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Mit Hilfe der Dämpfer gelang Mozart im Marsch des zweiten<br />
Aktes ein besonders raffinierter Klangeffekt: das allmähliche Anwachsen<br />
des Orchesterklangs von einer Art „Fernklang“ zum<br />
vollen Klang einer „Military Band“. Dieser Effekt ist ganz in die<br />
Szene integriert: Am Ende ihrer idyllischen Arie „Idol mio“ hört<br />
Elettra von ferne Marschklänge, die sie an den Aufbruch gemahnen.<br />
Während sie den Palast verlässt, um dem Hafen zuzustreben,<br />
wechselt das Bühnenbild, und zu den immer lauter<br />
werdenden Klängen des Marsches stellen sich die Seeleute im<br />
Hafen auf: „Nach dem Maße, wie die Scenen verändert werden,<br />
hört man den Marsch immer näher“, heißt es im deutschen Teil<br />
des Librettos. Mozart trug alle Details dieses ausinstrumentierten<br />
Crescendos in seine Partitur ein: Zu Beginn spielen Flöten<br />
und Fagott „piano assai“, die Hörner und Trompeten con sordini,<br />
die Pauke „coperto“, wie eine echte Marschmusik, die man ganz<br />
von ferne hört. „Pianissimo“ treten die gedämpften Streicher<br />
hinzu, ab dem zweiten Mal die Oboen, ab dem dritten Mal die<br />
Klarinetten. Beim zweiten Durchlauf „nehmen die Waldhorn<br />
und Trompetten die Sordinen weg“, beim dritten Durchlauf<br />
„wächst das ganze Orchester bis zum Fortissimo“. Meist wird gerade<br />
dieser minutiös kalkulierte Klangeffekt auf nur zwei Durchläufe<br />
des Marsches reduziert.<br />
So enthält die Grazer Fassung des Idomeneo zahllose Details,<br />
die direkt auf Mozarts Partitur und ihre erste Münchner Aufführung<br />
zurückgehen.<br />
Karl Böhmer<br />
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