FES-Info 2013, Nr. 2 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Europa und die Welt<br />
55<br />
Gemeinsam gegen politische Gewalt<br />
Nationales Bündnis in Tunesien<br />
Kongress<br />
Seit dem Regierungsantritt einer islamistisch<br />
geführten Koalitionsregierung im Januar 2012<br />
nach den ersten freien und demokratischen<br />
Wahlen Tunesiens hat sich die allgemeine Sicherheitssituation<br />
des Landes erheblich verschlechtert.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e religiös motivierte<br />
Gewalttaten wurden kaum o<strong>der</strong> gar nicht geahndet.<br />
In Folge von Waffenlieferungen aus dem Sahel<br />
und eindeutig terroristischen Verbindungen<br />
einzelner salafistischer Gruppen ist das allgemeine<br />
Gewaltniveau signifikant gestiegen. Der Mord<br />
an dem Oppositionellen Choukri Belaid am 6.<br />
Februar <strong>2013</strong> führte zu einem Aufschrei in <strong>der</strong><br />
tunesischen Bevölkerung.<br />
Vor diesem Hintergrund fand am 18. und 19. Juni<br />
in Tunis ein nationaler Kongress gegen Gewalt<br />
statt. Insgesamt nahmen 74 Parteien und mehr<br />
als 300 Nicht-Regierungsorganisationen an <strong>der</strong><br />
Veranstaltung teil, die fe<strong>der</strong>führend von <strong>der</strong><br />
Tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH), dem<br />
Arabischen Institut für Menschenrechte (IADH),<br />
<strong>der</strong> Tunesischen Anwaltskammer und dem Gewerkschaftsverband<br />
UGTT mit Unterstützung<br />
<strong>der</strong> <strong>FES</strong> vorbereitet wurde. Ziel des Kongresses<br />
war es, eine nationale Charta gegen Gewalt zu<br />
verabschieden und Empfehlungen an die Politik<br />
zu formulieren.<br />
Die Charta, die in den nächsten Monaten in allen<br />
Regionen des Landes öffentlich gemacht werden<br />
soll, wurde bislang von mehr als 60 Parteien<br />
unterzeichnet.<br />
Neue Spielräume<br />
<strong>FES</strong> unterstützt politische Bildung von Tunesiens Jugend<br />
Bildungsprogramme<br />
Nach 60 Jahren autokratischer Herrschaft befindet<br />
sich Tunesien seit <strong>der</strong> Jasmin-Revolution<br />
auf einem immer beschwerlicheren Weg in eine<br />
pluralistische und demokratische Gesellschaft.<br />
So hatte sich in Gymnasien und Universitäten<br />
keine konstruktive Dialogkultur unter den tunesischen<br />
jungen Erwachsenen entwickeln können.<br />
Das <strong>FES</strong>-Büro in Tunesien setzt sich daher<br />
langfristig dafür ein, die heranwachsende Generation<br />
mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit<br />
sie als aktive Bürger und engagierte Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Zivilgesellschaft die zukünftige Politik<br />
ihres Landes mitgestalten können.<br />
Am zweijährigen tunesischen Young Lea<strong>der</strong>s-<br />
Programm „Génération A’Venir“ nehmen 24<br />
junge Erwachsene teil, denen in Workshops,<br />
Ausbildungsblöcken und Debatten Kernkompetenzen<br />
in den Bereichen Projektmanagement,<br />
Kommunikation, Finanzierung und Organisation<br />
vermittelt werden. Teilnehmer des ersten<br />
und zweiten Jahrgangs haben inzwischen sogar<br />
eigene zivilgesellschaftliche Organisationen gegründet.<br />
Eine dieser Institutionen ist das Tunisian International<br />
Model United Nations (TIMUN),<br />
welches, unterstützt durch die <strong>FES</strong>-Tunis, bereits<br />
zum vierten Mal eine Simulation <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />
Vereinten Nationen organisiert hat. Neben <strong>der</strong><br />
Einführung von jungen tunesischen Erwachsenen<br />
in die Strukturen und Mechanismen von<br />
internationalen Organisationen unterstützt die<br />
<strong>FES</strong>-Tunis ein Pilotprojekt an Gymnasien, das<br />
den 500.000 potentiellen Neuwählern die anstehenden<br />
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen<br />
nahebringen will. Die Idee ist, dass die<br />
Teilnehmer/innen ihr Wissen anschließend<br />
ähnlich eines Schneeballsystems nach Hause in<br />
die Familien und in ihre Freundeskreise weitertragen.<br />
Der politische<br />
Nachwuchs übt sich<br />
in neuen Rollen:<br />
Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer des<br />
„Tunisian International<br />
Model United<br />
Nations“.<br />
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I N F O<br />
<strong>FES</strong>