz notiert<br />
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I N F O<br />
<strong>FES</strong>