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Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern

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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 41<br />

Schon <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Vorbereitung wird es auch als zu wenig ersichtlich erlebt, dass die<br />

Übernahme e<strong>in</strong>er Betreuung mehr bedeutet als nur die Aufnahme e<strong>in</strong>es (zusätzlichen) K<strong>in</strong>des<br />

<strong>in</strong> die Familie, e<strong>in</strong>e bloße Addition <strong>in</strong> der Zahl der Familienmitglieder. Durch die Aufnahme<br />

e<strong>in</strong>es Betreuungsk<strong>in</strong>des verändert sich die gesamte Qualität des Familiensystems. Dies gilt <strong>in</strong><br />

besonderem Maße, wenn bislang noch ke<strong>in</strong>e oder nur leibliche K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Familie gelebt<br />

haben. Diese dauerhaft systemverändernde Qualität der Aufnahme e<strong>in</strong>es Betreuungsk<strong>in</strong>des<br />

wird von den <strong>in</strong>terviewten Teilnehmen immer wieder, gerade auch im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Intensität, Richtung <strong>und</strong> Unerwartetheit sowie auf die Breitenwirkung auf alle Mitglieder der<br />

Familie <strong>und</strong> alle Aspekte des Familienlebens beschrieben. Sie kann sogar bislang angestrebte<br />

Familienkonzepte <strong>in</strong> Frage stellen. Viel zu wenig erfolgt zudem e<strong>in</strong>e Überprüfung der<br />

noch von jeder konkreten Praxiserfahrung unbelasteten Motive für e<strong>in</strong>e Betreuungsübernahme.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass (bei <strong>Pflege</strong>familien) <strong>in</strong> das System der Familie weitere Mitwirkende<br />

(z.B. die vermittelnde Stelle im Jugendamt oder e<strong>in</strong> Vorm<strong>und</strong>) permanent e<strong>in</strong>treten<br />

werden <strong>und</strong> bei Planungen <strong>und</strong> Entscheidungen berücksichtigt werden müssen, was neben der<br />

B<strong>in</strong>nenkomplexität auch die Außenkomplexität der Familienbeziehungen erheblich steigert<br />

<strong>und</strong> zahlreiche Abstimmungsprobleme aufwerfen kann.<br />

Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als viel zu wenig klar herausgearbeitet erschienen vielen Betreuungseltern die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Erwartungshaltungen an das aufzunehmende Familienmitglied. Nicht nur das<br />

betreute K<strong>in</strong>d br<strong>in</strong>gt Erwartungen an die Betreuungsfamilie e<strong>in</strong>, davon wird eher selbstverständlich<br />

ausgegangen. Auch umgekehrt wird es sich mit solchen der Betreuungsfamilie ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />

vor allem aber ‚zusammen‘setzen müssen. Im späteren Familienleben wird<br />

diese Regelungsaufgabe zwar ohneh<strong>in</strong> auf die Familienmitglieder zukommen, aber bereits bei<br />

der Klärung des Ob e<strong>in</strong>er Aufnahme s<strong>in</strong>d Aspekte wie Leistungserwartungen, Intimitätsgrad,<br />

Abweichungstoleranz, Flexibilitätsgrenzen, Systemoffenheit unter Umständen wesentlicher<br />

<strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Betreuung wichtiger, als manche der eher offensichtlichen<br />

<strong>und</strong> deshalb auch leichter ansprechbaren Aspekte.<br />

Vorbereitung auf die Entscheidung für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d – Vorbereitung auf das K<strong>in</strong>d selbst<br />

Ist die gr<strong>und</strong>sätzliche Entscheidung für e<strong>in</strong>e Betreuungsform gefällt, wird die Vorbereitung<br />

auf die Entscheidung für e<strong>in</strong> bestimmtes K<strong>in</strong>d – <strong>und</strong> eng damit verknüpft die Vorbereitung<br />

auf das gewählte K<strong>in</strong>d – zur wichtigsten Frage. Bei weitem am häufigsten werden hier von<br />

den Befragten Mängel wahrgenommen, Defizite berichtet <strong>und</strong> Wünsche für Veränderungen<br />

geäußert.<br />

Dabei hat sich das an sich Naheliegende, nämlich e<strong>in</strong>e möglichst umfassende wie genaue Information<br />

über das aufzunehmende Betreuungsk<strong>in</strong>d zu erhalten, im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>er<br />

Reihe von Betreuungsfamilien als nicht richtig oder nicht ausreichend gewährleistet herausgestellt.<br />

Die Betreuungseltern erlebten sich als unvorbereitet auf e<strong>in</strong>tretende Schwierigkeiten,<br />

obwohl diese bereits zu e<strong>in</strong>em früheren Zeitpunkt hätten erkennbar se<strong>in</strong> können, etwa durch<br />

geeignete mediz<strong>in</strong>ische Diagnostik <strong>und</strong> anderweitige fachliche Prognosen, durch E<strong>in</strong>schaltung<br />

von Sachverständigen, aber auch alle<strong>in</strong> schon durch Heranziehen von ohneh<strong>in</strong> vorhandenen<br />

Informationen. Immer wieder blieb bei Befragten der E<strong>in</strong>druck haften, das K<strong>in</strong>d oder<br />

der Jugendliche solle möglichst ohne viele Fragen ‚untergebracht‘ <strong>und</strong> alles, was e<strong>in</strong>e Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

verzögert, vermieden werden.

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