III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
schlüsse, d.h. die Abdeckung betrug etwa nur 6% der Gesamtzahl der Haushalte.<br />
Das bolivianische Gas wärmt die Haushalte bei Kälte in Argentinien und Brasilien,<br />
aber nicht im eigenen Land. Gas aus der Leitung wäre auch wesentlich billiger<br />
und sicherer als das uns allen bekannte Gas aus der Flasche. Es dauert halt wie<br />
Vieles in Bolivien sehr lange, bis die breite Masse der meist armen Bevölkerung<br />
Nutznießer moderner Errungenschaften wird.<br />
Die bolivianische Regierung hat sich seit sieben Jahren entschlossen alle strategisch<br />
wichtigen Bereiche dem Staat zu übereignen und von ihm selbst verwalten<br />
und betreiben zu lassen. Im Fall von Förderung, Transports und Vermarktung des<br />
Erdgases geschieht das durch die staatliche Erdgasgesellschaft Yacimientos<br />
Petrolíferos Fiscales Bolivianos, auch kurz YPFB genannt. Private Firmen, wie<br />
Petrobras, Total, British Gas u.a. leisten nur noch Dienstleistungen in der Exploration,<br />
Erschließung und Ausbeutung der Gasfelder, und haben keinen bedeutenden<br />
Einfluss mehr auf Preisgestaltung, Fördervolumen, Vermarktung und Gewinnabschöpfung,<br />
wie vor der Verstaatlichung des Sektors im Jahr 2006. Mit den<br />
Extraeinnahmen finanziert die Regierung die Modernisierung des Landes und<br />
eine Reihe sozialer Bonizahlungen, wie z.B. Mindestrente für alle Bolivianer, ärztliche<br />
Gratisbehandlung der Senioren, Unterstützung der Schüler der staatlichen<br />
Schulen, Mutterschutz usw.<br />
Tatsache ist aber auch, dass in den letzten Jahren zu wenig exploriert wurde, und<br />
wenn dieser Trend so weiter anhält, dann werden Erdgasproduktion und damit<br />
auch die Einnahmen sehr stark zurückgehen. Die eher sozialistisch eingestellte<br />
Regierung hat das erkannt und denkt deshalb darüber nach auf kapitalistische<br />
Marktmechanismen zurückzugreifen, d.h. mit Investitionsanreizen private Firmen<br />
zur risikoreichen Exploration zu ködern. Die vor 7 Jahren durchgeführte Verstaatlichung<br />
der Erdgasindustrie hat nämlich dazu geführt, dass die trotzdem im Land<br />
gebliebenen multinationalen Energiekonzerne ihre Explorationsaktivitäten weit<br />
eingeschränkt haben. Und der Staat dagegen hat sich mehr auf das Verteilen des<br />
Reichtums unter den vor allem in der Vergangenheit diskriminierten Bevölkerungsteilen<br />
konzentriert, als die Einnahmen zu einem angemessenen Teil in risikoreiche<br />
Explorationsarbeiten zu investieren um die Gasreserven zu vergrößern<br />
oder zumindest auf dem gleichen Niveau zu halten. Die bereits erwähnte Zertifizierung<br />
hat nämlich ergeben, dass die Reserven der Megafelder im Vergleich mit<br />
Zahlen aus dem Jahr 2003 von 28.7 TCF auf 8.9 TCF, also um zwei Drittel gesunken<br />
sind.<br />
In eine unsichere Zukunft<br />
Bolivien hat bisher nur konventionelle, d.h. frei im porösen Gestein vorkommende<br />
und manchmal auch erdölbegleitende Kohlenwasserstoffe in seiner Energiepolitik<br />
berücksichtigt. In vielen kohlenwasserstoffproduzierenden Ländern ist man heute<br />
bereits einen Schritt weiter, d.h. man denkt daran, dass die bis vor ein paar Jahren<br />
nicht ausbringbaren Schiefergasvorkommen (engl. Shale Gas) in großem Stil<br />
zu erschließen. Bolivien hat Potenzial für diese Art von Gas, aber auch die Nachbarländer<br />
Argentinien und Brasilien, die einzigen und wichtigsten Abnehmer der<br />
bolivianischen konventionellen Erdgasförderung, und das ist für Bolivien eine<br />
sehr, sehr unangenehme Nachricht.<br />
6 Titel