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Giunia und Aspasia, zum Inbegriff des tiefen Gefühls auf der<br />
Opernbühne geworden. In die Partie der Sofonisba hatte sie 1762<br />
sogar einen „urlo francese“, einen Schrei nach französischer Art,<br />
eingebaut. Um puren Belcanto ging es dieser Sängerdarstellerin<br />
nicht, ebenso wenig ihrer Schwägerin in der Rolle der Elettra.<br />
Für Anton Raaff war Mozart zwar zu manchem Zugeständnis<br />
bereit, um den großen Tenor „recht zu bedienen“. Doch immerhin<br />
gab er auch hier dem „Ausdruck der Worte“ den Vorrang vor<br />
bloßer Konvention.<br />
Es ist keine Übertreibung, wenn man den „Idomeneo“ als eine<br />
Manifestation der französisch geprägten Mannheimer Opernästhetik<br />
auf Münchner Boden bezeichnet. Und dies erklärt auch,<br />
warum man Mozart gerade diesen Auftrag erteilte: Dank seiner<br />
langen Jahre in Italien, seiner Mannheimer Erfahrungen und<br />
seiner Vertrautheit mit der französischen Oper war er genau der<br />
richtige Mann, um die ganz spezifische Stilsynthese, wie man sie<br />
für den „Idomeneo“ erwartete, in die Tat umzusetzen. Wenige<br />
Monate später in Wien plante Mozart, die Oper „mehr auf<br />
französische Art einzurichten“, was voraussetzt, dass schon die<br />
Münchner Urfassung ein erhebliches Maß an Französischem<br />
enthielt.<br />
Ein Kastrat ohne Stimme und<br />
zwei Münchner Tenöre<br />
NICHT MIT ALLEN SÄNGERN WAR MOZART IN DIESER<br />
Produktion so einverstanden wie mit den beiden Schwägerinnen<br />
Wendling. An Anton Raaff hatte er manches auszusetzen, besonders,<br />
als der Tenor am großen Quartett im dritten Akt herumnörgelte,<br />
für Mozart das Kernstück der Oper. „der einzige Raaff<br />
meint, es wird nicht Effect machen … ich sagte nur; liebster<br />
freund! – wenn ich nur eine Note wüste, die in diesen quartetto<br />
zu ändern wäre, so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin<br />
noch mit keiner sache in dieser opera so zufrieden gewesen wie<br />
mit diesen quartett … was terzetten und Quartetten anbelangt<br />
muß man dem Compositeur seinen freyen Willen lassen.“ Mo-<br />
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