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Nr. 27 – Rezitativ<br />
IDAMANTE<br />
Vater, mein lieber Vater, welch süßer Name!<br />
Sieh mich hier zu deinen Füßen; in dieser allerletzten<br />
schicksalsschweren Stunde empfange<br />
auf deinem Arm, der dem Blut den Weg aus meinen Adern<br />
öffnen muss, die letzten Küsse.<br />
Jetzt begreife ich, dass deine Verstörung<br />
nicht Zorn war, sondern väterliche Liebe.<br />
Oh tausend und tausendmal<br />
glücklicher Idamante,<br />
wenn der, der das Leben dir gab, das Leben dir<br />
nimmt und es, dir nehmend, dem Himmel zurückgibt,<br />
und dafür vom Himmel das Seine erlangt<br />
und für die Seinen beständigen Frieden<br />
und der Götter heilige und wahre Liebe.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Mein Sohn! mein lieber Sohn!<br />
vergib; das grausame Amt habe<br />
nicht ich mir erwählt, es ist die Strafe des Schicksals …<br />
Unmenschliches, ungerechtes Schicksal! … Nein, ich kann<br />
nicht gegen einen unschuldigen Sohn die<br />
scharfe Doppelaxt erheben … aus jeder Faser<br />
entweichen mir schon die Kräfte, und meine Augen verdunkelt<br />
mir trübe Nacht … mein Sohn! …<br />
IDAMANTE matt, danach mit Entschlossenheit<br />
Vater! …<br />
dich halte kein fruchtloses Mitleid zurück,<br />
noch erweiche dich falsche<br />
Zärtlichkeit der Liebe. Ach, führe den Schlag,<br />
der uns beide dem Leiden entreißt.<br />
Sieh, ich bin bereit, erfülle<br />
das Opfer, den Schwur.<br />
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