Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 11<br />
1.1 K<strong>in</strong>dbezogene Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />
K<strong>in</strong>dbezogene Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren können zusammenhängen mit dem Alter, der<br />
Zahl der vorangegangenen Platzierungen, der Nationalität <strong>und</strong> ethnischen Zugehörigkeit, dem<br />
Geschlecht, der Geschwisterkonstellation, dem Vorliegen e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung, vorhandenen Verhaltens-<br />
oder psychischen Störungen, B<strong>in</strong>dungen an die Herkunftsfamilie, der Pubertät <strong>und</strong> frühen<br />
Adoleszenz.<br />
• Alter: Nahezu durchgängig hat sich e<strong>in</strong> höheres Alter als Risikofaktor, e<strong>in</strong> niedrigeres<br />
Alter (von unter e<strong>in</strong>em Jahr) eher als Schutzfaktor erwiesen. Natürlich kann es im konkreten<br />
Fall Ausnahmen geben, die mit Vorkommnissen <strong>in</strong> der Biographie des jeweiligen<br />
K<strong>in</strong>des zusammenhängen. Auch e<strong>in</strong>e Wechselwirkung mit dem Faktor „Zahl der Platzierungen“<br />
ist <strong>in</strong> Betracht zu ziehen: Die Adoption oder Inpflegenahme e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ds,<br />
das bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ersten Lebensjahr e<strong>in</strong>en mehrfachen Wechsel der <strong>Pflege</strong>stelle ertragen<br />
musste, ist mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit besonders riskant.<br />
• Zahl der vorangegangenen Platzierungen: K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der Vergangenheit bereits e<strong>in</strong>e<br />
oder mehrere Fehlplatzierungen erlebt haben, s<strong>in</strong>d besonders gefährdet, desgleichen<br />
auch K<strong>in</strong>der, die ihre ersten Lebensjahre nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Familie verbracht haben<br />
bzw. längere Zeit <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> gelebt haben, weil für sie ke<strong>in</strong> familialer <strong>Pflege</strong>platz gef<strong>und</strong>en<br />
werden konnte.<br />
• Nationalität <strong>und</strong> ethnische Zugehörigkeit: Ungünstigere Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen bestehen<br />
für ausländische K<strong>in</strong>der. Weitgehend übere<strong>in</strong>stimmend wird berichtet, dass Adoptivoder<br />
<strong>Pflege</strong>verhältnisse bei ausländischen K<strong>in</strong>dern häufiger abgebrochen werden als bei<br />
e<strong>in</strong>heimischen K<strong>in</strong>dern, jedoch ist die Bef<strong>und</strong>lage nicht e<strong>in</strong>deutig. E<strong>in</strong>ige Autoren gehen<br />
eher davon aus, dass <strong>in</strong>terethnische Adoptions- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>stellenvermittlungen riskanter<br />
s<strong>in</strong>d (z.B. Derdeyn/Graves 1998, Rosenthal et al. 1991). Sie verweisen auf die für die<br />
aufgenommenen K<strong>in</strong>der zwangsläufig resultierenden Identitätsprobleme (Friedlander<br />
1999) <strong>und</strong> empfehlen, zum<strong>in</strong>dest mehr als e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit derselben Hautfarbe <strong>in</strong> dieselbe<br />
Familie zu vermitteln. Andere Autoren s<strong>in</strong>d optimistischer (z.B. Brooks et al. 1999) <strong>und</strong><br />
halten <strong>in</strong>terethnische Platzierungen für vertretbar, wenn sorgfältige vorbereitende Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> begleitende Unterstützungen zur Verfügung gestellt werden.<br />
• Geschlecht: Die meisten Autoren berichten, dass sich – <strong>in</strong>sgesamt betrachtet – die Platzierung<br />
von K<strong>in</strong>dern weiblichen Geschlechts <strong>in</strong> Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>familien i.a. als dauerhafter<br />
erweist. E<strong>in</strong>e Interaktion mit dem Alter zeichnet sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Erhebungen ab:<br />
In der frühen <strong>und</strong> mittleren K<strong>in</strong>dheit ist die Platzierung von Jungen gefährdeter, <strong>in</strong> der<br />
späten K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> Pubertät/frühen Adoleszenz scheitert die Adoption bzw. Inpflegenahme<br />
von Mädchen häufiger (vgl. z.B. Rosenthal et al. 1988).<br />
• Geschwisterkonstellation: E<strong>in</strong>e Wechselwirkung mit dem Alter wurde belegt: Bei jüngeren<br />
K<strong>in</strong>dern scheitern Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>verhältnisse häufiger, wenn sie mit Geschwistern<br />
platziert werden; bei älteren K<strong>in</strong>dern (von sechs Jahren an aufwärts) erweist<br />
sich demgegenüber die Mitplatzierung des Geschwisters als günstig. Insgesamt betrachtet<br />
ist die empirische Forschungslage jedoch nicht e<strong>in</strong>deutig, teilweise sogar widersprüchlich<br />
(vgl. Phillips 1999). Mehrere Autoren plädieren dafür, Geschwister zwar nicht zu tren-