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Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern

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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 7<br />

Zusammenfassung<br />

Das Verb<strong>und</strong>projekt gliedert sich <strong>in</strong> zwei <strong>in</strong>haltlich aufe<strong>in</strong>ander aufbauende Phasen, e<strong>in</strong>e<br />

quantitative Erhebungsphase <strong>in</strong> 621 bayerischen <strong>Heimen</strong> (Vollerhebung) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e qualitative<br />

Erhebungsphase (Fallanalysen) <strong>in</strong> 56 Familien. In der quantitativen Erhebung g<strong>in</strong>g es um die<br />

Gew<strong>in</strong>nung von statistischen <strong>und</strong> demographischen Informationen über alle 821 <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der<br />

(459 Jungen <strong>und</strong> 362 Mädchen) <strong>und</strong> 140 <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> (71 Jungen <strong>und</strong> 69 Mädchen), die am<br />

Stichtag 31.08.1998 <strong>in</strong> bayerischen <strong>Heimen</strong> untergebracht waren. Bei der qualitativen Erhebung<br />

stand die Herausarbeitung der e<strong>in</strong>zelfallspezifischen Situation im Vordergr<strong>und</strong>. Zur Absicherung<br />

dieser Daten wurden fallunabhängige <strong>und</strong> -übergreifende Interviews mit je zehn<br />

Jugendämtern <strong>und</strong> <strong>Heimen</strong> durchgeführt.<br />

Zentrale Ergebnisse:<br />

Wenn im Anschluss an die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Pflege</strong>familie oder an e<strong>in</strong>e Platzierung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Adoptivfamilie e<strong>in</strong> Wechsel der Hilfeart durch e<strong>in</strong>e Heime<strong>in</strong>weisung vollzogen wird,<br />

können sehr unterschiedliche Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Vorerfahrungen bei den beteiligten<br />

Personen zugr<strong>und</strong>e liegen. Es wurden vier Gruppen von Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren identifiziert:<br />

k<strong>in</strong>dspezifische, familienspezifische, vermittlungsstellenspezifische <strong>und</strong> kommunikationsspezifische.<br />

Die Untersuchungsergebnisse legen überdies nahe, das Faktorenmodell um<br />

verschiedene Aspekte zu erweitern.<br />

Risikofaktoren tragen dazu bei, dass <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong>/oder Adoptivverhältnisse bee<strong>in</strong>trächtigt werden,<br />

sich Konflikte <strong>und</strong> Probleme häufen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt so ungünstige Entwicklung e<strong>in</strong>tritt,<br />

dass schließlich e<strong>in</strong> Wechsel der Hilfeart notwendig ersche<strong>in</strong>t. Festgestellt wurde, dass<br />

Risikofaktoren selten isoliert wirken, sondern meist <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mite<strong>in</strong>ander stehen <strong>und</strong><br />

sich auch gegenseitig verstärken können. Es ließen sich aber auch Schutzfaktoren aufzeigen,<br />

welche die Wirkung von Risikofaktoren abschwächen.<br />

Bei den Wechseln der Hilfeart, die sich aus den fallspezifischen Analysen herausarbeiten ließen,<br />

handelt es sich z.T. um geplante <strong>und</strong> entsprechend vorbereitete Übergänge, zum größeren<br />

Teil aber um kurzfristig notwendig werdende bzw. krisenbed<strong>in</strong>gte Wechsel. Bei der Beurteilung<br />

e<strong>in</strong>es Wechsels erwies es sich als wichtig, sich nicht nur auf die Tatsache des Wechsels<br />

selbst zu beschränken, sondern immer auch dessen Vorgeschichte, Ablauf <strong>und</strong> Prognose<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Wenn <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> Adoptivverhältnisse sich so ungünstig entwickeln, dass e<strong>in</strong> Wechsel der<br />

Hilfeart schließlich vollzogen wird, hat dies <strong>in</strong> den meisten im Projekt dokumentierten Fällen<br />

mehr als nur e<strong>in</strong>e Ursache. Für die Praxis bedeutet das, dass die Suche nach Gründen immer<br />

<strong>in</strong> mehrere Richtungen erfolgen muss <strong>und</strong> auch u.U. nur e<strong>in</strong>zelfallspezifische Komb<strong>in</strong>ationen<br />

von Faktoren <strong>in</strong> Betracht zu ziehen s<strong>in</strong>d. Damit wird die Arbeit der Fachkräfte schwieriger<br />

<strong>und</strong> an ihre fachliche Kompetenz werden höhere Anforderungen gestellt.<br />

Die Projektergebnisse belegen, dass die E<strong>in</strong>lösung des Anspruchs, <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> Adoptiveltern<br />

auf die Übernahme ihrer Aufgabe <strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichender Weise vorzubereiten <strong>und</strong> bei der Betreuung<br />

ihrer K<strong>in</strong>der angemessen zu begleiten, immer wieder auf Grenzen stößt. E<strong>in</strong>ige dieser<br />

Grenzen können von den Beteiligten selbst nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Maß bee<strong>in</strong>flusst werden (Datenschutz,<br />

Umfang <strong>und</strong> Qualität der Vor<strong>in</strong>formation, verfügbare Betreuungsfamilien, Zeitange-

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