FES-Info 2013, Nr. 2 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT / SOZIALE DEMOKRATIE<br />
27<br />
Keine guten Zeiten<br />
Politische Perspektiven in Island und Norwegen<br />
Einschätzungen<br />
In diesem Jahr wird nicht nur in Deutschland,<br />
son<strong>der</strong>n mit Island und Norwegen auch in zwei<br />
weiteren nordeuropäischen Län<strong>der</strong>n gewählt.<br />
Während die norwegischen Parlamentswahlen<br />
erst im September stattfinden,<br />
wählte Island bereits am 27.<br />
April. Überall zeigt sich <strong>der</strong><br />
gleiche Trend: Den sozialdemokratischen<br />
Parteien gelingt<br />
es nicht, die Wählerinnen<br />
und Wähler von ihrer Politik<br />
zu überzeugen. Auf den ersten<br />
Blick überraschen die Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Parlamentswahlen in<br />
Island (die sozialdemokratische<br />
Allianz verlor über die Hälfte<br />
<strong>der</strong> Stimmen und kam nur noch<br />
auf 12,9 Prozent) und die Umfragen für die sozialdemokratische<br />
Arbeiterpartei in Norwegen.<br />
Zwar ist es den Regierungen in beiden Län<strong>der</strong>n<br />
unter sozialdemokratischer Führung durch eine<br />
umsichtige Politik gelungen,<br />
die Län<strong>der</strong> durch beziehungsweise<br />
aus <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
zu führen, doch das<br />
wurde beziehungsweise wird<br />
nicht von <strong>der</strong> Wählerschaft<br />
belohnt. Ihre Einschätzungen<br />
dazu erläuterten <strong>der</strong> isländische<br />
Botschafter Gunnarsson sowie<br />
<strong>der</strong> norwegische Finanzminister<br />
Johnsen (Bild) in zwei<br />
Veranstaltungen <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<br />
<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> in Berlin.<br />
Wankende Weltbil<strong>der</strong><br />
Überlegungen zu Gegenwart und Zukunft <strong>der</strong> Sozialdemokratie<br />
Kritische Analyse<br />
„Leitbild Lassalle. Sozialdemokratie in Polen und<br />
Deutschland“: Eine polnischsprachige Ausstellung,<br />
zusammengestellt vom Archiv <strong>der</strong> Sozialen<br />
Demokratie, wurde am 22. Juni in Breslau, <strong>der</strong><br />
Geburtsstadt Ferdinand Lassalles eröffnet.<br />
Um jedoch auch in die Zukunft zu blicken, organisierte<br />
die <strong>FES</strong> in Zusammenarbeit mit dem Breslauer<br />
Ferdinand-Lassalle-Zentrum und <strong>der</strong> Universität<br />
Wrocław vor <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung<br />
eine Podiumsdiskussion mit Zygmunt Bauman.<br />
Unter dem Titel „Sozialdemokratische Dilemmata.<br />
Von Lassalle zur flüchtigen Mo<strong>der</strong>ne“ reflektierte<br />
<strong>der</strong> renommierte britisch-polnische<br />
Soziologe vor etwa 500 Zuhörern den Weg, den<br />
die deutsche und die europäische Sozialdemokratie<br />
zurückgelegt haben, um anschließend einige<br />
Überlegungen zur Gegenwart und Zukunft <strong>der</strong><br />
Sozialen Demokratie anzustellen.<br />
Das sozialdemokratische Jubiläum, so Bauman,<br />
sei kein rundherum heiteres, da es um die Sozialdemokratie<br />
in Europa <strong>der</strong>zeit nicht gut bestellt<br />
sei. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem<br />
konservative und neoliberale Erzählungen und<br />
Weltbil<strong>der</strong> ins Wanken gerieten, habe die Sozialdemokratie<br />
wenig überzeugende Gegenvorschläge<br />
parat. Stattdessen habe aus seiner Sicht die europäische<br />
Linke in den vergangenen Jahren das<br />
Nachdenken über alternative Politik- und Wachstumsmodelle<br />
nahezu gänzlich eingestellt.<br />
Der Entwurf eines neuen, eigenen Diskurses erfor<strong>der</strong>e<br />
viel intellektuelle Anstrengung und ausführliche<br />
Debatten, so Baumann abschließend.<br />
Um diese Mühen durchzustehen, sollten sich die<br />
Sozialdemokraten an die Gründungsväter und<br />
–mütter ihrer Bewegung erinnern: „Sie waren in<br />
<strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit, am Rand des politischen Lebens.<br />
Sie waren bereit, die herrschende Meinung langfristig<br />
und dauerhaft herauszufor<strong>der</strong>n. Und sie<br />
setzten sich schließlich durch.“<br />
BILATERALES programm<br />
Ein bilaterales Ausbildungsprogramm <strong>der</strong> sozialdemokratischen<br />
Bewegungen in Tschechien und<br />
<strong>der</strong> Slowakei verbindet als Akademie <strong>der</strong> Sozialen<br />
Demokratie auf einmalige Art und Weise zivilgesellschaftliche<br />
Aktivistinnen, gewerkschaftliche<br />
Funktionsträger, Journalisten und Politiker/innen.<br />
Je<strong>der</strong> Jahrgang <strong>der</strong> Akademie bringt 20 junge,<br />
bestens ausgebildete Politiker/innen hervor,<br />
von denen bereits einige in hochrangige politische<br />
Funktionen gekommen sind.<br />
Kurz notiert<br />
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I N F O<br />
<strong>FES</strong>