Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>ifb</strong> - Materialien 4-2001<br />
e<strong>in</strong>e eng beschränkte zeitliche Verfügbarkeit wird als nachteilig erlebt. Präventive Arbeit<br />
<strong>und</strong> Erfahrungsaustausch werden verschiedentlich als zu ger<strong>in</strong>g beurteilt oder ganz vermisst.<br />
Vorbereitung auf e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>und</strong> Gestaltung des Vollzugs<br />
Stellt sich im Verlauf der Betreuung heraus, dass e<strong>in</strong> Wechsel <strong>in</strong>s Auge gefasst werden sollte,<br />
ist immer wieder bereits die Klärung des Ob für alle Beteiligten so belastend, dass Aufmerksamkeit<br />
<strong>und</strong> Energien größtenteils hier geb<strong>und</strong>en zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en. Die Klärung der Frage<br />
des Wie wird möglicherweise bereits schon deshalb als verzichtbar erlebt. Die Gestaltung, also<br />
nicht bloß der Vollzug, e<strong>in</strong>es Wechsels aus e<strong>in</strong>er schon bestehenden Betreuungssituation<br />
wurde dementsprechend selten als zureichend empf<strong>und</strong>en – mit eventuell weitreichenden<br />
Konsequenzen.<br />
Dass e<strong>in</strong> Wechsel mehr als nur e<strong>in</strong>e bloße Zustandsänderung ist, sondern selbst Prozesscharakter<br />
besitzt, wird dabei zu wenig systematisch berücksichtigt, so dass zwar dem Wechsel<br />
als solchem, nicht aber dessen Vorbereitung, noch seltener aber dessen Nachbereitung die<br />
nötige Aufmerksamkeit zuteil wird. Gleichwohl kann das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Wechsels davon wesentlich<br />
betroffen se<strong>in</strong>. Nicht nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen kam es <strong>in</strong> den Familien der Befragten vor,<br />
dass Wechsel („Herausnahmen“) kurzfristig oder sogar unangekündigt („Überraschungsaktion“)<br />
vorgenommen wurden, oder ke<strong>in</strong>e Möglichkeit der Abklärung mit dem Betreuungsk<strong>in</strong>d<br />
bestand, e<strong>in</strong> Rechtsbeistand nicht mehr beigezogen werden konnte, e<strong>in</strong> Austausch von<br />
Informationen über den weiteren Verbleib des Betreuungsk<strong>in</strong>des <strong>und</strong> mit ihm verfolgte Ziele<br />
unterblieb.<br />
Entgegen dem ersten Ansche<strong>in</strong> können sich außerdem gerade <strong>in</strong> Betreuungsverhältnissen,<br />
die nicht reibungslos laufen <strong>und</strong> <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> erhöhter Betreuungsaufwand e<strong>in</strong>gebracht worden<br />
ist, Beziehungen entwickelt haben, die e<strong>in</strong>e spätere ‚Herausnahme‘ weniger leicht <strong>und</strong><br />
unproblematisch erfahren lassen. Selbst <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen die ‚Herausnahme‘ von allen<br />
Seiten zunächst als Erleichterung wahrgenommen wird, lassen sich im weiteren Fortgang die<br />
Gefühle der Beteiligten nicht ohne weiteres auf dieses Moment der Entlastung festlegen, sondern<br />
es werden auch Gefühle der Wut, Trauer, Enttäuschung freigesetzt, die zum<strong>in</strong>dest Aufmerksamkeit,<br />
wenn nicht gar nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Bearbeitung verlangen.<br />
Nachbereitung e<strong>in</strong>es vollzogenen Wechsels<br />
Von e<strong>in</strong>em Angebot zur Aufarbeitung eventuell gemachter negativer Erfahrungen wird kaum<br />
berichtet (allerd<strong>in</strong>gs gilt dies genauso für positive Erfahrungen). E<strong>in</strong> derartiges Angebot<br />
sche<strong>in</strong>t noch ke<strong>in</strong> regulärer Bestandteil der Arbeit mit Betreuungsfamilien zu se<strong>in</strong>. Ursächlich<br />
hierfür dürfte e<strong>in</strong> ‚Denken <strong>in</strong> Zuständen‘ se<strong>in</strong>, welches formal mit der Herausnahme auch das<br />
Betreuungsverhältnis als beendet ansieht <strong>und</strong> dementsprechend ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit für weitere<br />
Unterstützung erkennen kann. Damit wird Betreuungseltern aber die Chance genommen,<br />
die Gründe für den Wechsel <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen, ihren eigenen Beitrag dazu zu klären,<br />
auftauchende Schuldgefühle, wie Ängste h<strong>in</strong>sichtlich der eigenen Kompetenz zu bearbeiten<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung von Zerrbildern von sich selbst („Unperson“, der vom Jugendamt<br />
ke<strong>in</strong>e Unterstützung mehr zuteil wird) vorzubeugen.